Medikamente in der Führungsaufsicht?

1 Antwort

Hi Typos,

wieviele Psychosen hattest Du denn schon? Hört sich so an, als wären nach der eingehenden Psychose von 2011 auch noch weitere Schübe gekommen, oder?

Wenn Du "nur" drogenrückfällig geworden bist, ist dennoch alleine das ein klarer Grund dafür, Dich in Führungsaufsicht zu behalten. Und es tut mir leid, auch wenn Du gerade akut keine Drogen (bis auf die Medikamente) mehr nimmst, wärest Du statistisch gesehen eine riesen Ausnahme, dass Du nicht wieder rückfällig werden würdest.

Was ich sagen will: Ich kann mir gut vorstellen, dass Du die Führungsaufsicht so oder so nicht los wirst. Früher oder später hast Du sie sowieso wieder am Hals, meinst Du nicht auch? Wird ja auch Gründe für die Verlängerungen gegeben haben. Spätestens beim nächsten Drogendelikt oder der nächsten Psychose geht es sowieso von vorne los. Insofern mein Rat: Entscheide nicht aufgrund der Bewährung sondern rein aufgrund Deiner Gesundheit!

Ob Du die Antipsychotika nun nimmst oder nicht ist letztendlich eine reine Risiko-Abschätzungsfrage. Darüber solltest Du wirklich ausschließlich mit sachverständigen Ärzten sprechen und keine Meinung von dieser Plattform einholen. Niemand weiß, wie sehr Deine Herzrhythmik aus dem Takt ist, ob das akut war oder eine chronische Gefahr darstellt.. und auch, wie groß die Gefahr das Abilify wirklich darstellt. Bitte halte Dich da an die Ärzte.

Ganz generell sagt man ja eher, dass Menschen mit Psychosen dazu neigen, diese wiedererleben zu wollen und die Medikamente phasenweise sehr gerne absetzen. Deswegen vermute ich, dass Du die Antipsychotika eher nehmen solltest. Aber wie gesagt: Bitte halte Dich an die Meinung der Ärzte, wir können das alle wesentlich schlechter einschätzen, da wir Deine Werte nicht kennen (und ein vielfaches schlechter geschult sind).

Ich wünsch Dir viel Glück! Und bitte bedenke: Jede Psychose kostet wirklich viele Gehirnzellen, allein Deiner Intelligenz zuliebe solltest Du diese so gut es nur geht vermeiden, sonst wirst Du künftig immer weiter abbauen.

Mach das Richtige und halt die Ohren steif,
You are awesome


Typos 
Beitragsersteller
 26.11.2021, 09:59

Danke für die schnelle Antwort. Psychosen hatte ich bisher drei. Die erste nach zwei Tagen Entzug von zu viel Cannabis (10 Gramm täglich im Holland Urlaub). Wobei ich nicht sagen kann ob die Krankheit auch gekommen wäre wenn ich die Möglichkeit zum Abdosieren gehabt hätte, die zweite von zu viel MDPV und die dritte bekam ich als ich mir zu viel Ethylphenidate (Research Chemical aus dem Internet) gespritzt hatte. Von alleine habe ich noch nie eine Psychose bekommen. Straffällig bin ich seit 10 Jahren auch nicht mehr geworden, außer dass ich mich durch den Konsum von Drogen nicht an meine Auflagen gehalten habe. Inzwischen bekommt man ja sogar Cannabis auf Rezept, wie z.B. eine Freundin von mir. Eigentlich möchte ich ja so wenig wie möglich, am besten gar nichts mehr, nehmen müssen. Wenn dann aber ein Rückfall, wenn ich zum Beispiel das Polamidon absetzen will, passiert werde ich wieder eingesperrt. Außerdem kommt man sich während der Führungsaufsicht vor wie ein Krimineller und die wöchentlichen Termine nerven inzwischen. Ich habe noch nie jemanden ein Haar gekrümmt und dann bekomme ich als langjähriger Cannabis Abhängiger mit ADHS eine Cleanauflage die von Anfang an zum scheitern verurteilt war. Jetzt habe ich Gras gegen Antipsychotika, Antidepressiva, Ritalin und Polamidon tauschen müssen. Die Folgen davon sind große Ödeme an den Armen und Beinen und eine Lungenembolie. Bisher habe ich immer auf die Ärzte gehört und alle Medikamente immer nach Empfehlung eingenommen. Nächste Woche bekomme ich ein neues Antipsychotika verschrieben. Ich werde es wahrscheinlich nehmen. Die Führungsaufsicht wird im Februar ziemlich sicher auch verlängert.

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YouAreAwesome  26.11.2021, 10:50
@Typos

Ich kann Deinen Frust absolut nachvollziehen. Da bist Du (leider) ein Paradebeispiel dafür, warum Drogen generell entkriminalisiert gehören. Was Du bräuchtest, wäre eine hilfsbereite Anlaufstelle für die Abhängigkeit anstatt Bewährungsauflagen, mögliche Haftstrafen im Hintergrund und wöchentliche Vorsprechtermine.

An dem Punkt müssen wir uns gar nichts vormachen, da hinkt unser Rechtssystem enorm hinterher, es ist unsinnig und gerade für Menschen wie Dich einfach frustrierend und ungerecht.

Aber Du musst eben auch der Wahrheit ins Gesicht schauen: Solange sich im Rechtssystem nichts tut, wirst Du da auch nicht rauskommen, außer Du wirst wirklich dauerhaft komplett clean. Du weiß selbst, wie hart und schwierig dieser Weg ist. Und abhängig bleibt man eben ein Leben lang, das hat man nicht irgendwann "überwunden". Es kommen immer wieder mal schlechte Zeiten im Leben, in denen die Versuchung riesig ist, wenn man diese Grenze einmal überschritten hat.

Ichh denke, Du könntest das Polamidon am ehesten absetzen, oder? Das ist vermutlich auch für die Ödeme verantwortlich.

Eine Sache finde ich bei Dir ein wenig kritisch. Ich hatte sie schon in meiner ersten Antwort angesprochen:

Jetzt habe ich Gras gegen Antipsychotika, Antidepressiva, Ritalin und Polamidon tauschen müssen.

Weißt Du, was das wichtige in diesem Satz ist? Das "müssen"! Denn das Gras ist leider nicht das Heilmittel, das Dir noch helfen würde. Gras könnte in der nächsten Legislaturperiode ja definitiv legalisiert werden und Du dürftest es ganz legal konsumieren. Alles sieht danach aus!

ABER: Dir ist klar, dass Du davon mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder Psychosen bekommen würdest, oder? Vielleicht geht es Dir dann phasenweise etwas besser, aber wie ich eingangs erwähnte: Du wirst mit jeder Psychose mehr und mehr abbauen, Deine Intelligenz wird sich erheblich mindern und ich würde Dir eher raten, vielleicht doch einen alternativen Weg zu suchen. Ich glaube nicht, dass das Gras für Dich noch ein gangbarer ist, sorry. Aber das musst Du selbst wissen, was Du mit Deinem Geist und Deinem Körper anstellen möchtest.

Gruß,
You are awesome

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YouAreAwesome  26.11.2021, 10:57
@Typos

Ich habe gerade nochmal nachgelesen, weil ich mir etwas unsicher war, inwiefern psychotische Schübe wirklich Hirnzellen absterben lassen. Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass das wirklich enorm viele wären, aber ich finde das gerade nirgends bestätigt.

Vielleicht kannst Du Dich da selbst nochmal schlau machen oder mit Ärzten direkt drüber sprechen. Wenn die Schübe nicht ganz so schlimm wären und Du durch sie keine chronischen Folgeschäden davonträgst, würde ich Dir sehr wünschen, dass durch die neue Regierung und Deinem Vermögen, wirklich nur beim Gras zu bleiben, eine "entkriminalisierte" Zukunft möglich ist.

Bis dahin.. tja.. Antipsychotika und den anderen Kram.. :/

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Typos 
Beitragsersteller
 26.11.2021, 12:00
@YouAreAwesome

Vielen Dank nochmals. Ich sehe du bist ein guter Mensch und hast dir Gedanken gemacht. Die Illegalen Sachen lasse ich schon ein Jahr weg und die legalen ob Alkohol oder Cannabis auf Rezept werde ich auch nicht wieder anfangen. Frei sein heißt für mich auch möglichst keine Abhängigkeiten zu haben. Ab und zu ein Bisschen ist schon Ok, wenn es einem gut tut. Mein Betreuer von der Caritas war gerade bei mir und meinte dass mein Zustand besser geworden ist seit dem ich kein Antipsychotika mehr nehme. Es ist für ihn sogar schwer geworden Gründe zu finden die für die Weiterführung des substitutionsgeschützten betreuten Einzelwohnen sprechen. Vielleicht werden wir uns alle nochmal vor der richterlichen Anhörung zusammen an einen Tisch setzen und mit den Ärzten der fotensischen Ambulanz reden. Eigendlich leben wir ja im einem Rechtsstaat sollte man meinen. Einen Anwalt kann ich mir halt nach wie vor nicht leisten. Danke an eurer Anteilnahme und schöne Grüße

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