Ist es normal, dass Freundschaften mit der Zeit zunehmend oberflächlicher werden? Liegt es auch an dem Alter?

7 Antworten

Hi hiwidu,

Erstmal ganz banale Antwort : typische Bekanntschaften.

Mit der Zeit kommt es von ganz automatisch, dass du Bekanntschaften, Freunde und echte/wahre Freunde aussortierst. Mit voranschreitendem Alter machst du das immer öfters.

Das aktuelle Verhalten deiner Freunde kann eben auch im Zusammenhang mit der Pandemie und aktuell mit dem Ukrainekonflikt zu tun haben... Sie wollen lieber was positives erleben und nicht (betrachtungssache) sich mit negativen Sachen auseinandersetzen.

Ich denke unter diesen Bekanntschaften hast du schon Menschen, die du "Freunde" nennen kannst... Ich selbst bin 31 und habe einige Male meinen Freundeskreis aussortiert. Jetzt habe ich 4 wirkliche Freunde und eben einige Bekanntschaften, zu den Rest habe ich zum Beispiel freiwillig den Kontakt stark eingeschränkt, da sie mir eher schaden, als gut tun.

Das ist letztlich auch der einzige Rat, den ich dir auf deinem Weg mitgeben kann... Tut dir die Freundschaft (und das musst du für dich mit jeder Person abklären) auf Dauer gut, entziehen sie dir nur Energie, halten sie ihr Wort, sind sie verschwiegen, unterstützen sie dich und letztlich rauben sie dir deine Zeit oder machen sie diese Zeit umso wervoller?

Du kannst als Hilfe auch einfach Birkenbihls Inselmodell kopieren oder meine abgewandelte Technik verwenden:

Nimm ein Blatt und mache einen Punkt im Zentrum zeichne mindestens 3 Kreise um das Zentrum. ( Du kannst auch mehr zeichnen) Der Punkt im Zentrum bist du. Jetzt nimmst du verschiedene Farmen und machst in jeden Kreis, nach deiner Intuition die Punkte für jede Person hin, die du kennst (also Familie, Bekanntschaft, Kollegen, Freunde usw). Je nach Distanz und je nach Farben sortierst du automatisch. Dann kannst du die Kreise benennen. Das braucht etwas Zeit und Übung... Wenn du das 2 - 3 mal wiederholst, erkennst du auch, mit wem du wirklich kontakt willst und mit wem nicht, dir alles Gute und für Fragen stehe ich dir gern zur Seite 🍀🍀🍀

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

hiwidu 
Beitragsersteller
 19.03.2022, 11:39

Das Problem is aber nun mal ich habe anderen sozialen Kontakte.

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circle1  19.03.2022, 13:00
@hiwidu

Die bilden sich schon, du lernst immer wieder neue Leute kennen... Du weisst hoffentlich, dass bald alles wieder gelockert wird und du wirst ja nicht ewig dort bleiben, wo du gerade bist... Es ist ein ganz normaler Lauf der Dinge, dass du neue Leute kennen lernst und alte Leute eben kaum oder nicht mehr siehst... Denk immer daran, dass dich jeder Menschen nur einen gewissen Abschnitt deines Lebens aktiv begleitet... Nichts ist für immer, alles Gute 🍀🍀🍀 PS... Denke auch daran, dass du nie alleine bist, da du ja immer dich selbst hast 👍

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Also vorab: Menschen sind da denke ich seeeehr verschieden.
Und entsprechend auch die Freundeskreise.
Vielleicht wirkt es eher so, dass diese Themen so präsent sind, weil da halt auch wortwörtlich lauter drüber geredet wird und es ist halt eher unverfänglich und ja halt oberflächlich für small talk, es ist chillig, weils da nicht um ernste und oftmals stimmungssenkende Themen geht, sondern im Gegenteil.
Ich finde das ist manchmal ganz nice, aber nicht zu oft. Weil da fehlt ja die Tiefe, wie du auch sagst.
Vor allem in Gruppen sind so lockere Themen eher im Gespräch, ist mein Eindruck.

Ist das denn auch so, wenn du alleine mit einer Person bist? Weil wenn man zu zweit oder vlt noch zu dritt redet, sind die Gespräche, zumindest bei mir, viel eher auch mal ernst und in der Hinsicht offen usw.


hiwidu 
Beitragsersteller
 19.03.2022, 16:59

Eben nicht. Das ist das Problem.

Ich habe teilweise das Gefühl ich kann mit Leuten die ich erst seit ein paar Wochen viel besser reden als Leute die ich bereits mein halbes Leben kenne

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lena1815  19.03.2022, 17:06
@hiwidu

Ja naja bei Leuten, die man noch nicht so lange kennt, hat man weniger Erwartungen bzw ist unvoreingenommener

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so war es schon in meiner Jugend, mich hat es auch genervt und nur traurig gemacht. Ich denke, du solltest dir einfach selber Sachen suchen, die dir Spaß machen und das durchziehen. Es gibt ja genug Möglichkeiten, da lernst du dann auch Gleichgesinnte kennen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Lebenserfahrung

Ich (31 Jahre) habe ähnliches erlebt in just dem Alter bzw. auch noch mit Ende 20. Das hängt aus meiner Sicht damit zusammen, dass man sich mehr oder weniger auseinander lebt und diese Freundschaften doch eher "Gemeinschaften" waren anstatt echte Freundschaften.

Meine ganzen echten Freunde habe ich noch, Bekanntschaften im Sinne lockerer Kontakte ... so gut wie gar nicht mehr. Nur noch echte Freunde. Ich hatte früher einen sehr großen Bekanntenkreis, aber irgendwann verwässerte sich das. 20-30 ist die Zeit, in der man neue Wege angeht, beruflich wie privat, in der man meist reift und seinen eigentlichen Charakter bzw. sich selber kennen lernt - und wo man vieles hinterfragt, auch Freundschaften und Bekanntschaften, hin und wieder auch die Arbeit, gelegentlich Hobbys, manchmal die eigene Familie. Man entwickelt sich weiter, man denkt an "mehr". Rainhard Fendrich hat das mal in seinem Lied "Der Wind" ganz gut auf den Punkt gebracht.

Manchmal ergibt sich das halt einfach so, ich kenne das vor allem von "Kinderfreundschaften" unter Nachbarskindern oder Banknachbarn, die zusammen kamen aufgrund räumlicher Nähe der Elternhäuser oder weil man im Klassenzimmer beisammen saß. Oft geht so was während der Pubertät oder mit Anfang 20 auseinander, weil man sich in andere Richtungen entwickelt und es in der Freundschaft doch weitaus weniger Gemeinsamkeiten gab als gedacht - oft genügt es schon, wenn der eine auf die Realschule geht und der andere aufs Gymnasium wechselt ODER man durch einen Berufs- und Ortswechsel andere Lebensmittelpunkte hat und man sich nicht mehr dauernd sieht sowie auch neue Leute kennen lernt, mit denen die Chemie einfach stimmt.

Gemerkt habe ich das durch einen vom Start weg lockeren, freien und total herzlichen, unkomplizierten Umgangston. Man muss keine Angst haben falsche Wörter zu verwenden, kann frei reden, sich so geben wie man ist, muss sich nicht schick machen, muss nicht von Tod und Teufel schwadronieren, muss keine Bedenken haben verurteilt oder verkauft zu werden (das hat man einfach nicht, wenn die Chemie stimmt) - und man freut sich auf und über Treffen und Begegnungen. Bei meinen "früheren Freunden" habe ich z.B. deren Geburtstagsfeiern wie lästige, pflichtige Termine im Sinne eines Arzttermins die ganze Zeit vor mir hergeschoben und war ich erst mal dort wollte ich bald wieder gehen, weil ich die Stimmung merkwürdig fand ... heute weiß ich, ich war der unterschwelligen Meinung da nicht rein zu passen und musste mich denen anbiedern durch Kleidung, Gesprächsthemen, Phrasen aller Art, Zustimmung und lauter so'n Nonsens. Man tat immer so auf nett und verständig, aber ich fühlte mich nicht richtig wohl und heute weiß ich warum.

Ich habe auch zu meiner Schulklasse alle Kontakte abgebrochen aus diesem Grund.

Bin ich einfach zu spießig oder mach ich was falsches. Ich fühl mich irgendwie immer steinalt in dieser Gruppe und ich bin nicht mal 25. Ist das nur in meinem Freundeskreis?

Du machst NICHTS falsch, denn jeder ist wie er ist und es ist halt einfach so gekommen. Übrigens fühlte auch ich mich am letzten Klassentreffen, an dem ich gerade 25 gewesen sein müsste oder gerade noch 24 war, ähnliches erlebt: Das waren gefühlt uralte Leute, die zwar modisch und cool angezogen waren, aber total altbacken, unflexibel, trutschig und ältlich gewirkt hatten. Die hatten mit ihrem Leben alle schon mehr oder weniger abgeschlossen und ich saß da und dachte mir ... ey, das fängt doch grad erst alles an, ich experimentiere hier und dort, es gibt so viele spannende Dinge zu erleben, und ihr hockt auf dem Land jwd rum und seit in Gedanken älter, als es mein Opa je gewesen ist. Ich fand es grotesk. Viele meinen mit Anfang 20, vernünftig sein zu müssen und werden dann gedanklich "uralt", wobei das auch mit coolen Eltern zusammen hängt, die nicht alt werden wollen/können, meinen die besten Freunde ihrer Kinder sein zu müssen usw., das ist eine Form der Rebellion durch den Nachwuchs, der sich Geborgenheit erhofft und bei diesen "Best Ager-Eltern" halt nicht vorfindet.

Ich will das nicht mehr, habe auch kein Problem damit dazu zu stehen und komme zurecht damit. Andere können sich dazu denken was man will - das ist auch so was: Man merkt mit der Zeit, wie "egal" einem diese falschen oder aufgezwungenen Freunde sind und wie wenig sie einem bedeuten, wie unwichtig sie für das eigene Wohlergehen sind. So war es bei mir auch mit Ende 20 - ich merkte, ich lebe auch ohne die ziemlich gut, wenn nicht sogar freier und daher besser.

Bei meinen "echten Freunden" muss ich das nicht, da muss ich mich nicht verstellen und kann ehrlich sein und muss mich nicht anbiedern. Da wird man auch im Jogging gern gesehen und es ist völlig okay, wenn man mal ein Glas zuviel getrunken hat oder wenn man auch mal eine Meinung nicht teilt, wenn man etwas anders sieht, wenn man mal wirklich keine Zeit hat und das begründet, wenn man krank ist und nicht kommen kann oder sonst was. Es ist denen egal, was ich für ein Auto fahre, ob ich Französisch spreche bspw. oder nicht, ob ich sonntags brav zur Kirche gehe oder nicht, welche Partei ich wähle und mit wem ich mich sonst so treffe. Es gibt kein Richtig und kein Falsch.

Bei den "Anderen" gab es immer Debatten, da reichte es schon, dass sie enttäuscht waren, wenn man mit Grippe im Bett lag und man merkte die sind etwas konsterniert, wenn sie einen mit Jogging und Langarmshirt gesehen haben statt mit Sakko und Hemd.

Ich weiss nicht so was ich machen soll, weil so super günstig finde ich diese Situation nicht?

Nichts. Ich würde das einfach so stehen lassen und mir meinen Teil denken. Je mehr man sich damit beschäftigt, umso unangenehmer wird das auch für einen selbst. Versuche das nicht zu "gewichten" und blicke nach vorne - du brauchst diese ältliche Gefolgschaft nicht, weil du stark genug bist ohne sie :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

hiwidu 
Beitragsersteller
 19.03.2022, 11:29
Nichts. Ich würde das einfach so stehen lassen und mir meinen Teil denken. Je mehr man sich damit beschäftigt, umso unangenehmer wird das auch für einen selbst. Versuche das nicht zu "gewichten" und blicke nach vorne - du brauchst diese ältliche Gefolgschaft nicht, weil du stark genug bist ohne sie :-)

Ich habe aber leider sonst kein weiteres soziales Umfeld. Dementsprechend ist das immer einfacher gesagt als getan :)

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Du bist nicht spießig, manchmal entwickelt man sich halt auseinander. Passiert, glaube ich, grad im Übergang zum Erwachsen werden, da bilden sich die Persönlichkeiten dann oft aus.

Ich würde vorschlagen, zu versuchen andere Freunde (zusätzlich halt) zu finden, mit denen du jenen Hobbies nachgehen kannst, die deine alten Freunde nicht interessieren.