Wurde ich sexuell belästigt und / oder vergewaltigt?
Hallo,
es ist nicht leicht für mich über das Geschehene zu sprechen / schreiben, aber immer wenn ich daran denke überkommen mich ganz unangenehme Gefühle und Gedanken. Ich empfinde Angst, Ekel (auch mir gegenüber), Scham und Unterwürfigkeit…
Ich hatte letztes Jahr mein erstes Mal. Er hat mich gefragt ob er mich berühren darf. Dies bejahte ich, obwohl ich es eigentlich nicht wollte. Ich hatte Angst ihn verletzen oder verlieren zu können und hatte Angst was er von mir denken würde. Dann führte eins zum anderen und er drang in mich ein. Da hatte er mich nicht nach der Zustimmung gefragt und ich habe weder ja, noch nein gesagt. Ich lag einfach nur da.
Zudem sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich neben einer Schizoaffektiven Störung eine Ängstlich-Vermeidende Persönlichkeitsstörung und eine Soziale Phobie habe und wahrscheinlich (das finden meine Psychologin und ich gerade heraus -) auch eine Abhängige Persönlichkeitsstörung. Darum war und bin ich kaum in der Lage Entscheidungen selbst zu treffen. Das fängt bei banalen Dingen an, geschweige denn große Entscheidungen. Meine Psychologin hag auch schon gesagt, dass ich die emotionale Reife einer gerade mal 12-jährigen hätte.
Jedenfalls habe ich mich zu diesem Zeitpunkt also psychisch nicht in der Lage gefühlt so eine Entscheidung zu treffen oder „nein“ zu sagen.
Bei der Frage ob er mich berühren dürfe habe ich zwar „ja“ gesagt (obwohl ich es nicht wollte), habe aber die folgenden Sachen, wie das in mir Eindringen nicht wirklich vorhersehen oder einschätzen können. Und immer wenn er mich die darauffolgenden Tage gefragt hat ob es mir gefallen hätte, habe ich das bejaht. Obwohl ich es eben ganz grauenhaft fand und die oben genannten Gefühle verspürt habe und immer noch tue…
Die folgenden Tage / Wochen hat er meine Hand auch zwischen seine Beine geführt. Ich habe mich nicht getraut „nein“ zu sagen, sondern habe es „einfach hingenommen“…
Zählt das nun unter sexuelle Belästigung oder sogar Vergewaltigung? Und sollte ich meiner Psychologin davon erzählen?
6 Antworten
Und sollte ich meiner Psychologin davon erzählen?
Solltest du ja.
Anhand deiner Beschreibung die du da mitgibst, ist es vermutlich keine sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung, aber solltest du tatsächlich vom Wesen her nicht in der Lage sein die Situation richtig einzuschätzen, könnte das, das ausnutzen einer Situation sein, in der du nicht in der Lage bist diese korrekt zu beurteilen. Nun stellt sich aber die Frage, ob er das wusste.
Tatsächlich beurteilen was dieses Erlebnis angeht, kann nur ein Psychologe.
Mir scheint aber, dass du noch nicht bereit warst diese Erfahrung zu machen, vielleicht wenn er langsam vorgegangen wäre, erst berühren, dann ein wenig weiter und irgendwann dann Sex, vielleicht hättest du das dann anderes aufgenommen.
Unabhängig davon egal was es war, du kannst nur lernen damit umzugehen. Bedenke vorallem eines, dein Körper mag sicherlich interessant sein, aber du hast viel mehr zu bieten und jemand der dich wirklich mag, geht auf dich und deine Bedürfnisse ein.
Nichts zu danken, du bist nicht die erste die sowas erlebt und nicht die letzte.
Gerade die ersten Erfahrungen sind so eine Sache, man weiß mitunter nicht so Recht wie man damit umgehen soll.
Du musst dich dafür nicht schämen, auch keine Angst haben, die Zeit kann leider nicht zurück gedreht werden, aber deine Zukunft bestimmst du und das gilt auch für den Umgang mit deinem Körper, wer was machen darf oder eben nicht machen darf.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass du lernst nein zu sagen.
Es spielt keine Rolle ob du dein Gegenüber damit verärgern könntest, du weißt nun ja, dass wenn es um solche Dinge geht, du an erster Stelle stehst.
Es ist ok mal was zu tun was man eigentlich nicht so gerne hat, wenn man es trotzdem ihm zu liebe tun möchte, aber es sollte eine Entscheidung sein die du für dich triffst.
Schließlich musst du damit dann leben können, nicht er.
Wenn etwas zu weit geht oder ein absolutes no Go ist, egal warum sag es.
Da du offensichtlich nicht die reife dazu hast solltest du solche Situationen komplett vermeiden. Du hast ihn in keinem Moment zu verstehen gegeben dass du das nicht willst. Da er keine Gedanken lesen kann, kann er nicht wissen dass du ja sagst aber eigentlich nein meinst, er hat also eigentlich nichts falsch gemacht.
Nein er hat dich weder vergewaltigt noch sexuell belästigt. Rede aber auf jeden Fall mit deiner Psychologin darüber.
Blöde Situation..., aber dadurch, dass du am Anfang Ja gesagt hattest, hat er natürlich dies hingenommen.
Vorweg, ja du solltest unbedingt und dringend mit deiner Therapeutin darüber sprechen.
Dein Partner kann keine Gedanken lesen. Wenn du consent kommuniziert hast und er keinen Druck oder Zwang ausgeübt hat, kann er davon ausgehen, dass alles im gegenseitigen Einverständnis passiert ist. Ein Partner wird in der Regel erwarten, dass Sex irgendwann in der Beziehung eine Rolle spielt. Und eine andere Möglichkeit als dich zu fragen gibt es nicht, um zu klären, ob du einverstanden bist.
Wenn er von deiner Einschränkung in vollem Ausmaß wusste, wäre es wichtig gewesen, dich in einem angemessenen Rahmen zu fragen,weil bei dir Druck sehr viel schneller aufgebaut wird als normalerweise üblich. Und relevant wäre wahrscheinlich auch noch deine Kommunikation und Körpersprache während alldem. Kurz, ob er hätte merken können, dass gerade etwas schief geht. Ob er bewusst verwendet hat, dass du aus Angst vor Ablehnung ja sagen könntest. Oder ob er berechtigt davon ausgehen konnte, dass das alles so in Ordnung ist.
Dass eins zum anderen führt und consent nonverbal durch mitmachen kommuniziert wird, ist bei über 20jährigen relativ normal.
Das alles bedeutet aber nicht, dass das nicht schlimme Auswirkungen auf dich gehabt hat, und deswegen solltest du darüber sprechen. Und auch darüber, wie sich so etwas in Zukunft verhindern lässt.
Ich hatte letztes Jahr mein erstes Mal. Er hat mich gefragt ob er mich berühren darf. Dies bejahte ich, obwohl ich es eigentlich nicht wollte.
Bei bestem Willen, kann der Junge nicht in deinen Kopf schauen.
Nein, das war keine Vergewaltigung.
Darüber solltest du trotzdem mit deiner Psychologin sprechen - auch wenn es keine Vergewaltigung war.
Das ist bisher die verständnisvollste und hilfreichste Antwort! Vielen lieben Dank!