Wie war der Sex im Mittelalter?

7 Antworten

Oha! Mit dem 6. bis zum 15. Jahrhundert umschrteibst du eine Zeitspanne von einem Jahrtausend, in dem je nach Gesellschaft und Zeitalter die Sexualität der Menschen eine völlig unterschiedliche Darstellung hatte. Ein nicht "zivilisierter" germanischer oder wendischer Stamm des 6. Jahrhunderts lässt sich in keinster Weise mit den Sitten im Kalifat von Cordoba des 13. Jahrhunderts vergleichen. Und damit bleiben wir ja immer noch auf europäischem Boden!

Die Sitten und Moden hjaben sich aber auch in den christlich oder vielmehr klerikal geprägten Ländern Europas im Lauf der Zeiten ständig verändert, so dass sittenstrenge Zeiten und lebensfrohe Zeiten sich immer wieder abwechselten.

Was du als "verklemmt" bezwichnest, kann man auch rücksichtsvoll nennen. Und wo früher sich Männer nahmen, was sie haben wollten, würde man das heute als Vergewaltigung bezeichnen.

Die meisten Menschen führten wohl ein ziemlich "normales" sexuelles Leben, das heißt: in einer Ehe mit vielen Kindern, wo der Sex nachts stannfand, wenn die anderen Kinder im Raum schliefen oder eben mitbekamen, was da getrieben wurde. Die ziemlich kurze Lebenserwartung zu diesen Zeiten sorgte nämlich dafür, dass sehr früh geheiratet und für Nachwuchs gesorgt wurde. Neun Zehntel der Bevölkerung waren einfache Bauern, deren Sexualleben sich in sehr überschaubaren Bahnen abgespielt haben dürfte.

In den Städten herrschten oft strenge Zunft- und Standesordnungen, die die individuelle Freiheit mehr eingeengt haben als man sich heute vorstellen kann.

Daneben gab es ntürlich noch eine Szene, die man heute als Paysex bezeichnen würde: Prostitution, H*ren, Dirnen, Metzen; also Frauen, die ihren Körper verkaufen mussten, um sich und ihre Familien über die Runden zu bringen. Und es gab - wie zu allen Zeiten - Männer, die ihre augenblickliche oder permanente Machtposition ausnutzten, um sich Sex zu erzwingen. Adelige, Kaufleute, Priester, Soldaten, die sich meistens an ihren Bediensteten oder Leibeigenen vergriffen, wobei es weder jemand gewagt hätte, diese Männer zu bestrafen noch eine Frau, sich der sexuellen Benutzung zu entziehen. Das Leben war hart genug, um sich auch noch Gedanken über seinen Missbrauch zu machen.

Ob das jetzt unverklemmt war, wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls musste eine Frau in der Regel nicht zum Geschlechtsverkehr überzeugt werden. Für die einen in der Ehe war es einfach eine Pflicht, die sie zu erfüllen hatten, und die anderen wurde weder gefragt noch gebeten.

Und noch eins: Da die Wände überwiegfend aus Holzbrettern oder Tüchern bestanden, war Sex etwas, was sich zumindest akustisch häufig in der Öffentlichkeit abspielte.

Wenn man eine Frau zum Geschlechtsverkehr überzeugen muss, dann macht man grundsätzlich etwas falsch, egal in welchem Jahrhundert.

Damals war es so, das viele Jahrhunderte lang die Frau keine sonderliche Stellung In der Gesellschaft hatte. Und daraus resultierte auch häufig, dass Männer sich die Frauen einfach nahmen, wann ihm danach war. Also eine Vergewaltigung.

Stellt sich heutzutage jedoch die Frage, ob es nicht weitaus schöner ist wenn die Frau aus eigenem Antrieb heraus Sex will, ohne dass man sie überzeugen oder überreden muss?


Suboptimierer  05.06.2018, 09:46
Stellt sich heutzutage jedoch die Frage, ob es nicht weitaus schöner ist wenn die Frau aus eigenem Antrieb heraus Sex will, ohne dass man sie überzeugen oder überreden muss?

Klar wäre das schöner. Man braucht nur kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass diese Situation beim Fragesteller nicht vorliegt.

1
ScharldeGohl  05.06.2018, 10:07

Das ist mir schon klar, vielen Dank für den Hinweis. Mein Kommentar soll dazu dienen, den FS zum Denken anzuregen.

1
Suboptimierer  05.06.2018, 10:52
@ScharldeGohl

Denken ist selten verkehrt.

Soll daraus jedoch eine Handlung folgen, wird diese Handlung automatisch entweder als Verführung, Überredung oder Überzeugung interpretierbar sein oder in die Richtung (gestellte) Enthaltsamkeit führen.

Ich will aber nicht zu weit vorgreifen.

0
DarkSilver  06.06.2018, 09:22

Naja, es war zwar durchaus gang und gäbe dass vor allem höher Gestellte sich einfach das genommen haben, was sie wollten, aber unter der normalen Bevölkerung wird es sicherlich auch mehr als genug Paare gegeben haben, die wirkliche Zuneigung zueinander empfanden und wo der sexuelle Akt daher auch auf beiderseitigem Einvernehmen stattgefunden hat.

Ebenso wird man Otto-Normal-Sterbliche, welche eine (möglicherweise auch verheiratete) Frau gegen ihren Willen geschändet haben, entsprechend zur Rechenschaft gezogen haben. Halt nicht, wenn es sich um einen Adligen handelte oder in Kriegszeiten, aber wenn der Karl-Heinz dem Mariechen unsittlich zu nah gekommen ist, wurde er mit Sicherheit dafür auch bestraft, sofern man ihm habhaft wurde und es ihm nachweisen konnte.

0
Wie war der Sex im Mittelalter?

Genauso schön wie heute.

Wie war damals die Einstellung zum Sex?

Da musst du zwei Dinge unterscheiden: Offiziell war Sex zwar nicht etwas verdammenswertes, aber die Enthaltsamkeit davon wurde al besser angesehen.
In der Praxis war aber außerehelicher Sex eher die Regel als die Ausnahme.

War es damals leichter als Mann eine Frau zum Geschlechtverkehr zu überzeugen als es heute ist?

Es war genauso leicht, aber es wurde eben nicht öffentlich gemacht.

Waren die Menschen damals so verklemmert über das Thema wie heute oder war das damals ganz normal in der Öffentlichket z.b. Sex zu haben?

In der Öffentlichkeit Sex zu haben war unmöglich. Aber Bordelle gehörten zum Stadtbild wie Kirchen. Darüber zu öffentlich sprechen galt zwar als unfein, aber geschah z.B. am Wirtshaustisch ziemlich öffentlich.

Nun ja,

dafuer muessen wir uns das christliche Verständnis von Sex angucken, da das Mittelalter sehr christlich geprägt war. Es gab für die Laien ungaublich strenge Regeln, die aber von der Obrigkeit ignoriert wurden. Das ganze Thema war von viel Scham besetzt. Jegliche Freude am Sex galt als schwere Sünde und musste gebeichtet werden. Man hatte große Angst vor dem Höllenfeuer deswegen.

Also, nach dem, was die katholische Kirche sagt, muesste das Ganze ungefähr so ausgesehen haben:

-kein Sex vor der Ehe, da die Jungfräulichkeit von hoher Bedeutung war

Der Heiratswert ging drastisch runter; es sind auch Fälle von Morden wegen der Entjungferung bekannt. Viele Frauen rutschten in die Hurerei ab, nachdem sie z.B. vergewaltigt wurden. Sex sollte nur mit einem einzigen Partner geteilt werden

-es gab viel Prostitution

Diese war sehr verbreitet, auch der Klerus scheute sich nicht davor auch gerne mehrere Mitressen zu haben. Allerdings war dies dem Laien natürlich strengstens verboten. Es gab z.B. während des Konzils in Konstanz 1414-1418 Hurenhäuser nur für Mönche, Pfarrer, Priester....Denen war also das Zölibat völlig egal

-Verhütungsverbot

Das ist in der katholischen Kirche übrigens offiziell noch immer so

-Missionarstellung

Schon der Name zeigt den Ursprung. Sex war nur in dieser Stellung erlaubt. Ausserdem mussten spezielle Hemden getragen werden, die jegliche Entblößung verhindern sollten. Sex sollte ausschlißlich zum Kinderkriegen genutzt werden.

Vielleicht passt das net unbedingt hier rein. ABER: nach einer Fehlgeburt waren Frauen unrein, und durften 30 bzw. 60 Tage keine Kirche betreten.


LiveIsFun  05.06.2018, 09:49

Das ist die Antwort, die die Frage eigentlich beantworten sollte. Aber dein Hintergrund ist, wie ich der Beschreibung entnehme ein ganz anderer. Nutze diese Informationen für ein Referat.... aber was die Überzeugungssache angeht, einfach nur nein... Wenn du wirklich Probleme hast, suche dir bitte professionelle Hilfe

0
Wie war damals die Einstellung zum Sex?

Unverklemmter, aber Männer-dominiert.

War es damals leichter als Mann eine Frau zum Geschlechtverkehr zu überzeugen als es heute ist?

Ja. Und im Zweifel musste Mann auch nicht überzeugen.

Waren die Menschen damals so verklemmert über das Thema wie heute

Nacktheit und Sexualität waren normaler Bestandteil in Familie und Öffentlichkeit.

oder war das damals ganz normal in der Öffentlichket z.b. Sex zu haben?

Es gab keine "Schlaf- oder Kinderzimmer". Zumindest bei Bauern war das Wohnen seit je her offen um die Feuerstelle in der Nähe der (ebenfalls wärmenden) Tiere.

Das hat sich erst nach dem Ende des 30-jährigen Krieges gewandelt, aber selbst heute noch ist zwar Sex vor Kindern strafbar, u.a. aber nicht, wenn die baulichrn Gelegenheiten nichts anderes zulassen (auch in heutigen Flüchtlingsunterkünften Deutschlands wird eine Familie mit Kindern und Großeltern ggf. in einen mit Vorhängen aus Decken zu anderen Familien abgegrenzten Bereich untergebracht, und dennoch werden dort Kinder gezeugt).

In den Städten gab es außerdem öffentliche Badehäuser, in denen man sich auch öffentlich sexuell vergnügte.

http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/mittelalter-sexualitaet-und-erotik-waren-oft-derb-und-explizit-a-1109591.html

http://deutschland-im-mittelalter.de/Kulturgeschichte/Sexualitaet