Was muss eine sexuelle Neigung erfüllen, um als "Krankheit" zu gelten?
Und ist es überhaupt sinnvoll, irgendeine sexuelle Neigung als "Krankheit" zu titulieren? Besonders der Umstand, dass Homosexualität früher als Krankheit galt und jetzt eine solche Einschätzung undenkbar ist, lässt mich daran zweifeln, dass der Krankheitsbegriff hier angewendet werden sollte.
Anmerkungen:
- Auch Pädophilie ist eine sexuelle Neigung.
- Dieser Beitrag soll Pädophilie NICHT verharmlosen oder rechtfertigten. Pädophile sollten sich möglichst schnell Hilfe suchen, anstatt sich über eine "Benachteiligung" zu echauffieren.
3 Antworten
Wenn sie außerhalb der Norm ist gilt sie als Perversion und somit halt auch als Störung.
Nein ich finde nicht, gibt sicherlich auch noch andere Kriterien die dazu geführt haben dass Pädophile als krank gelten. Wer weiß vielleicht in 100 Jahren wird sowas als normal gelten?
gibt sicherlich auch noch andere Kriterien die dazu geführt haben dass Pädophile als krank gelten
Welche?
Wer weiß vielleicht in 100 Jahren wird sowas als normal gelten?
halte ich für sehr unwahrscheinlich und ich hoffe es auch nicht
Das Kinder noch nicht wirklich eine reife und durchdachte Entscheidung treffen können und sie somit der Gefahr ausgesetzt sind manipuliert zu werden vom Pädophilen. Aber kp es gibt auch schon Pro Pädophile Forscher welche der Meinung sind dass Kinder durchaus Lust auf Sex mit erwachsenen haben.
Aber von richtigen Belegen habe ich bis jetzt nichts gehört.
Also ich bin mir absolut sicher, dass Kinder keine Lust auf Sex mit Erwachsenen haben und die Verbote richtig sind.
Aber ist ein Mensch denn automatisch krank, sobald er ein Verlangen nach etwas hat, dass gesellschaftlich verpönt ist und / oder einem Menschen schadet?
Anderes Beispiel: Ein Mensch, der das Verlangen danach hat, im Ort Tempo 110 zu fahren (aber es nicht auslebt), hat auch eine Neigung, die gegen Normen und Vorschriften verstößt und potenziell Menschenleben opfern würde. Ist dieser Mensch krank?
(Ich wollte den gesamten Beitrag eigentlich viel direkter auf dieses Thema beziehen, traue mich aber nicht, weil ich befürchte, als pädophil eingeordnet zu werden - was ich nicht bin)
Ja könnte potenziell auf eine dissoziale Persönlichkeitsstörung hinweisen oder zu mindestens Züge davon, gerade wenn man sich nicht an Normen, Gesetze hält. Jedoch würde ich dazu tendieren ihn eher als asozial zu bezeichnen.
Deine Frage ist Philosophisch genau genommen ist keine sexuelle Orientierung krank. Jedoch brauchen wir halt wenn wir in einer Gesellschaft leben Feste Vorschriften und Normen.
Auch andere psychische Störungen würden nicht mehr als krank gelten etc.
Jedoch brauchen wir halt wenn wir in einer Gesellschaft leben Feste Vorschriften und Normen.
Aber opfert man nicht die wissenschaftliche Präzision, wenn man dann den Krankheitsbegriff nutzt, um Pädophilie als schlecht zu erklären?
Ist es nicht sinnvoller, einen anderen Begriff zu verwenden, der den Sachverhalt (schadet bei Auslebung anderen Menschen) korrekter beschreibt?
Ich glaube eine Krankheit ist auch dadurch definiert dass man selber einen Leidensdruck hat.
Dann sind aber Menschen mit pädophilen oder dem beschriebenen Schnellfahr-Verlangen nicht zwangsläufig krank, denn kann ja sein, dass sie keinen Leidensdruck durch das Nicht-Ausleben in der Realität haben.
Ein Raser kann bspw. zur Auslebung ein Autospiel spielen, und ein Pädophiler kann sich alles rein gedanklich vorstellen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen
Doch ich glaube jeder Pädophilie leidet. Stell dir mal vor sex mit erwachsenen wäre verboten und die Gesellschaft würde dich lynchen wenn du nur darüber redest etc. Ich stelle es mir grausam vor Pädophil zu sein, im Endeffekt musst es ständig geheim halten und unterdrücken. Unterdrückte Sexualität und >Gefühle macht auf Dauer krank.
Ich mein du hast ja auch Bedenken als Pädophil gesehen zu werden und dabei bist du nicht mal pädophil.
Irgendwann reicht Masturbation nicht mehr aus weil es keinen Reiz mehr bietet.
Da stimme ich weitgehend zu. Es gibt wahrscheinlich schon Menschen, die kein Verlangen an der realen Auslebung haben (das geht dann Richtung Asexualität). Diese Menschen sind dann m.E. nicht krank. Aber die meisten Pädophilen haben wohl einen Leidensdruck durch die unmögliche Auslebung.
Das durch gesellschaftliche Stigmatisierungen erzeugte Leid der Betroffenen ist aber natürlich eine andere Form von Leid, denn es nicht durch die Neigung selbst, sondern durch den Umgang der Mitmenschen mit den Betroffenen erzeugt.
Ja aber die Neigung ist der Auslöser für die Stigmatisierung und der Gedanken dass du nicht wirklich du selbst sein kannst.
Ja aber die Neigung ist der Auslöser für die Stigmatisierung
Aber wenn man Krankheit so definiert, dann sind in manchen Regionen der Welt bzw. zu manchen Zeiten auch Homosexualität und eine dunkle Hautfarbe potenziell Krankheiten.
Da erscheint mir die Definition über den Leidensdruck sinnvoller
Ja richtig, nur unsere Forschung ist weiter als in einigen Regionen und als in der Vergangenheit, so dass wir sinnvoller Krankheiten definieren können.
Diese sinnvollere Krankheitsdefinition (Definition einer Krankheit über den Leidensdruck und nicht über die Normenkonformität) resultiert eher aus dem gesellschaftlichen als aus dem wissenschaftlichen Fortschritt.
Im 21. Jh. ist die Forschung etwas Globales und kann nicht in verschiedenen Regionen unterschiedlich weit sein. Die gesellschaftliche Entwicklung kann das schon sein.
Aber ich stimme dir grundsätzlich zu
Ja aber in islamischen Ländern glaubt man ja das Homosexualität nichts natürliches ist und wird mit dem Tod bestraft.
Das rechtfertigt man aber nicht mit der naturwissenschaftlichen Forschung (an der man dort nicht interessiert ist), sondern mit religions"wissenschaftlichen" "Erkenntnissen".
In meinem Kommentar meinte ich mit Wissenschaft die Naturwissenschaften, die sich an Evidenz orientieren (und nicht an Schriften wie dem Koran)
Eine sexuelle Neigung ist dann als krankhaft anzusehen, wenn sie zu einer erheblichen sozialen Dysfunktion, Leid oder starker Gefährdung der eigenen Person oder Dritter führt und sich nicht in einem anderen Bereich des Lebens normgerecht auslebt lässt.
Das findet sich ja zum Beispiel bei Pädophilen deren Trieb schlichtweg nicht und nicht mit einer anderen Form der Sexualität ausgelebt werden kann ohne massiv andere Personen zu schädigen.
Ein Homosexueller hat diese Möglichkeit aber ohne die Gefahr zur Gefährdergruppe von Sexualstraftätern zu gehören.
Das heißt also sollte man homosexuell sein könnte man z.B. problemlos eine gleichgeschlechtliche Beziehung führen und wäre trotzdem als Normativ anzusehen.
Damit ist auch Homosexualität keine Krankheit. Das sind Indikationen die völlig normal sind und auch mit dem jeweiligen Geschlecht assoziierten Genital triebfrei ausleben können ohne Dritte zu verletzten ist nicht krankhaft.
und sich nicht in einem anderen Bereich des Lebens normgerecht auslebt lässt
Wie sieht das dann mit Fetischen aus? Das Ausleben von Fetischen ist ja auch nicht immer normgerecht, gerade bei extremen Formen von BDSM (no consent) wird es da kritisch. Wo ist die Grenze zur Krankheit?
Krank ist es spätestens dann, wenn man anderen damit schadet, bzw. schaden würde.
Ein Mensch, der das Verlangen danach hat, im Ort Tempo 110 zu fahren (aber es nicht auslebt), hat auch eine Neigung, die gegen Normen und Vorschriften verstößt und potenziell Menschenleben opfern würde. Ist dieser Mensch krank?
Wenn dieses Verlangen Beherrschung zum nicht ausleben erfordert, dann ja.
Also z.b. wenn jemand bloß keinen emotional starken Sportwagen fahren darf, weil er sonst davon erregt wird und die Gefahr besteht die Beherrschung zu verlieren.
Erfordert nicht jedes noch so kleine Verlangen ein (entsprechend großes bzw. kleines) Maß an Behrrschung zum nicht ausleben? Sonst wäre es ja kein Verlangen
Ist es wirklich sinnvoll, den Krankheitsbegriff an den gesellschaftlichen Normen zu orientieren? Denn die ändern sich nunmal. Und wenn man andere krankheiten wie COPD, Krebs etc. in Betracht zieht, dann stellt man fest, dass diese unabhängig von den aktuellen Normen als Krankheiten gelten. Daher ist es inkonsequent bzw. undifferenziert, andere Krankheiten mit gesellschaftlichen Normen zu begründen