Warum gegen Beschneidung?

6 Antworten

Deine Wahrnehmung ist absolut verständlich, völlig richtig und vollkommen nachvollziehbar. Ich wurde als Zehnjähriger mit meiner ausdrücklichen Zustimmung beschnitten - obwohl christlich getauft und erzogen, wurde ich auf Wunsch und Betreiben meiner Großmutter beschnitten, die eine jüdische Mutter hatte (wonach nach rabbinischen Gesetzen mein Vater, obwohl unbeschnittener Christ, auch Angehöriger des jüdischen Volkes war; ich allerdings nicht, da meine Mutter nicht jüdisch war). Ich lebe in beiden Religionen (Judentum und Christentum) und mein Getauftsein und mein Beschnittensein gehören beide elementar zu meinem Selbstverständnis dazu. Ich liebe es, dass ich auch körperlich entsprechend „gezeichnet“ bin - als positive Auszeichnung, als besonderes Qualitätsmerkmal, jedoch niemals als „Verstümmelung“. Solch ein Gedanke wäre geradezu abstrus-monströs.

Ich habe zwar keinen Sex mit Vorhaut kennengelernt - aber mein Sex und meine SB ohne Vorhaut sind absolut fantastisch. Und vielfältiger, als die sexuellen Aktivitäten der meisten Vorhautträger. Und mein vorhautloses Körpergefühl ist ebenfalls fantastisch: Ich liebe meine Vorhautlosigkeit. Das kann ich auch im Diskurs mit Tausenden Beschnittenen beurteilen, weil ich seit einigen Jahrzehnten als Urologe/Androloge nicht nur als Arzt in der Praxis tätig bin (habe inzwischen weit über zwölftausend Beschneidungen durchgeführt), sondern auch in der wissenschaftlichen Forschung zu Folgen und Langzeitwirkungen von Zirkumzisionen (Beschneidungen der Vorhaut). Die Probandenzahl geht inzwischen in Richtung auf Vierzigtausend.

Die Beschneidung der Vorhaut des Penis als „Verstümmelung“ zu brandmarken: Das ist ein völlig inakzeptabler, medizinfachlich durch nichts gerechtfertigter, unprofessioneller und geradezu perfide-abenteuerlich-abstruser Versuch der Beschneidungsgegner, diesen Akt der Qualifizierung und Veredelung des männlichen Gliedes zu verunglimpfen.

Lass Dich davon nicht verunsichern. Dir geht es gut in Deinem Beschnittensein. Wie auch mir - und gemäß eines überschlägigen Detailergebnisses unserer Forschung: über 98% aller Beschnittenen. Und unter denjenigen, die vor ihrer Beschneidung Sex und/oder SB kennengelernt haben, sind es immerhin auch fast 92%. Erfolgsstory total.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Urologe/Androloge, in Praxis und Forschung tätig

Ralf55483  27.06.2024, 22:49

Das ist vollkommen korrekt was du geschrieben hast gilad

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Herfried1973  01.07.2024, 14:12

Wenn es zwangsweise durchgeführt wird, oder auf Druckhin, ist es Verstümmelung. Wird es freiwillig durchgeführt, dann kanns eine Veredelung sein, je nach Wunsch der Person. Ist aber auf jeden Fall einen Bodymodifications, so wie Schmuckimplantate, Piercings, Schmucknarben, Tattoos usw.

Und ja es kann auch medizinisch nötig sein.

Status Quo ist aber, dass etwas Funktionelles entfernt wird.

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Ich bin als Erwachsener beschnitten worden und kenne beide Zustände, kann somit auch gut vergleichen. Ich bin low and thight beschnitten und ich bin nie auf den Gedanken gekommen, mich wegen der Beschneidung als verstümmelt zu bezeichnen. Gefühlsmäßig ist es nach der Beschneidung zwar weniger geworden, allerdings empfinde ich (meine Frau erst recht) dies nicht als Nachteil. Unser Sohn wurde ebenfalls beschnitten, wenn ich auch nur im geringsten an Verstümmelung denken würde, hätte ich bzw. meine Frau dies niemals gemacht.

Die Juden beschneiden auf Anweisung Gottes an Abraham, bei den Moslems ist es nicht vorgeschrieben, aber Tradition und die Christen (Ausnahme Kopten-so glaube ich) haben die Beschneidung aus mehreren Gründen, vielleicht auch um die sogenannten Heidenchristen für den Glauben zu gewinnen usw., nicht mehr praktiziert. Warum diese lange Beschneidungstradition Verstümmelung sein soll, kann ich nicht nachvollziehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Herfried1973  01.07.2024, 14:14

Natürlich ist es Verstümmelung etwas funktionelles aus Traditionper OP zu entfernen. Wer es freiwillig macht, ok, Köperverönderung. Aber alles was ungefragt unter Druck passiert geht gar nicht.

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Durch die Beschneidung wird ein gewisser Teil der Vorhaut abgeschnitten, dadurch kannst du nicht mehr so fühlen wie andere Mensch da in der Vorhaut sehr viele Nerven lang laufen... Optisch muss sich jeder selber ein Bild davon machen.

Ich halte es eben gerade deshalb schwachsinnig, weil die Entscheidung zu einer Beschneidung erst mit der Volljährigkeit getroffen werden sollte dürfte. Und ab dem Punkt reden wir von individueller Selbstbestimmung, ggf. auch schon ab 14, aber nicht ab 5 oder so.


Kununuxoxoxoxo 
Beitragsersteller
 27.06.2024, 16:38

Das mag sein... aber je eher man sich beschneiden lässt desto besser... was zumindest die Optik betrifft... als Kind hast du noch eine ganz andere Haut und andere Heilverfahren... und der Penis ist jetzt auch um einiges kleiner/dünner als der eines Mannes... die Wundheilung dadurch auch viel besser... und wenn die Vorhaut tatsächlich so einen krassen Nutzen hat.. was ich jetzt natürlich nicht weiss... dann vermisst ja nichts... aber wenn sich Erwachsene beschneiden z.B sieht es eben "verstümmelt" aus bzw., nicht meistens sieht es schlecht und anders aus. Aber ich kann nur wiederholen ich spüre/fühle alles ganz gut

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Manu41957  27.06.2024, 19:30
@Kununuxoxoxoxo

Nein die beschneidung sieht bei später beschnittenen auch nicht verstümmelt aus

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Das sagen doch fast ausschließlich die Leute die überhaupt nicht beschnitten sind. Warum sie dies tun ist schwer zu sagen. Vermutlich weil sie schwere Komplexe haben, aber welche Ursachen dahinter stecken ist wohl auch sehr unterschiedlich. Manche sind wohl mit ihrem Körper unzufrieden und wollen andere deshalb runter machen um sich besser zu fühlen. Andere haben Probleme mit der Vorhaut und trauen sich nicht dies behandeln zu lassen und versuchen sich so selbst einzureden, dass die Lösung schlechter wäre als das Problem. Wieder andere tun dies aus reinem Hass gegenüber anderen Menschen und Kulturen, weil sie die Beschneidung mit dem Islam oder dem Judentum verbinden.