Regelmäßiger Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und in vielen Fällen sogar erwünscht. Doch neuere medizinische Daten offenbaren gravierende gesundheitsgefährdende Aspekte. Muss unser Alkoholkonsum mitsamt der gesundheitlich-gesellschaftlichen Auswirkungen evtl. neu problematisiert werden?
Das Feierabendbier als Ausdruck von Geselligkeit
Wer von Euch kennt es nicht? Ihr freut Euch nach einem anstrengenden Arbeitstag auf ein kühles Feierabendbier, man sitzt mit der besten Freundin gemütlich bei einem Glas Rotwein zusammen oder ordert für alle Freunde im Club noch eine letzte Runde Schnaps: Alkohol ist die am häufigsten konsumierte Droge weltweit. Doch aller physiologischen, sozialen und psychologischen Probleme, die mit regelmäßigem Alkoholkonsum einhergehen, zum Trotz, ist der Konsum von Alkohol in unserer Gesellschaft enorm positiv gefärbt.
Egal, ob Werbung und Berichterstattung über das Oktoberfest, sommerliche Longdrinks an Traumstränden oder Schnaps auf der Geburtstagsfete - ohne Alkohol scheint das (unverkrampfte) gesellschaftliche Miteinander kaum noch denkbar. Dass mittlerweile jedoch immer mehr Mensch an den Folgen des Alkoholkonsums versterben, wäre die traurige und vielfach ignorierte Kehrseite der Medaille.
Fakten und Zahlen zum Thema
Mit Blick auf den Alkoholkonsum pro Kopf belegt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin den dritten Platz. Im Durschnitt trinkt jede/r Deutsche ab dem 15. Lebensjahr zehn Liter Reinalkohol pro Jahr, was einer Menge von 450 Flaschen Bier oder 100 Flaschen Wein gleichkommt. Berechnungen zufolge sterben in Deutschland jährlich über 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen des Konsums. Das Suchtjahrbuch 2023 offenbart, dass sich die wirtschaftlichen Kosten alkoholbedingter Erkrankungen in Deutschland auf 57 Milliarden Euro pro Jahr belaufen.
In Kontrast zu unserer Vorstellung, dass ein Glas Rotwein oder ein Bier am Abend nicht schädlich sei, zeichnen neueste medizinische Erkenntnisse ein gänzlich anderes Bild: Tobias Böttler, Spezialist für Lebererkrankungen vom Universitätsklinikum Freiburg, mahnt an, dass es keinen gesunden Alkoholkonsum gebe und bereits der erste Tropfen schade. Laut Studien für einzelne Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme und bestimmte Krebsarten lässt sich eine lineare Beziehung zwischen Alkoholkonsum und Sterbewahrscheinlichkeit feststellen; diese sei am geringsten, wenn grundsätzlich kein Alkohol getrunken werde. Neben den schweren gesellschaftlich-sozialen Problemen lassen vor allem die Zahlen zu alkoholbedingten Krebsneuerkrankungen aufhorchen: Hier beläuft sich die Zahl in Deutschland auf ca. 20.000 pro Jahr. Fachleute denken, dass von 500.000 Krebserkrankungen jährlich gut 40% durch eine gesündere Lebensweise vermeidbar wären.
Alkoholkonsum in Deutschland - benötigen wir einen kritischeren Diskurs?
Dass der regelmäßige Alkoholkonsum langfristig negative Folgen mit sich bringt, sollte vielen von uns durchaus bewusst sein. Nichts desto trotz erfreut sich der Konsum alkoholischer Getränke hierzulande weiterhin größter Beliebtheit. Insbesondere mit Blick auf Jugendliche und junge Erwachsene jedoch stellt sich die Frage, ob von politischer Seite weitaus mehr Aufklärungsarbeit sowie Reglementierungsbestrebungen unternommen werden sollten. Die Youtuberin Sashka machte beispielsweise jüngst auf die Tatsache aufmerksam, dass viele namhafte Influencer Alkohol häufig völlig unkritisch beschönigen und / oder aggressiv bewerben würden.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen fordert nicht nur eine Verbesserung des Jugendschutzes in puncto Alkohol, sondern darüber hinaus eine Erhöhung der Alkoholpreise in Deutschland. Ziel müsse es sein, die Beschaffung von Alkohol prinzipiell zu erschweren und für die Gesamtbevölkerung ein kritischeres Bewusstsein für die negativen Begleiterscheinungen des Trinkens herbeizuführen.
Unsere Fragen an Euch: Benötigt es einen kritischeren gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Alkohol? Würde eine drastische Verteuerung von Alkohol die Lage evtl. verbessern? Welche Schutz- und Aufklärungsmaßnahmen wären Eurer Meinung nach angebracht? Welche negativen Erfahrungen mit Alkoholismus habt Ihr vielleicht in Eurem Freundes- oder Bekanntenkreis gemacht?
Wir freuen uns auf Eure Antworten zu diesem ernsten und wichtigen Thema.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/alkohol-gesundheit-100.html
https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Alkoholatlas-Deutschland-2022_dp.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=nzvCEk9UyGE