Hallo Hanni!
Ich kann da aus eigener Erfahrung berichten.
Finde es gut, dass du ihr helfen willst! Unordnung gefällt ihr sicherlich weniger gut als Ordnung. Das sie es nicht schafft aufzuräumen kann auch an fehlendem Selbstwertgefühl liegen. Das bekommt man oft durch andere z.B. Eltern vermittelt. Wenn man dann fortgesetzt realisiert, dass "man zu blöd ist, den Ar.sch hochzukriegen", verfestigt sich das natürlich.
"Wenn Ordnung also gut ist, man selbst aber des Guten nicht wert, warum sich die Arbeit machen? " könnte man den Gedankengang beschreiben. Wenn dies das Problem ist, dann ist ihr zu helfen im Sinne von gemeinsam machen das Mittel der Wahl. Ihr negative Gefühle zu vermitteln wird das Problem niemals lösen.
Denkbar ist auch eine nicht diagnostizierte AD(H)S. Betroffenen fällt es schwer, Prioritäten zu setzen. Natürlich betrifft das auch die Entscheidung über nichtbenötigte Gegenstände und Schriftstücke. Hier hilft nur ärztliches Eingreifen. Um medikamentöse Behandlung sowie flankierende Verhaltenstherapie wird man nicht herumkommen. Auch da kann man helfen.
Eine konkrete Maßnahme um der Unordnung entgegenzuwirken ist, wenn man Ordnungssysteme möglichst einfach hält. Man kann die Sache mit der Ordnung unnötig verkomplizieren, indem man zu viele Kategorien schafft. Was nützt es, wenn man für seine Wäsche eine Kommode hat, die so beschaffen ist, dass man irrsinnig viel Aufwand investieren muss in die Schaffung der perfekten Ordnung, diesen großen Aufwand aber scheut? Besser ist es, wenn dies mit wenigen Handgriffen und Entscheidungen innerhalb weniger Minuten oder Sekunden zu erledigen ist. Lieber nicht perfekt aber dafür nicht diese seelisch belastende "Vermüllung" der horizontalen Flächen. Auch mal ungewöhnliche Methoden ausprobieren. Es gibt kein Gesetz, dass das Bügeln und sorgfältige Falten der Wäsche vor dem Wegpacken vorschreibt. Wenn es besser funktioniert, dass man die Wäsche ungebügelt und ungefaltet in sehr große Behältnisse verbringt und vor dem Anziehen erst ein oder zwei Teile schnell mal bügelt, warum nicht lieber so verfahren?Wenn einen die erlernte Falttechnik zu kompliziert erscheint, warum nicht eine einfachere probieren? So gibt es viele Möglichkeiten, sich das Leben etwas einfacher einzurichten. Ich benutze zum Beispiel keine Leitz-Ordner mehr für meine Unterlagen. Das Sortieren kostete mich zu viele Nerven und Geduld (die ich nicht habe). Stattdessen habe ich mir eine Hängeregistratur angeschafft, in die ich die Zettel einfach in die passende Mappe hineinfallen lassen kann.
Auf eine Formel zusammenfassend gebracht würde ich sagen:
Die Anzahl der zu pflegenden Gegenstände auf ein überschaubares Maß reduzieren
plus die Einfachheit der Pflegemaßnahmen maximieren
= Besserung des Allgemeinzustands.
Hoffe, das hilft für den Anfang.
LG