Hallo! Zuerst einmal möchte ich Dir sagen, daß Du ein toller Mensch bist! Ich finde es wirklich super, daß Du Deinen Freund nicht im Stich lassen willst! Ihn zu verlassen, fände ich nicht gut weil auch oder gerade ein Süchtiger jemanden braucht, auf den er sich verlassen kann. Ich weiß, da gehen die Meinungen auseinander, manche sagen, er wird erst aufhören, wenn er alles verloren hat. Ich sage, daß das nicht stimmt! Man kann auch als Süchtiger genug Kraft haben, damit man NICHT alles verliert! Außerdem, eine Chance hat jeder Mensch verdient. Wenigstens eine! Wenn man liebt werden es sowieso mehrere! Wichtig ist, das Du Dir selbst Grenzen setzt! Wenn Du merkst, daß Dir die Kraft ausgeht, dann versuche bitte, dich ein wenig zurückzuziehen! Du sollst und darfst nicht kaputt gehen in deinem Bestreben Ihm helfen zu wollen!
Ich war 2 Jahre lang spielsüchtig. Das kam von einem Moment auf den anderen. Ich habe in diesen 2 Jahren fast die Existenz meines Partners ruiniert. Wir sind 2 Mal vor der Delogierung gestanden. Es war seine Wohnung! Er konnte überhaupt nicht damit umgehen, konnte mir in keinster Weise helfen. Ich habe ihn gebeten, er soll den Laptop (habe nur online gespielt) aus der Wohnung bringen, meine Bankomatkarte verstecken. Er soll mich jeden Tag fragen, wieviel Geld ich ausgegeben habe und wofür. Das sind so Dinge, wie auch Du Deinem Freund helfen kannst. Mein Parnter hat sich aber nur selbst bemitleidet. Letztlich habe ich aus eigenem Antrieb eine Spielsuchtgruppe aufgesucht (gibt es auch bei Euch), einen stationären, 6 wöchigen Klinik Aufenthalt gemacht, im Internet recherchiert und herausgefunden, daß ein Medikament schuld an der Spielsucht war, In Österreich passiert das bei ca. 7 % . Man kann von Parkinson Medikamenten Spiel/Kauf/Sexsüchtig werden. Ich habe das Medikament gegen mein Restless Legs Syndrom bekommen. Kein Arzt hat mir von den problematischen, mögl.Nebenwirkungen etwas gesagt. 2 Jahre habe ich gebraucht, bis ich drauf gekommen bin. Ich habe sehr gekämpft. Habe die Delogierungen abwenden können, Ratenzahlungen für die Schulden vereinbart. Und ich bin an die Öffentlichkeit gegangen. Wollte warnen, aufklären. Eine österr. Tageszeitung hat im Jänner meine Geschichte gedruckt. Ich
Ich habe mir oft gedacht:" Das bin ich nicht, so will ich nicht sein!" Ich bin mir selbst völlig fremd geworden. Ich habe gelogen, wie jeder Süchtige das tut. Nicht, weil ich immer schon eine Lügnerin war, sondern weil ich Geld gebraucht hab. Man wird so erfinderisch, das ist ganz erstaunlich. Damit will ich Dir nur sagen, Dein Freund hat als Süchtiger praktisch 2 Gesichter. Er kann lieb und nett sein, wenn er aber spielt, dann ist er wie ein anderer Mensch. Du darfst also von seinem "Spielcharakter" nicht auf den "normalen" Charakter schließen. Durch das Spielen ist er in einer Ausnahmesituation..!
Gib Ihm kein Geld in die Hand. Wenn er etwas braucht, Schuhe zB., dann kauf Du sie Ihm. Er darf kein Geld mehr mit nehmen keine Karte,. usw. Vertrauen ist zwar wichtig, jedoch solltest Du dieses derzeit einschränken, also nicht blind vertrauen, weil Du Ihn halt lieb hast!! Der Süchtige meint es so, wenn er sagt, es ist das letzte Mal, das ich spiele!! ich habe das auch oft gesagt. Aber darum nennt man es ja Sucht, weil man nicht aufhören kann. Es wäre wichtig, wenn er jetzt den Absprung schaffen kann, wenn die Sucht noch nichts kaputt gemacht hat und er noch keine Schulden hat. Halte zu Ihm aber nicht um jeden Preis. Er muß wollen. Geh mit Ihm in eine Sucht/Spielsuchtberatungsstelle, dort wird man Euch sagen, wie es weitergehen kann. Ihr seid nicht allein!!
Alles liebe! Anne