Die von dir genannte Ausgabe bei Artemis & Winkler ist die einzige, die beide Texte enthält. Meine Empfehlung ist es deshalb, sich für den griechischen Text die Oxford-Ausgabe (Ethica Nicomachea, Hg. v. Ingram Bywater) anzuschaffen. Als deutsche Übersetzung kann man diejenige von Ursula Wolf herbeiziehen. Diese ist zweifellos die momentan lesbarste Ausgabe und behebt viele Missverständnisse, die sich bei Dirlmeier noch ergeben konnten. Eine komplette Neuübersetzung mit einem ausführlichen Kommentar von Dorothea Frede ist jedoch in Vorbereitung.

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Platon wird nach der Ausgabe Henrici Stephanus von 1578 zitiert. Man spricht von der Stephanus-Paginierung. Die arabische Zahl bezieht sich auf die Seite, der lateinische Buchstabe (a-e) auf den jeweiligen Abschnitt. Diese Angabe findet sich in brauchbaren Platon-Ausgaben häufig am Rand. Wichtig ist, auch das jeweilige Werk anzugeben, sofern aus dem Text nicht ohnehin schon klar hervorgeht, auf welchen Titel man sich bezieht. Denn beispielsweise "394d" könnte sich sowohl auf die Politeia 394d als auch auf den Kratylos (394d) beziehen. Genauere Zitate beinhalten teilweise auch eine Zeilenzahl, die sich auf die Oxford-Ausgabe bezieht (z.B. Protagoras 358b6-c1). Letzteres dürfte in deinem Falle nicht nötig sein.

Ins Literaturverzeichnis kommt die Ausgabe, die du verwendest. Wenn ich deine Frage richtig interpretiere, hast du das Zitat in einem anderen Text gefunden. Es empfiehlt sich, den Text von einer Bibliothek auszuleihen und nach diesem zu zitieren. Dann ergeben sich auch die benötigten Angaben.

Wenn du nicht sicher bist, aus welchem Werk Platons dein Zitat stammt, kannst du dies auf http://www.opera-platonis.de/platon.html überprüfen - so dürftest du es schnell herausfinden. Allerdings ist es gut möglich, dass sich der genaue Wortlaut von dem Zitat, das du gefunden hast, unterscheidet. Auch deshalb ist es wichtig, im Literaturverzeichnis die verwendete Ausgabe zu kennzeichnen; die verschiedenen Übersetzungen unterscheiden sich bisweilen erheblich.

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Menschliches Handeln kann für die griechische Antike in eine teleologische Ordnung gefügt werden, deren Endzweck ein höchstes Gut ist, das um seiner selbst willen erstrebt wird. Der Wille (boulesis) richtet sich nach diesem durch Überlegung bestimmten obersten Gut aus und resultiert in vernünftigem Streben danach (u.a. Platon: Gorgias 466d-e; Aristoteles: Metaphysik 1072a28 f., Rhetorik 1368b36-1369a49, Topik 126a13): Freiwillig handelt ein Mensch, wenn 1) der Ursprung der Handlung in ihm selbst liegt (willentlich) sowie 2) er die Handlungsumstände kennt (wissentlich). Dies mündet in einer Entscheidung (Nikomachische Ethik 1111b7 ff.). Freiwillige Entscheidungen stellen demnach eine reflektierte Wahl dar, die sich in letzter Instanz an einem obersten Ziel orientieren. Wer zwischen zwei Handlungsalternativen A und B wählt, entscheidet sich für diejenige, die er bezogen auf sein Ziel für die bessere hält (das gilt auch bei Affekthandlungen). Dabei ist ein Irrtum bezüglich der gewählten Handlung wie auch betreffend des obersten Gutes möglich: Schlechtigkeit ist eine Folge von Unwissen (u.a. Apologie 25d f.; Protagoras 325d f., 352d ff., 358a f.; Menon 77b ff; Gorgias 466d ff, 488a, 509e; Republik 336e, 382a, 412e f.)

Wenn das Vorhandensein eines obersten, letzten Ziels, dessen Erreichen das menschliche Glück ausmacht, allgemein anerkannt ist, wird sich das Interesse hauptsächlich darauf richten, worin dieses Gut besteht und wie man es erreicht. Die Frage nach der Willensfreiheit hingegen wird meines Erachtens obsolet, sobald ein oberster Zweck durch die Vernunft gesetzt wurde, weil die Verantwortlichkeit zugleich gegeben ist und niemand ein Interesse daran haben wird, sich auch anders entscheiden zu können: Niemand will entgegen seinen Intentionen handeln. Der Entschluss zum Handeln wird in diesem Konzept der vollständigen Handlungsdetermination immer von Wissen oder Emotionen bestimmt. Freiheit in Form einer nicht mehr weiter begründbaren Willensentscheidung ist in der griechischen Antike entsprechend nicht zu finden, sondern der Wille als eigenständige Instanz wird erst durch Augustinus eingeführt (vgl. Albtrecht Dihle: Die Vorstellung vom Willen in der Antike, Göttingen 1985: S. 42/S. 162).

Ob diese Auffassung dem modernen Konzept der Willensfreiheit widerspricht, hängt davon ab, ob man einen Kompatibilismus für möglich hält. Hume war dieser Aufassung: Er geht davon aus, dass unsere Handlungen determiniert sind (im Gegensatz zur Antike allerdings keineswegs aufgrund einer teleologischen Ordnung) und dies sogar die notwendige Voraussetzung für Willensfreiheit sei: Nur dann, wenn unsere Entscheidungen begründet sind, können wir das tun, was wir tun wollen und nur so sind wir auch für diese verantwortlich. Freiheit ist für ihn "a power of acting and not acting, according to the determinations of the will". Hume geht demnach von einer Handlungsfreiheit aus und argumentiert dafür, dass ein Willensfreiheit nicht darin bestehen könne, dass eine Entscheidung/Handlung zufällig erfolge. Dass man sich auch anders hätte entscheiden können, schliesst Hume aus. Ob reine Handlungsfreiheit für eine Willensfreiheit ausreicht, muss jedoch bezweifelt werden: Demzufolge würde eine an Zwangsstörungen leidende Person auch frei handeln. Eine gute summarische Einführung in die Diskussion zur Willensfreiheit, auch der Position Humes und ihrer Probleme bietet Ansgar Beckermann auf http://www.philosophieverstaendlich.de/freiheit

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Ebenfalls kann ich, vor allem, wenn man sich nicht schon zuvor mit Hegel beschäftigt hat, nur dazu anraten, einen Blick in seine Ästhetik zu werfen. Beispielsweise eignet sich der Abschnitt "Stellung der Kunst im Verhältnis zur endlichen Wirklichkeit und zur Religion und Philosophie" wunderbar, um sich mit den Grundzügen seines Denkens sowie auch seinem Schreibstil vertraut zu machen.

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Definitiv lässt sich Mill in gar keines dieser Modelle einordnen. Mill selbst bezeichnete sich nicht als Regel-/ Handlungsutilitarist o.ä. Diese Konzepte wurden später entwickelt und dienen vor allem der Fassbarkeit. In der Philosophie gibt es keine anerkannte allgemeine Theorien, die, welche als solches gehandelt werden, sind meist nur für den Unterricht wirklich gut. Liest man Beispielsweise Mill, wird man bald bemerken, dass sich sein Denken zwar in weiten Teilen mit solchen Theorien (seine eigenen mit eingeschlossen) deckt, aber sie keineswegs völlig kongruent sind. Ich empfinde es als wichtig, dies stets im Hinterkopf zu bewahren. Ansonsten taucht man nie wirklich in die Philosophie ein.

Mill spricht in seiner Schrift "Der Utilitarismus" explizit von Glück, welches durch Handlungen befördert werden soll. Was unter diesem Glück verstanden werden soll, ist allerdings unklar; die Menschen haben ziemlich unterschiedliche Vorstellungen davon, was dieses Glück beinhalten soll. Um die Theorie aufrecht erhalten zu können, müsste man sich aber über die Bestandteile des Glücks einig sein. Der Handlungsutilitarismus nimmt im 20. Jahrhundert diese Kritik auf und geht stattdessen von Interessen aus, die befriedigt werden sollen. Dies ist also bereits ein Versuch, die Schwächen von Mills Formulierung des Utilitarismus zu verbessern. Der Regelutilitarismus ebenso, dieser spricht auch von Interessen.

Wir können aber natürlich Fragen, ob für Mill eher Regeln oder Einzelhandlungen im Zentrum standen, was dich wahrscheinlich auch speziell interessiert. Beides: Zentral sind Handlungsregeln, die als blosse Faustregeln zu betrachten sind: konventionelle Normen. Allerdings kann es in der praktischen Umsetzung in Einzelfällen immer Gründe für die Annahme geben, dass diese konventionellen Normen doch nicht die Tendenz haben, Glück zu befördern. Dann setzt die zweite Ebene, die der kritischen Reflexion, ein, wo diese konventionellen Normen (welche eben nur Faustregeln sind) revidiert werden. Als solches kann Mill als Zweiebenen-Utilitarist bezeichnet werden.

Mill vermeidet also geschickt diverse Probleme, da Ausnahmen in Einzelfällen ermöglicht werden, was z.B. bei Kant nicht der Fall ist. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Regeln im Lichte von Einzelhandlungen revidiert werden müssen, womit die Probleme, die ein Handlungsutilitarismus an sich hat, zum Tragen kämen, oder ob die Regeln durch andere Regeln ersetzt werden, womit die Kritik am Regelutilitarismus zum Tragen käme.

Zu Aristoteles: Den Schlüsselbegriff hast du bereits geliefert: eudaimonia. Alle Menschen streben laut Aristoteles das gute Leben (=eudaimonia), das Glück an. Für den Utilitarismus, wie ihn Bentham und Mill vertraten, ist das (grösste) Glück die Grundlage der Moral.

(Um noch auf einige Unterschiede hinzuweisen: Für Aristoteles sind es im wesentlichen die Tugenden, die das Glück konstituieren, im Fokus stehen gemeinschaftliche Akteure (in der Polis). Beim Utilitarismus steht hingegen die ganze Gesellschaft als Menge von Individuen im Fokus und das grösste Glück soll durch Handlungen realisiert werden, die die Tendenz haben, Glück zu befördern. Was moralisch richtig oder falsch ist bestimmt die Wirkung, die eine Handlung auf das Glück als Gesamtes hat.)

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Das natürliche Licht ist eine angeborene Verstandesfähigkeit, mit dem wir evidente (nicht bezweifelbare) Wahrheiten erfassen können. Spekulativ wohl deswegen, weil wir dazu keine Erfahrung benötigen (a priori).

Macht das Sinn?

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Falls die Frage noch aktuell sein sollte:Grundsätzlich war Blackrainbow, so denke ich, mit dem Phantomschmerz auf dem richtigen Weg. Descartes war wohl der Meinung, dass körperliche Signale durch ein Ziehen der Nervenstränge auf gewisse Hirnregionen übertragen werden, welche wiederum den Geist affizieren. Beim Fuss haben wir Nerven, die durch die von Descartes geschilderten Regionen hindurch zu einer ganz bestimmten Hirnregion führen, welche nun dem Geist gleichsam eine Schmerzempfindung am Fuss mitteilt (wenn an den Nerven gezogen wird). Beim Oberschenkel führen andere Nerven zu einer anderen Hirnregion, die dem Geist eine Schmerzempfindung im Oberschenkel mitteilt, bei der Hand wieder andere Nerven zu einer anderen Hirnregion mit ihrer entsprechenden Funktion etc. Jede Hirnregion ist für genau eine Funktion zuständig.

Da die Nerven, die vom Fuss zum Hirn reichen, wie gesagt durch den Körper gehen müssen, könnte man nun die entsprechenden Nerven beispielsweise im Rücken lokalisieren und an ihnen ziehen. Dadurch entstünde ein Reiz derjenigen Hirnregion, die für den Fussschmerz "zuständig" ist, weshalb wir dann meinen würden, dass uns der Fuss schmerze. Darin irrten wir uns in dieser Situation aber offensichtlich, denn am Fuss wäre überhaupt nichts passiert (Phantomschmerzen). Nimmt man hingegen nur einen einzelnen Nerv, würde dieser möglicherweise von dem linken kleinen Zehen zu der Hirnregion führen, die für die Schmerzempfindung des linken kleinen Zehens zuständig ist. Schneidet man den Oberarm auf, so wären dort u.a. die Nerven der Hand zu finden.

Schlägt man mit dem Hammer aufs Knie, so werden die Nerven, die im Knie beginnen, ziehen, wodurch eine Einwirkung auf die Hirnregion geschieht, die den Knieschmerzen zugeordnet ist. In solchen "Normalfällen" werden wir die Schmerzen in Einklang mit der Realität empfinden und selbstverständlich nicht das Gefühl haben, dass uns dann der Fuss weh tut. Auch wenn Descartes insbesondere im Discours de la méthode medizinische Thesen verteidigte, die damals seit 150 Jahren überholt waren (d.h., die Thesen waren schon zu seiner Zeit längst nicht mehr haltbar), dürfen wir ihn auf keinen Fall so unterschätzen...

Konnte ich die Stelle etwas erhellen?

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Der sehr vagen Fragestellung entnehme ich, dass du noch nicht allzu vertraut mit philosophischen Schriften bist. Als Einstieg eignet sich alles, was dir mitunter auch Spass macht; versteht man die Sprache nicht, wird man die Sache schon gar nicht verstehen. Das Textstudium muss allerdings immer auch mühsam sein, fängt der Geist nicht ab und zu an zu rauchen, machst man etwas falsch. Beachtest du dies, wirst du garantiert deinen Horizont sehr erweitern.

Ob du mit Einführungen, Originaltexten oder beidem beginnen willst, ist komplett dir überlassen. Beachtet werden sollte, dass keine Einführung allgemein und neutral ist, sondern bloss eine Einführung in das, was der Autor unter Philosophie versteht, weshalb du auf alle Fälle mehrere parallel lesen solltest, um von vornherein davor geschützt zu sein, einer Auffassung zu verfallen. (Eine wahre Auffassung gibt es nämlich nicht, die wahrste ist notwendig eigenes Philosophieren.) Empfehlen könnte ich dir beispielsweise die "Philosophie des Abendlandes" von Bertrand Russell und die "Einführung in die Philosophie" von Karl Jaspers. Bei beiden wirst du zahlreiche Lektüreanregungen finden, und zwar bessere (weil fundiertere), als du hier in einem solchen Forum finden wirst. Die Lektüre wird sich sehr lohnen.

Bei den Originaltexten kannst du irgendwo anfangen. Garantiert nichts falsch machen wirst du, wenn du bei mit Platon und Aristoteles beginnst. Sie sind sprachlich gut zugänglich und keineswegs veraltet: Ihr Denken bestimmt das abendländische Denken in ihren Grundzügen bis heute. Durch Platon kommt man zum eigenen Philosophieren; er hat keine Lehre, die man erlernen könnte, nichts feststehendes, und doch (oder gerade deswegen) sind seine Antriebe des Philosophierens möglicherweise die tiefsten überhaupt. "Apologie des Sokrates", "Phaidon", "das Gastmahl", "Theaitetos", "Timaios", ... Alle sehr zu empfehlen!Aristoteles hat mit seinen Kategorien die Philosophie systematisiert und die Sprache des Philosophierens bestimmt. Am Anfang empfehle ich die "Nikomachische Ethik", andere Werke werden, solltest du dich eingehender mit der Philosophie beschäftigen, zweifellos folgen. Eine Darstellung zu Aristoteles zu lesen, finde ich ratsam. "Aristoteles zur Einführung." von Christof Rapp ist eine neure Erscheinung, die sein Werk meiner Meinung nach gut wiedergibt.

Wie gesagt wurde: Lies, was dich interessiert! Zentral ist, kritisch zu bleiben, ob du nun die Werke der "grossen" Philosophen liest oder die von neuren Autoren, die sich häufiger für Philosophen halten als dass sie es sind.

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