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Ich denke für viele ist so ein Jahr ganz sinnvoll, aber das kann man nicht verallgemeinern. Zum Mann wird man dort m.E. auch nicht, man kann aber durchaus bei der Bundeswehr oder auch beim Zivildienst von der Tätigkeit dort profitieren, das muss aber nicht der Fall sein.
Durch die Entspannung unter Gorbatschow war schon Ende der 80er der Riemen bei der Bundeswehr runter, und generell gab es wohl dort immer viel Gammeldienst, also auch im Kalten Krieg. Davon profitiert man nicht. Ich kenne andere Geschichten, die waren bei entsprechenden Interessen bei den Gebirgsjägern, die haben persönlich und auch sportlich davon profitiert.
Gerader aber nicht nur für Schüler in dem Alter ist es sinnvoll, eine Jahr Pause zwischen Schule und Ausbildung/Studium zu haben. Nochmal vor die Wahl gestellt, würde ich ein FSJ oder BFD machen oder work and travel. Letzteres gab es zu meiner Zeit noch nicht.
Ich wurde damals, 1991, ausgemustert. Erst hatten sie streng gemustert, da bekam ich einen T3, und das ist schon nicht so toll, speziell wenn man zahlreiche Verwendungsausschlüsse hat - wie ich. Ich hätte etwa nicht mehr zu den Sanis gehen können. Da habe ich dann Widerspruch erhoben und wurde ausgemustert - zu diesem Zeitpunkt wurde dann generell wieder lax gemustert und viele meiner Mitschüler wurden ohnehin ausgemustert. Das hing wohl damit zusammen, dass wegen des Golfkriegs viele beim KWEA verweigert haben und man eine entsprechende "Reserve" aufbaute und beim zweiten Termin, nach dem Krieg, hatte man dann zu viele, also wollten sie viele nicht mehr. Vom Sport Leistungskurs war kaum jemand tauglich ;)
Ich halte nichts davon, junge Leute zu ihrem Glück zu zwingen und ich sehe die Wehrpflicht auch kritisch, auch wenn ich sie nicht komplett ablehne - sie ist das letzte Mittel um die Sollzahlen zu erreichen und eine verteidigungsfähige Armee zu erreichen.
Davon, Menschen zu ihrem Glück zu zwingen oder auch Menschen zwangsweise Gemeinschaftsinn beibringen zu wollen halte ich überhaupt nichts.
Und junge Menschen - weder wir damals noch Ihr heute - müssen der Gesellschaft keine unnötigen Opfer bringen. Für junge Leute in Deutschland wurde wenn überhaupt in einem kurzen Zeitraum - 60er, 70er Jahre - etwas mehr getan. Das Bildungssystem ist für so ein reiches Land eine Schande. Für die deutsche Politik sind junge Menschen Material für die Wirtschaft und nicht mehr. Für Jugendliche hat man erst begonnen mehr zu machen, als klar wurde dass das alte Konzept mit Kirchen und Sportvereinen völlig gescheitert war und Nazis aufsuchende Jugendarbeit begonnen haben. In der DDR gab es die FDJ Jugendclubs, die politisch Verantwortlichen machten die einfach dicht und in der Folge standen die jungen Leute dann auf der Straße - die Politik dachte wirklich man könne der Jugend damit Kirchen und Sportvereine aufzwingen - da bleiben die Jugendlichen lieber an der Bushaltestelle oder dem Supermarktparkplatz, wo sie im Westen schon immer ihren informellen Jugendtreff hatten. Der Erfolg der AfD bei jungen Leuten ist eben auch ein Erfolg dieser Politik, und da nützt es überhaupt nichts den jungen Leuten Zwangsdienste aufzudrücken. Ich habe mal selbst Jugendarbeit auf Jugendrings Ebene gemacht, und damals wie heute gilt dass nur Jugendzentren und aufsuchende Jugendarbeit die diesbezügliche Bedürfnisse befriedigen können - da kann dann gerne der eine oder andere Jugendverband vorbeikommen und seine Angebote machen. Aber die Gemeinden haben oftmals kein Geld für solche Angebote oder können nur wenig anbieten - wo ich aufgewachsen bin, da gab es mal eine Skatepark, dieser musste aber ersatzlos abgerissen werden, weil die Gemeinde für eine Neuanlage kein Geld hat, das Schwimmbad ist übrigens auch dicht, aber nur ein hässlicher düsterer Bunker den nur noch die Rentner genutzt haben. Ein Spaßbad hätte man mal bauen können als man noch Geld hatte, aber das wollte man politisch nicht. Ja, schon wahnsinnig toll was dieser Staat für seine Jugend macht, und dafür soll diese Zwangsdienste leisten? Aus Dankbarkeit? Nö, hätte ich Kinder würde ich in so einem Fall schauen wie ich sie um einen Pflichtdienste herum kriege und dabei auch zur Not die Verwaltung an der Nase herum führen. Eine Jugend deren Erleben durch ein für sie mieses System geprägt ist, wird auch durch Pflichtdienste nicht zu besseren Staatsbürgern werden - im Gegenteil.
In Westdeutschland war der Zivildienst wichtig um den damals schon bestehenden Pflegennotstand zu verschleiern, selbst in der Schwarzwaldklinik wurde eigens ein Zivi eingebaut, der dann das Krankenhaus so toll fand, dass er Krankenpfleger wurde "Pfleger Mischa". Mit der Wende wurde der Hauptzweck der Wehrpflicht die Produktion von Zivis, zeitweise gab es auch eine (un)Tauglichkeitsgrad T7, früher hätte man das kasernenverwendungstauglich oder Innendiensttauglich genannt. Für die Truppe kaum brauchbar, aber beim Zivildienst hat man ohnehin nicht so auf Einschränkungen geschaut - ein Freund mit Rückenproblemen wurde vom Pfarrer für schwere Arbeiten verpflichtet, und bekam dann natürlich Rückenschmerzen, die dem Pfarrer scheißegal waren. In der Folge hat hauptsächlich die Sozialindustrie auf dem Rücken (mitunter wortwörtlich) der jungen Leute von den Pflichtdiensten profitiert. Die Wehrpflicht auszusetzen war da irgendwie nur noch folgerichtig, da die Wehrpflichtigen bei der damaligen Bundeswehr wohl tatsächlich mehr störten. Wenn man aber eine Territorialarmee aufbauen muss, dann geht das schwer ohne Wehrpflichtige, da braucht man einfach eine Masse an Menschen für relativ einfache Arbeiten.