Sind wir nicht alle bedeutungslose Konstrukte?

Hey. Ich (W/15) mit einem verdrehten Schlafrhythmus habe mich etwas in Rage gedacht. Ich weiß, ich habe das Rad nicht neu erfunden, und oftmals wacht man dann am nächsten Morgen wieder auf und alles ist gut, aber ich will dies dennoch teilen.

Der Nihilismus ist ja bekanntlich die Überzeugung, dass es keinen höheren Sinn in unserer Realität gibt und alles zufällig passiert. Er besagt, dass Dinge wie Moral, Bedeutung und Werte von Menschen gemacht sind und keine unveränderlichen Wahrheiten darstellen.

Aber die Sache ist, was ist überhaupt der Mensch und warum tun wir überhaupt? Man siehe eine Person: Diese ist ein Klumpen Fleisch - Muskelfasern, Wasser, Bindegewebe und Fett. Die schichtartige Haut - Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut (Dermis, Corium) und das Unterhautfettgewebe (Subcutis) - eine Schicht aus Fettzellen und lockerem Bindegewebe. Knochen, viel Calcium und auch Kollagen für die Elastizität. Irgendwie schon ganz sinnlos, nicht?

Materie, vllt. etwas komplexer im Aufbau als eine Pflanze, aber dennoch: Ist ja nichts Besonderes.

Tja, man hat ja Emotionen und eine "Seele", wie manche glauben. Das Gehirn ist ja ganz was Tolles: ein Klumpen Fett aus "grauer" und "weißer Substanz" mit all seinen Axonen, Aktionspotenzialen und was nicht. Aber sind Emotionen nicht genauso einfach, bedeutungslos, und mechanisch?

Was tolles passiert und du bist glücklich: dein Körper schüttet einfach Neurotransmitter aus (Glückshormone), wie z. B. Dopamin oder Serotonin.

Serotonin hat die Summenformel C₁₀H₁₂N₂O und eine m. Masse von 176,22 g/mol. Es handelt sich wieder bloß um einfache, messbare Chemie. Nichts als kleine Kugeln, welche sich zusammenrotten, um irgendwelche vermeintlichen Effekte zu erzeugen.

Nun denn: das ein Effekt erzeugt wird ist doch was besonderes. Aber was ist denn das Bewusstsein? Ist es nicht auch nur das Ergebnis dieser komplexen biochemischen Interaktionen? Ein Zusammenspiel von elektrischen Impulsen und chemischen Substanzen, die uns das Gefühl geben, dass wir "leben"? Ist das alles, was wir sind - biochemische Maschinen, programmiert durch unsere DNA und gesteuert durch Neurotransmitter und Hormone?

Wieso überhaupt besser sein als jemand anderes? Wieso sollten meine Kugeln und Organellen überlegen sein? Warum sollte ich versuchen, die Aktionspotenziale in meinem intrakraniellen Klumpen Fett (Gehirn) auszubauen?

Es kommt mir gerade so vor, als wären wir einfach Kieselsteine, die man so irgendwohin rollt.

Tod, Spiritualität, Wissenschaft, Psychologie, Glaube, Psyche, Sinn, Sinn des Lebens
Wie fändet ihr dieses Projekt (als Diktator) (theoretisch)?

Es ist wieder einmal eine sehr eigenartige, vielleicht sogar etwas unangenehme Frage. Es handelt sich lediglich um einen shower thought, eine Idee, die mir unter der Dusche kam, nicht mehr.

Wäre das folgende System sinnvoll, realistisch oder einfach nur unsinnig?

Angenommen, man ist ein relativ junger Diktator. Man startet ein Projekt, in dem versucht wird, spezialisierte Genies heranzuziehen. Als Beispiel: Der Staat nimmt ein paar Säuglinge und beginnt, sie so zu erziehen, dass sie eine außergewöhnlich schnelle Lernfähigkeit aufweisen (zumindest in einem bestimmten Bereich). Aber wie?

Ein Genie "erschaffen" - Experiment

László Polgár, geboren am 11. Mai 1946 und noch am Leben, wollte beweisen, dass Genies gemacht und nicht geboren werden und dass jedes gesunde Kind das Potenzial hat, eines zu werden, wenn es richtig geführt wird. Er entwickelte ein Bildungssystem und testete es an seinen drei Töchtern, die alle zu Weltklasse-Schachspielerinnen wurden.

Nun nimmt der Staat diese Idee auf, spezialisiert jedoch die Kinder auf Bereiche wie Kriegsführung, staatliche Kontrolle, Technologie und Innovation, Medizin, Bildung, Landwirtschaft usw. Natürlich würden sie auch so erzogen werden, dass sie dem Herrscher gehorchen, und ihn vielleicht sogar als eine mystische Figur betrachten, der sie ihr Leben zu verdanken haben. Würde dies funktionieren oder nicht? Wäre es sinnvoll - vielleicht sogar revolutionär? Ausbaufähig? Ich werfe dies (teils aus Langeweile) einfach mal so in den Raum.

Salvador Dali, Das Gesicht des Krieges, 1941, 100×79 cm

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Menschen, Krieg, Politik, Diktatur, Theorie, Autokratie
Wie interpretiert ihr den Narren (Konstrukt)?

Ist "der Narr" für euch bloß ein Synonym für "der Idiot", oder interpretiert ihr ihn irgendwie anders?

"Als Narr wird eine männliche Person bezeichnet, die sich töricht verhält und auf lächerliche Weise irreführen oder täuschen lässt. Die weibliche Entsprechung ist Närrin." https://de.wikipedia.org/wiki/Narr

Der Narr wird jedoch oft als Symbol verwendet. In Tarock-Kartenspielen (falls vorhanden) ist er die stärkste Karte (Joker = Narr). Zudem sind uns Begriffe wie der "Telefonjoker" bekannt. Er scheint also in irgendeiner Form eine gewisse Macht zu haben, die es ihm ermöglicht, Grenzen zu überschreiten. Schließlich bricht er alle Spielregeln, indem er zum Beispiel einfach ausnahmslos alle Karten besiegt oder, obwohl man bei "Wer Wird Millionär?" als Einzelspieler agiert, mit ihm in Kontakt tritt und Antworten erhält.

Geschichte

Zurück zum Hofnarren. Diese existierten zur Belustigung des Königs/Adels. Sie hatten jedoch auch das Recht, die Wahrheit zu sprechen, also den König zu kritisieren und sich über ihn lustig zu machen, was sich eigentlich niemand sonst erlauben würde. Dort, wo alle schwiegen, sprach der Narr, und durch seine Nähe zum König und seinem Status als "einer, der bloß Scherze macht", wurde er nie (naja, sehr selten) bestraft. Eine gewisse Allegorie zeigt sich vielleicht darin, dass die Hofnarren ein Zepter und eine kronenartige Kopfbedeckung trugen: das Recht, ohne Angst zu sprechen.

Arkana

Tarot [existierte bereits im Jahre 1440] ist ein Satz von 78 Spielkarten, der zu psychologischen Zwecken oder als Wahrsagekarten verwendet wird. [Quelle](https://de.wikipedia.org/wiki/Tarot)

Um genau zu sein, besteht es aus 78 Karten, die in zwei Gruppen unterteilt sind: die großen Arkana mit 22 Karten, auch Trümpfe genannt, und die kleinen Arkana mit 56 Karten.

Jede der 78 Karten zeigt ein Bild: z. B. den Mond, einen Magier oder einen Turm. Heutzutage wird Tarot immer noch in verschiedenen psychologischen Kontexten verwendet, um Themen wie Beziehungen, Karriere, Gesundheit und mehr zu erkunden. Sie können auch verwendet werden, um die tieferen, unbewussten Aspekte der Psyche zu erforschen, wie Träume, Ängste und Überzeugungen.

In diesem Spiel ist der Narr die Karte Nummer "0". Er wird genutzt, um einen (Neu)anfang zu beschreiben, wobei die Idee einer neuen Reise besonders beliebt ist. Auf dem Bild sieht man den Narren, wie er ohne Sorge auf eine Klippe zuläuft. Ein weißer Hund versucht ihn zu warnen, er scheint aber nicht zu hören. Viel würde dies nicht bedeuten, jedoch ist er noch immer die Karte 0 von 78. Eine beliebte Theorie ist, dass alle Karten, die ihm folgen, sein Abenteuer beschreiben, was dem Narren erneut eine Ebene verleiht, die ihn vom Spiel bzw. dem System hervorhebt.

Zudem ist es so, dass Karte 21, "Die Welt", die letzte Karte der großen Arkana ist (da man bei 0 anfängt). "Die Welt" stellt das Ende eines Lebenszyklus dar, eine Lebenspause vor dem nächsten großen Zyklus, der mit dem Narren beginnt. Die Figur ist männlich und weiblich, oben und unten, schwebend zwischen Himmel und Erde - "Vollständigkeit". Zudem sehen sich die beiden Figuren 0 und 21 sehr ähnlich - viele glauben, dass sie die selbe Person darstellen. Der Narr ist also der Anfang und das Ende.

Das Spiel

Das Leben ist ein Spiel, und der Narr ist der Spieler. Er weiß nicht, was er tut, jedoch stellt er sich furchtlos allen Herausforderungen. Wir alle waren (und sind) der Narr, da wir vorwärtsgehen, ohne immer genau zu wissen, wohin der Weg führt. Im Mittelalter sprach er jenes aus, was man sich als Untertan dachte, aber nicht sagen durfte. In Quizshows, in denen man ein Einzelspieler ist, gibt er einem die Antwort. Für mich ist der Narr ein Spiegel eines Selbst - der Hauptcharakter. Auch als ein Weiser wird es Welten und Gebiete geben, zu denen man nichts weiß. Solange man nicht allwissend ist, ist man der Narr.

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Psychologie, Philosophie, Tarot