Fest steht: Auch Männer haben Milchdrüsen. Egal, ob ein Embryo männlich oder weiblich ist, "die Anlagen zur Milchdrüse sind bei beiden Geschlechtern vorhanden", erklärt Dr. med. Thorsten Siegmund, Endokrinologe und Leitender Oberarzt in München. Allerdings bilden sich die Drüsen je nach Geschlecht unterschiedlich aus. "Bei männlichen Embryonen bleiben sie in der Entwicklung zurück".
Und das bedeutet: Wenn keine krankhaften Veränderungen vorliegen, ist die männliche Brustdrüse nicht funktionsfähig. "Nur bei bestimmten, zumeist hormonellen Störungen", führt der Mediziner aus, "kann es zur Stimulation und zum Wachstum dieses Drüsenkörpers kommen. Selten bildet sich dann auch ein milchartiges Sekret. Doch die Mengen sind in der Regel sehr gering. Es sind nur wenige Milliliter."
Kein Wunder also, dass die aktuelle medizinische Fachliteratur nie auf Fälle von säugenden Vätern verweist. Es sind auch nicht allein die Milchdrüsen, auf die es bei der Milchbildung ankommt. Unerlässlich ist ein bestimmtes Hormon, das Prolaktin. "Frauen bilden in der Schwangerschaft in zunehmend höheren Konzentrationen Prolaktin", sagt der Endokrinologe. "So wird die Brustdrüse vorbereitet, um nach der Geburt ausreichend Milch zur Verfügung stellen zu können."
In niedrigen Konzentrationen ist Prolaktin auch beim Mann nachweisbar. Und interessanterweise ? darauf weist Siegmund hin ? steigt nach der Geburt eines Kindes auch der väterliche Prolaktin-Spiegel. Zwar geringfügig, aber immerhin. Der Mediziner hat eine Erklärung parat: "Es wird vermutet", sagt Siegmund, "dass Prolaktin generell indirekt am 'Brutpflegeverhalten' von Säugern beteiligt ist."