Ich habe einen Halbbruder (aus der ersten Ehe meines Vaters), der 10 Jahre älter ist, als ich.
Als Kind hatte ich gar keinen Kontakt zu ihm, weil mein Vater immer zu ihm fuhr, wenn Besuchswochenende war.
Erst mit 12 Jahren habe ich ihn kennengelernt (war aber kein positives Kennenlernen!).
Er war meiner Mutter, mir und meiner jüngeren Schwester gegenüber sehr ablehnend, grob und aggressiv, denn er stand auf dem Standpunkt, dass ER ohne Vater aufwachsen musste, wegen uns - was Blödsinn ist. Unser Vater und meine Mutter lernten sich erst kennen, als Vater seine Erst-Familie schon verlassen hatte.
Jedenfalls war dann wieder ein paar Jahre Funkstille, bis meine Schwester damit rausrückte, dass sie mit dem Halbbruder Kontakt hat und mich drängte, ob ich ihn nicht auch "besser kennenlernen" wollen würde, so ein übler Kerl wäre er gar nicht.
Wir haben uns also ein paar Mal getroffen (immer mit ein paar Wochen/Monaten Abstand dazwischen, weil wir weiter entfernt gelebt haben). Schon da merkte ich, dass er viel Alkohol konsumiert. Ich habe darüber hinweggesehen, auch wenn es mich da schon "gestört" hat. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass wir auf einer Wellenlänge sind, aber ich wollte meiner Schwester das "Familiengefühl" nicht vermiesen und habe nichts dazu gesagt.
Bei einer dieser Begegnungen (Geburtstagsfeier) lief es dann ganz schlecht. Er betrank sich und volltrunken ließ er dann alles raus, was er wirklich denkt und von mir/uns hält. Alles sehr aggressiv, beleidigend und auch beängstigend. Bei mir aktiviert so ein Verhalten unter Alkohol alle Fluchtreflexe.
Als ich ihn stehen lassen wollte, packte er mich am Handgelenk, hielt mich fest und wurde auch zudringlich - auf eine sehr übergriffige Art. Ich musste mich körperlich zur Wehr setzen, um dieser Situation zu entgehen, was für mich wirklich schlimm war.
Da ich mit Menschen, die betrunken sind, ohnehin große Probleme habe (meine Mutter war schwere Alkoholikerin, sehr aggressiv und gewalttätig - meine Schwester und ich hatten eine schlimme Kindheit) war das für mich so abschreckend, dass ich den Kontakt zu meinem Halbbruder konsequent abgebrochen habe.
Wieder war ein paar Jahre Funkstille, dann fing es vor ein paar Monaten wieder an, dass er (über meine Schwester) wieder Kontakt zu mir zu sucht.
Er macht auf "Wir sind doch letztendlich eine Familie" und "sich vertragen wollen". Meine Schwester, die auf Grund einer Behinderung da etwas naiv/gutgläubig ist, unterstützt ihn und übt dadurch Druck auf mich aus.
Mir geht es damit nicht gut, zumal sich in den letzten Jahren sein Alkoholproblem wohl deutlich verschlimmert hat - was mich extrem abschreckt.
Für mich ist er ein Mensch, der bei mir nur negative Gefühle auslöst und mir geht es am besten, wenn wir keinen Kontakt haben.
Aber da ist eben auch noch meine Schwester, die dazwischen hängt. Für sie fühle ich mich heute noch verantwortlich. Ihr Wunsch ist, dass wir uns vertragen.
Sollte ich meiner Schwester zu liebe versuchen, den Kontakt zuzulassen?