Schlickerlinge sind die kurzen, ausgekämmten Fasern des Flachses. Man hob sie früher auf für die jungen Mädchen, die spinnen lernen sollten. Die schönen langen Fasern waren dafür zu wertvoll. Die bekamen nur jene in die Finger, die schon richtig gut spinnen konnten. Aus Schlickerlingen entstanden deswegen oft grobe, unregelmässige Fäden, die man entweder zu Schnüren verzwirnte oder, wenn sie doch noch einigermassen schön gerieten, zu grobem Stoff verwob.
Wenn man kurze, grobe oder unregelmässige Fasern mit zu hohem Tempo am Spinnrad verspinnt, enstehen auf der Spuhle jeweils so langgezogene, verdrehte Schlingen. Diese werden oft fälschlicherweise als Schlickerlinge bezeichnet. (Allemannisch "Schlick" heisst Schlinge oder Knoten) Das ist umgangssprachlich weit verbreitet, fachlich aber nicht ganz korrekt.