Der Hirntod wird definiert als Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Dabei wird durch kontrollierte Beatmung die Herz- und Kreislauffunktion noch künstlich aufrechterhalten. Der Hirntod entspricht dem Tod des Menschen.
Voraussetzung zur Feststellung des Hirntodes sind eine akute schwere primäre oder sekundäre Hirnschädigung sowie ein Ausschluss von Intoxikation, neuromuskulärer Blockade, Unterkühlung, Kreislaufschock, metabolischem oder endokrinem Koma.
Die klinische Symptomatik des Hirntodes ist gekennzeichnet durch Bewusstlosigkeit, Lichtstarre beider mittel bis maximal erweiterte Pupillen, wobei keine Wirkung eines Mydriatikums (Atropin) vorliegen darf, Fehlen der Hirnstammreflexe (Kornealreflexe, okulozephaler Reflex, Schmerzreflex im Trigeminusbereich, Pharyngealreflex) sowie Ausfall der Spontanatmung.
Die Beobachtungszeit zur Feststellung des Hirntodes variiert in Abhängigkeit vom Lebensalter, und der Art der Hirnschädigung (primär, sekundär). Diese Beobachtungszeit kann verkürzt werden durch ergänzende Befunde (Nulllinien-EEG, Erlöschen der evozierten Potenziale, zerebraler Zirkulationsstilland).
Die Diagnostik des Hirntodes spielt nur bei einer verschwindend kleinen Zahl von Patienten eine Rolle im Zusammenhang mit der Beendigung intensivmedizinischer Massnahmen und Explantation von Organen. Ganz überwiegend wird auf die sicheren Todeszeichen nach irreversiblem Funktionsverlust von Atmung und Kreislauf abgestellt.
Nach den Richtlinien der Bundesärztekammer muss die Hirntoddiagnostik durch zwei Ärzte, die bei einer geplanten Explantation für Transplantationszwecke unabhängig vom Transplantationsteam sein müssen.
Quelle: Basiswissen Rechtsmedizin / ISBN 978-3540714286
Art der Hirnschädigung
Primäre Hirnschädigungen,insbesondere Hirnverletzungen, intrakranielle Blutungen, Hirninfarkte, Hirntumoren oder akuter Verschluß-Hydrozephalus,betreffen das Gehirn unmittelbar und strukturell.Bei primären infratentoriellen Prozessen wird auf die Besonderheiten derSymptomfolge hingewiesen, die den Nachweis eines Null-Linien-EEGs oder des zerebralen Zirkulationsstillstandes zwingend erforderlich machen.
Sekundäre Hirnschädigungen betreffen das Gehirn mittelbar über den Stoffwechsel und können die Folge z.B. von Hypoxie, von kardial bedingtem Kreislaufstillstand oder langdauerndem Schock sein.