Also erst mal: Ich hab nicht alles gelesen, was hier an Antworten und Kommentar steht, dazu fehlt mir die Zeit und die Konzentration. Aber ich will trotzdem ein bisschen etwas zu dieser Diskussion beitragen.
Ich bin ungefähr so alt wie du und kann ziemlich gut nachvollziehen, was du schreibst. Ich hatte eine Phase, die etwa fünf Jahre gedauert hat, in der es mir richtig schlecht ging. Ich habe mich eingesperrt gefühlt. Eingesperrt von meiner Familie, der Schule, unserer Gesellschaft. Ich wollt mein eigenes Leben leben, das tun, was mir Spaß macht, das lernen, was mich interessiert, mich verhalten, wie ich es für angemessen empfinde. Ich habe mich missverstanden gefühlt und ungeliebt. Ich hatte viele Freunde, aber keine, die mich verstanden hätten. Ich hatte oft den Drang, einfach wegzulaufen, abzuhauen von meiner Familie und meinem ganzen Leben. Ich habe mein Leben gehasst, wusste nicht, was ich damit anfangen soll. Ich habe Depressionen bekommen, mich zurückgezogen. Ich war für alle nur noch das brave, stille Kind, das macht, was man ihm sagt und mit dem zufrieden ist, was es hat. Damals war ich neun.
Mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Ich habe angefangen, mir Gedanken über die Welt zu machen, über das, was ich mit meinem Leben anstellen will. Was ich erreichen will. Aber ich fühlte mich eingeengt; nicht befugt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Immer hieß es: "Du bist noch zu klein. Du kannst so etwas nicht entscheiden!" Zu klein, um zu sagen, auf welche Schule ich gehen will. Zu klein, um zu entscheiden, wie ich meine Freizeit verbringen will. Zu klein, um zu entscheiden, WIE ES MIR GEHT!
Dann habe ich angefangen zu philosphieren. Über die Welt nach zu denken, mir Fragen zu stellen: Was ist Freiheit? Freiheit bedeutet für jeden etwas anderes. Für mich bedeutet es, meine eigenen Entscheidungen fällen zu dürfen.
Das war fest in meinen Kopf eingebrannt, aber natürlich hat das die Menschen um mich herum nicht interessiert. Mich lässt niemand etwas entscheiden. Da bin ich zusammengebrochen.
Bis ich jemanden gefunden habe, der mich versteht. Mit dem ich reden kann, jemand der nicht so ist wie die anderen. Der mich fragt: "Was willst du machen? Was ist dir wichtig? Wie geht es dir?" Er hat mich aus meinen Drepessionen gerettet und mir das gegeben, was für mich Freiheit ist.
Ich glaube, du solltest deine eigene Definition von Freiheit finden, bevor du sagst, dass du sie nicht besitzt.
Liebe Grüße
PS: Ich muss noch hinzufügen, wie viel Anerkennung ich dir dafür beimesse, dass du etwas tust, von dem die meisten Menschen in unserem Alter schon vergessen haben, was es eigentlich ist. Du denkst nach. Du stellst dir Fragen. Du versuchst etwas aus deinem Leben zu machen, weil dir nicht reicht, was unsere Gesellschaft, dir bietet. Das ist in meinen Augen wirklich bewundernswert. Meinen größten Respekt!