Es war einmal ein tiefer, dunkler Wald. In diesem Wald lebten eine Menge Bären und Bärinnen. Unter ihnen war auch ein großer, dicker Bär mit extrem schlechtem Atem und noch schlechterem Charakter. Weil niemand diesen dicken Bären mit dem üblen Mundgeruch leiden konnte, wollte auch keine der Bärinnen etwas mit ihm zu tun haben. Also hatte der Bär niemals Sex, was ihn noch bösartiger machte. Mehrmals in der Woche packte den Bären ein gewaltiger Wutanfall, den er gern an anderen Tieren ausließ. Am liebsten jedoch an dem kleinen Hasen, der am Waldrand in der Nähe des Flussufers lebte.
Jedes Mal, wenn der Bär einen seiner Wutanfälle hatte, machte er sich auf den Weg zum Flussufer, fing den Hasen ein, packte ihn an den Ohren und begann, das arme Tier gnadenlos zu verprügeln. Wenn der Körper des Hasen an den Ohren hin und her baumelte, sein Schädel nach links und recht geschlagen wurde und vor allem, wenn das Häschen begann, kläglich und erbärmlich zu weinen, dann fing der Bär an, sich etwas besser zu fühlen. Den Zorn, den er täglich in sich trug, konnte er nur auf diese Weise herauslassen.
Eines Tages, als der Bär mal wieder so richtig miese Laune hatte und den armen Hasen gerade wieder an den Ohren gepackt hatte, da tat es "Puf" und eine gute Fee stand vor den beiden. Verdutzt sahen beide, der Bär und sein Opfer, die wunderschöne Fee an, die sogleich das Wort an sie richtete:
"Haltet ein, ihr beiden! Seht, es ist doch ein viel zu schöner Tag, um sich gegenseitig die Fresse zu polieren. Versucht doch lieber, euch zu vertragen und dieses wunderbare Wetter zu genießen. Damit euch das leichter fällt, gewähre ich jedem von Euch drei Wünsche. Und du, mein Dicker, darfst anfangen."
Der Bär ließ den Hasen rücksichtslos fallen, kratzte sich am Kopf und überlegte. Er brauchte nicht lange, da fiel ihm auch schon ein, was er sich wünschen sollte:
"Ich wünsche mir, das im ganzen Wald alle Bären zu Bärinnen werden, und dass die alle auf mich stehen."
Die Fee schwang ihren Zauberstab, und der Wunsch des Bären erfüllte sich. Im Bruchteil einer Sekunde waren alle männlichen Bären zu attraktiven Bärinnen geworden. Und alle verliebten sich sogleich in den einstmals so unbelibten dicken Bären mit dem schlechten Mundgeruch.
Nun war es an dem Hasen, einen Wunsch zu äußern. Auch er brauchte nicht lang, bis ihm etwas einfiel.
"I...I...Ich wünfe mir ein fönen, grofen Motorradhelm. Damit daf nift immer fo weh tut, wenn der Bär mich haut."
Die Fee wedelte mit ihrem Zauberstab, und der Hase erhielt, was er begehrte.
Noch bevor der Hase sich seines Geschenkes annehmen konnte, schob ihn der Bär unsanft beiseite und drängte erneut zu der guten Fee.
"Ich wünsche mir, dass auch im Nachbarwald alle Bären zu Bärinnen werden. Und auch die sollen mich alle heiß finden!"
Die Fee zuckte mit den Schultern, schwanz ihren Stab, und es geschah alles zum Wunsch des Bären.
"U... u... und ich wünfe mir ein fönef grofef Motorrad, fo mit einer Befleunigung von jetzt auf kawusch, damit ich viel fneller bin als der Bär und der mich nicht mehr kriegt, wenn er mich hauen will!"
Dem Bären begannen die Augen zu glitztern, allerdings nicht wegen des Motorrads des Hasen, dass gerade angesaust kam, sondern nur, weil er in Gedanken bereits bei seinem letzten Wunsch war.
"Ich will, dass auf der ganzen Welt alle Bären zu Bärinnen werden, und dass die alle, alle, ALLE auf mich stehen. Nur auf mich!", rief der Bär gierig und begann bei dem Gedanken daran bereits zu sabbern.
Während die Fee noch ihren Zauberstab schwang, setzte sich der Hase seinen Motorradhelm auf. Dann schwang er sich auf seine neue Maschine, startete den Motor und fuhr mit den Worten davon:
"U... u... und mit meinem letften Wunf wünfe ich mir, daff diefer fette, häfliche Dreckfbär fwul wird!"