Ich studiere auch auf Lehramt und stehe kurz vor dem Examen und kann dir ein paar von meinen Eindrücken schildern. Ich kann das bisher gesagte insofern bestätigen, als dass die fachlichen Veranstaltungen mit den Diplom/Bachelor-Studenten zusammen absolviert werden und daher ein entsprechendes Niveau haben.
Meiner Meinung nach ist es einigermaßen Banane, ob du nun LK hast oder nicht, die Uni-Mathematik ist was gänzlich anderes. Es geht um das Studium von mathematischen Sätzen. Das formale Schema ist immer das gleiche, es sind immer folgende drei Schritte:
- Voraussetzungen formulieren.
- Behauptung aufstellen.
- Behauptung beweisen.
Konkrete Anwendungen nach dem Moto "wofür brauch ich das" gibt es selten. Es geht eben nicht um Berechnungen selbst sondern um das Verständnis einer tragfähigen Theorie dahinter.
Das ist zum Teil extrem "trocken". Man kann sich am ehesten damit anfreunden, wenn man versteht worum es geht. Wenn dich das grundsätzlich aber nicht interessiert sondern es dir vielmehr um die Anwendungen geht, wirst du das Studium nur sehr mühsam schaffen.
Ich würde mich nicht in eine Anfängervorlesung setzen, um mal zu "schnuppern". Es gibt nichts abschreckenderes! Denn nicht wenige Studenten können den Vorlesungen auch nicht folgen. Da wird aber nicht tausendmal nachgefragt und so lange erklärt, bis jeder es begriffen hat.
Es kommt darauf an, dass man nicht den Kopf in den Sand steckt sondern sich zu Hause hinsetzt und den Vorlesungsstoff gut nacharbeitet und sich selbst sehr zeitintensiv und ehrgeizig mit den Übungsaufgaben auseinandersetzt. DABEI lernt man, nicht in den Vorlesungen. Das ist ein gewaltiger Unterschied zur Schule, vielen nicht klar und sie kapieren es auch nicht, obwohl die Übungsgruppenleiter es ihnen am Anfang immer wieder einzuschärfen versuchen!
Viele glauben, man würde sich schon "an das höhere Tempo gewöhnen", und übertragen ihre von der Schule gewohnte Lerneinstellung ("Der Lehrer lernt die Schüler - und zwar während des Unterrichts; ansonsten ist er ein schlechter Lehrer und kann nichts vermitteln") auf die Uni.
Ich bin nur zu den Vorlesungen gegangen, hab brav alles mitgeschrieben und gar nichts kapiert. Hab es dann zu Hause nachgearbeitet. Und in den Klausuren war ich oft unter den besten 10%, also ist das nicht unbedingt die schlechteste Methode.
Wie schon angedeutet: Das Herzstück des Studiums sind (zumindest am Anfang) die "Übungen", wie sie so niedlich genannt werden. Die sind verdammt schwere Kost (es sei denn man ist ein "Überflieger"), aber die bringen einen weiter.
Es darf auch ruhig Tage dauern, bis du auf eine Lösung einer Aufgabe kommst (ernsthaft!), Hauptsache du kommst selbst drauf. Dabei hast du dann alle Definitionen 3000 mal durchgekaut und verschiedene Ideen durchprobiert, sodass es dir viel mehr bringt, als nur die Lösung der Aufgabe selbst.
Erst dann, wenn du zumindest gute Ansätze oder Teillösungen hast, besprichst du dich mit Kommilitonen, die sich genauso ernsthaft mit den Aufgaben auseinandergesetzt haben wie du. Haben sie sich schlampig vorbereitet oder gar nicht und wollen nur Lösungen abgreifen, vergiss es, mit ihnen zu arbeiten (auch, wenn sie deine Freunde sind) und such dir andere Leute oder arbeite alleine. Wenn du dich intensiv mit den Aufgaben auseinandersetzt und schon Ideen hast, sind die Übungsgruppenleiter (meist Studenten aus höheren Semestern) viel eher geneigt, dir Tips zu geben, als wenn du nur in ihre Sprechstunde gehst und jammerst, dass es alles so schwer sei und du nichts kapierst.
Noch ein paar Zahlen: Die Analysis I Klausur haben 1/3 der Studenten bestanden. Von diesen haben die Analysis II - Klausur ebenfalls nur 1/3 bestanden. Nach den ersten beiden Semestern war das große Sieben dann aber beendet.
Das dürfte inzwischen anders sein, da sämtliche Studienleistungen für die Bachelornote zählen. Ich vermute daher, dass die Klausuren inzwischen daher einfacher geworden sind.
Also, es ist machbar, auch wenn man kein Überflieger ist, aber man muss sich ranhalten - und zwar kontinuierlich. Man braucht keine 15 Punkte im LK (Ich hatte auch "nur" 13). Wenn du die hast, gehörst du möglicherweise zu den Glücklichen, die schon während der Vorlesung den Ausführungen des Professor folgen können - aber wie gesagt, es ist kein Beinbruch, wenn das nicht so ist.