Zusammengesetzte Substantive
Die Zusammensetzung zweier Substantive zu einem neuen Wort mit einer eigenen Bedeutung ist ein besonderes Kennzeichen der deutschen Sprache. Manchmal gerät den Schreibern (vielleicht unter dem Einfluss des Englischen) allerdings aus dem Blick, dass bei dieser Zusammensetzung nicht nur ein neuer Begriff, sondern tatsächlich ein neues Wort entsteht, das dann auch zusammengeschrieben werden muss. Gerade in der Werbung oder bei Produktbezeichnungen u. Ä. begegnet man öfter Gebilden wie Hand Creme oder Kinder Jacken, bei denen die Bestandteile einer Zusammensetzung unverbunden nebeneinander ihr Dasein fristen. Getrenntschreibung ist in diesen Fällen aber nach wie vor nicht erlaubt.
Dies gilt auch dann, wenn die zusammengesetzten Substantive bzw. ihre einzelnen Bestandteile aus dem Englischen stammen. Wir begeben uns also keinesfalls in eine Coffee Bar oder zum Hair Stylisten, auch wenn uns das entsprechende Ladenschilder so verkünden, sondern immer nur in die Coffeebar und zum Hairstylisten.
Bindestrich als Ergänzungsstrich
Angenommen, Sie möchten über Grünspechte und über Buntspechte sprechen, die ja dasselbe Grundwort aufweisen. Dann können Sie dieses beim ersten Wort durch den Ergänzungsstrich (also den Bindestrich) ersetzen: Grün- und Buntspechte". Ebenfalls erlaubt, wenn auch stilistisch nicht besonders schön, ist diese Lösung, wenn das zweite Grundwort durch ein Adjektiv näher bestimmt wird: Grün- und sonstige Spechte". Teilen sich beide Wörter das Bestimmungswort, also den ersten Bestandteil, steht der Ergänzungsstrich beim zweiten Wort: Grünspechte und -finken".
Etwas verwirrend für den Leser, aber dennoch korrekt ist es, wenn Sie bei dreigliedrigen Zusammensetzungen einmal das Grundwort und einmal das Bestimmungswort einsparen möchten. Klassisches Beispiel ist hier der Warenein- und -ausgang". Bei diesem Wort benötigen Sie gleich zwei Ergänzungsstriche. Der erste ersetzt -gang", der zweite Waren-". Ausgeschrieben ergäbe das dann die Verbindung Wareneingang und Warenausgang". Im Zweifelsfall ist es besser, die Wörter auszuschreiben, damit der Leser den Sinn auf den ersten Blick korrekt erfassen kann.
Durchkopplung
Im Deutschen werden Komposita stets in einem Wort zusammengeschrieben. So wird aus den Wörtern Rindfleischetikettierung und Verordnung das Kompositum Rindfleischetikettierungsverordnung gebildet – dabei ist Rindfleischetikettierung das Bestimmungswort und Verordnung das Grundwort.
Besteht die Bestimmung jedoch aus einer mehrteiligen Wortgruppe oder aus mehreren Buchstaben, so werden zur Bildung eines Kompositums die einzelnen Bestandteile durch Bindestriche verbunden (durchgekoppelt). Das erste Wort des Kompositums sowie substantivische Bestandteile werden dabei großgeschrieben.
Beispiele: Harry-Potter-Roman, 400-Euro-Job, Condicio-sine-qua-non-Formel, K.-o.-Schlag, Johann-Sebastian-Bach-Straße, Peer-to-Peer-Client.
Dies gilt auch für Bestimmungen, die aus mit und verbundenen Substantiven bestehen. Beispiele: Industrie-und-Handels-Kammer (die üblichere Schreibweise „Industrie- und Handelskammer“ wird allerdings vom Duden ebenfalls akzeptiert), Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Start-und-Lande-Bahn, Blut-und-Boden-Ideologie, Berg-und-Tal-Bahn. Weit verbreitet sind fehlerhafte Schreibungen wie Gewinn- und Verlustrechnung; so geschrieben, würde es bedeuten, dass von einer Gewinnrechnung und von einer Verlustrechnung die Rede ist (= zwei Rechnungen) – dann müsste das dazugehörige Verb im Plural stehen. Tatsächlich handelt es sich bei der Gewinn-und-Verlust-Rechnung um eine Aufstellung, die den Gewinn (oder den Verlust) ermittelt.
Durchkopplung findet auch bei der Bildung bei substantivisch gebrauchten Infinitiven mit mehr als zwei Bestandteilen Gebrauch.
Beispiele: das Zu-spät-Kommen, das In-Kraft-Treten, das Im-Schnee-Spielen, das Mit-der-Geige-Musizieren.
Viele ursprünglich im Wege der Durchkopplung gebildete Komposita sind inzwischen so etabliert, dass sie zusammengeschrieben werden und die durchgekoppelte Form befremdlich wirkt.
Beispiele: Zuspätkommen statt Zu-spät-Kommen, Inkrafttreten statt In-Kraft-Treten.
Die nicht durchgekoppelte Schreibung – meist mit nur einem Bindestrich vor dem Grundwort – ist im Deutschen einer der häufigsten Rechtschreibfehler.