Hallo,
das kann man eigentlich nicht so genau sagen.
Was einen guten Reiter ausmacht - da gehen die Meinungen so weit auseinander, dass man diese Frage unmöglich beantworten kann, wenn dann mit seiner eigenen Meinung, aber aus einem Text kann man das eigentlich nicht herauslesen :)
Für viele Reiter muss ein "guter Reiter" Turniere gehen, sämtliche Siegerschleifen abräumen, so hoch wie möglich springen, die schwierigsten Dressuraufgaben reiten, ein eigenes Pferd haben, möglichst noch von seinem "Bodenpersonal" das Pferd fertig gesattelt in die Hand gedrückt bekommen und nur aufsteigen, reiten, gehen.
Das sind die typischen Turnierreiter, die es in fast jedem Reitverein gibt, und welche tausende der Reitschüler als größte Fans haben -> und das, weil die Reitschüler ja selber nicht so "erfolgreich" sind.
So sehe ich das nicht. Denn diese Reiter sind die, die ihre Nase am höchsten tragen und dazu noch nicht einmal einen guten Sitz haben, keine Ahnung vom Muskelaufbau haben, nicht wissen, wie man ein Pferd gesund reitet und und und...
Für mich macht einen guten Reiter Feingefühl und eine gesunde Portion Selbstkritik aus. Ein guter Reiter sollte lernen wollen, Kritik annehmen, seine Emotionen kontrollieren können und stets ein freundliches, aber bestimmtes Auftreten gegenüber dem Pferd zeigen.
Er sollte dem Pferd nicht alles durchgehen lassen, sondern sich Respekt verschaffen, das jedoch ncht mit Schlägen und Gebrüll erreichen, sondern durch Bodenarbeit und eine weiche, angenehme Reitershand das Vertrauen stärken.
Er sollte Pferde gesund reiten können, in der Hand stets nachgiebig sein, die Zügelhilfen so wenig wie möglich verwenden und auch junge oder schwierige Pferde ruhig und selbstbewusst reiten.
Für mich gehört auch dazu, dass man einen guten Sitz hat, welcher auch für das Pferd angenehm ist, und das in allen Gangarten inklusive Aussitzen ect.
Er sollte den Pferden gegenüber keine Wutausbrüche zeigen, sollte sie bei schlechtem Verhalten jedoch in ihre Schranken weisen und dabei nicht zu heftig werden.
Außerdem sollte er Pferde nach der Skala der Ausbildung reiten können (Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten, Versammlung). D.h., er sollte das Pferd in den Gangarten gleichmäßig laufen lassen können (sofern es dies von der Gesundheit her überhaupt kann). Beim zweiten Punkt sollte er die Losgelassenheit födern und gute Übungen hierfür kennen und durchführen, sodass sich das Pferd beim reiten wohlfühlt. Er sollte die Zügel nicht zu straff und nicht zu locker halten, sondern eine weiche Verbindung führen, und das Pferd sollte gerne am Zügel gehen. Auch der Schwung darf nicht fehlen: Er soll das Pferd treiben können und dieses soll mit der Hinterhand untertreten, dabei aber nicht ins Rennen kommen, sondern nur schwungvoll gehen. Auch gerade sollte das Pferd gehen können, was Pferde von Natur aus nicht gewohnt sind. Man sollte es zumindest annähernd hinbekommen, das Pferd soweit zu kriegen, dass es auf der "schlechten, schiefen" Seite besser läuft. Auch sollte er das Pferd versammeln können, das Gewicht von der Vorderhand also auf die Hinterhand bringen und das Pferd sozusagen aufrichten.
Er sollter es korrekt und ohne Rollkur durchs genick reiten können, doch am wichtigsten ist es noch immer, dass das Pferd sich in deiner Gegenwart sowohl am Boden als auch unter dem Sattel stets wohlfühlen sollte und kein Unbehagen hervorbringen soll.
Einigen sind dies zu viele Anforderungen, aber ein "wirklich guter Reiter" muss meiner Meinung nach entsprechend viel zeigen können - und ich finde meine Meinung ehrlich gesagt besser als dieses Bild vom "ach so tollem" Turnierreiter, welcher meistens überhaupt keine Ahnung hat. :)
Zu dir: Wie du lesen kannst, ich kann dir das nicht sagen. Ob du ein guter Reiter bist oder nicht. Allerdings kann ich es anhand deines Textes zumindest versuchen: Falls du Pferde gesund reiten kannst, sie sich bei dir wohlfühlen, du sie (zumindest Pferde, die es gelernt haben) korrekt durchs genick reiten kannst und Pferde auch außerhalb einer Reitstunde vom Aufwärmen bis zum Abreiten gut beschäftigen kannst ist das doch schonmal ganz gut :) Am besten versuchtst du zuerst mal diese Ziele zu erfüllen.
Du kannst dir daraus auch Fragestellungen formulieren, z.B. "Kann ich mein Pferd selbstständig korrekt aufwärmen, arbeiten und trockenreiten?" Wenn du alle Fragen mit Ja beantworten kannst ist das gut und du kannst dir neue Ziele aufstellen :)
Aber gestehe dir ein, wenn du etwas nicht kannst.
Aufwärmen bedeutet z.B: nicht, daraufzusitzen, die Zügel anzunehmen und ein paar Runden Schritt zu reiten. Arbeiten bedeutet nicht, nur die Gangarten üben. Und Trockenreiten heißt nicht, nur im Schritt herumgondeln.
Viel Glück und lG :)
PS: Wer sich durch den Text arbeitet... Danke, tut mir auch etwas leid, aber aus langen texten lernt man mehr... :)