Bei mir ist es genau umgekehrt. Mit meinem ausgeprägten Sinn für Klima- bzw. generell Naturschutz, Solidarität, Gleichberechtigung, Weltoffenheit etc. (kurz: meiner "linksgrünen" oder "woken" Einstellung) bin ich in meinem direkten Umfeld allein unter lauter Konservativen, Rechtspopulisten, strengen Christen und anderen Reaktionären. Trotzdem gehe ich vollkommen offen mit meiner politischen Gesinnung um; alles andere finde ich einfach nur feige.
Ob ich mich auf Diskussionen einlasse, hängt davon ab, wie die Leute auf meine politische Orientierung reagieren. Zu sachlichen und fairen Diskussionen ist mein Umfeld leider nicht imstande. Ich habe noch keine fünf Worte gesagt, schon werde ich unterbrochen, persönlich angegriffen, abwertend als "Gutmensch", als "Linksfaschist" etc. beleidigt und muss mir zynische Sprüche reinziehen. Trotzdem sage auch ich, was ich denke. Politische bzw. generell kontroverse Themen werden bei Familienfesten mittlerweile aber ohnehin vermieden, weil trotz aller Meinungsverschiedenheiten glücklicherweise niemand schlechte Stimmung will, wenn man eigentlich zum Feiern zusammen gekommen ist.
Es ist völlig in Ordnung, wenn Du einfach eine (eher) konservative Einstellung hast. Aber sei ehrlich und stehe dazu. Wenn Dich Deine Mitmenschen dann als "Nazi", "Hinterwäldler" oder sonst was hinstellen, dann sind sie es nicht wert, dass Du auch nur eine Sekunde für Diskussionen mit ihnen verschwendest.
Wie Du es so handhaben tust, kann ich nicht beurteilen. Sinnvolle Diskussionen führen kann ich aber nur mit Menschen, die nicht nur engstirnig auf ihren Weltbildern beharren, sondern auch mal wenigstens ansatzweise versuchen, die Standpunkte der Gegenseite nachzuvollziehen. Wahrheit ist nämlich oftmals auch nur eine Frage der Perspektive. Gegenteilige Erfahrungen, Erlebnisse und Empfindungen anderer Menschen müssen noch lange nicht falsch sein, nur weil die Meinen richtig sind oder ich sie zumindest als richtig ansehe. Und auch die Wissenschaft kann sich irren.