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Zufälle gibt’s!Folge 5: Beinahe unmöglich – Von undenkbaren und doch realen Zufallsgeschichten
Ein fassungsloser Anthony Hopkins, ein Zaubermantel mit Eigenleben, ein Pilzfund, der die Menschheit rettet. Jenseits unseres Erwartungshorizonts schlummern unfassbare Zufälle. Warum es uns schwerfällt, uns das tatsächlich Mögliche vorzustellen.
Folge 6: Volle Kontrolle – Über gut gemeinte Glücksversprechen in sozialen Medien
Morgenroutine, Lebenslauf, Ernährung – alles muss optimiert werden. Sagen zumindest einige Influencer. Philosophin Barbara Reiter hat Ideen, wie der Zufall helfen kann, in einer Welt des Optimierungswahns wieder gelassener zu werden.
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20:30 Uhr
LesezeitThomas Meinecke liest aus und spricht über „Odenwald“
Theodor W. Adorno steht im Mittelpunkt von Thomas Meineckes „Odenwald“-Roman – denn Adorno hatte eine besondere Beziehung zu dieser Landschaft. Als Kind hat er seine Sommerurlaube im bayrischen Odenwald-Ort Amorbach verbracht. Der kleine Adorno ist damals mit seiner Mutter und seiner Tante gereist, er nannte sie „meine Mütter“. Ins gegenwärtige Amorbach kommen im Roman die zwei „Forschenden“ Malwida und Walter nach „kurvenreicher Autofahrt“ an – und schon wirbeln die Diskurse durcheinander wie eine Vinyl-Scheibe auf dem Plattenteller. In diesem Text wird permanent diskutiert: es geht um Kolonisation und Migration, um die Bedeutung des Minnetranks in Gottfried von Straßburgs „Tristan“, es geht um den Film „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ von 1970 und um Senta Bergers Satz: „Der Mann schließt von einer Frau auf alle. Die Frau schließt von allen Männern auf einen.“ Adorno, Thomas Mann, Israel, Judith Butler und das komplette Werk Thomas Meineckes werden noch einmal hochgehoben in „Odenwald“, dem neuen Meisterstück des größten Popdenkers und -schriftstellers unserer bundesrepublikanischen Gegenwart.
Thomas Meinecke wurde 1955 in Hamburg geboren, lebte ab 1977 in München und zog 1994 in ein oberbayrisches Dorf. Von 1978 bis 1986 war er Mitherausgeber und Redakteur der Avantgarde-Zeitschrift „Mode & Verzweiflung“, in den Achtzigerjahren schrieb er Kolumnen für die ZEIT, ab 1986 veröffentlichte er Erzählungen und zahlreiche Romane, zuletzt den Roman „Selbst“ (2016) im Suhrkamp Verlag. Außerdem war er von 2007 bis 2013 Kolumnist für das Berliner Magazin Groove. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Düsseldorfer Literaturpreis (2003) und dem Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst (2008). Im Wintersemester 2012 hatte er die Poetikdozentur an der Goethe-Universität Frankfurt inne, 2014 war er Writer in Residence an der Queen Mary University in London, 2016 Fellow am IFK in Wien und 2020 wurde er mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet.