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Hallo Du!
Ich habe heute in der Mittagspause Deine Frage gelesen und wusste sofort, was Du meinst. Dieses Festhalten-Wollen an einem Verliebtsein, das keine Erfüllung finden kann, kenne ich sehr gut.
Ein Grund könnte sein:
Verliebtsein ist eine Droge, und nach dem Rausch kommt der Kater und den fürchtet man. Der Kater nach dem Verliebtsein ist die Trauer. Da muss man dann durch, sonst bleibt man stecken.
Ich denke, die (unbewusste) Trauervermeidung ist ein Steinchen in dem Puzzle aus Gründen dafür, dass Du weiterhin verliebt sein willst. Sie ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Du nichts mehr fühlst. Die Trauer zuzulassen könnte den Panzer einreißen, den Du aus Angst vor ihr um Deine Gefühle gebaut hast. Meistens, wenn wir depressiv werden und nichts mehr fühlen, steckt unbewältigte Trauer dahinter.
Ein weiterer Grund, weshalb Du nicht loslassen kannst, könnte Angst sein. Zumindest bei mir war es so. Ich habe mich früher sehr unsicher gefühlt und unbewusst einen Halt gesucht. Und dann kam da ein Mann des Wegs, der in mir die Hoffnung erweckte, mit ihm zusammen könnte ich lebendig, stark und mit der Welt verbunden sein.
Als dann klar war, dass daraus keine Beziehung wird und meine Verliebtheit nicht einmal erwidert wird, hielt ich trotzdem an ihr fest, weil ich diese Hoffnung nicht aufgeben wollte.
Ich habe selber gemerkt, dass es mir nicht gut tut. Und auch, dass meine Gefühle nicht wirklich mit dem anderen zu tun hatten, denn den kannte ich ja kaum. Und eigentlich habe ich neben aller Verliebtheit auch die Bereitschaft oder sogar den Wunsch in mir gespürt, loszulassen, aber, bildlich gesprochen, ich zögerte immer im letzten Moment am Sprungbrettrand.
Warum?
Ich habe mir damals gedacht, dass es vielleicht doch noch was wird. Und für diesen Fall wollte ich meine Gefühle „warm halten“. Ich empfand tatsächlich großes Bedauern bei dem Gedanken, dass er es sich anders überlegt, und ich ihn dann nicht mehr will.
Daran, dass das keinen Sinn ergibt (Denn was ist denn dabei? Dann will ich ihn halt nicht mehr. Pech für IHN, aber wohl kaum für mich, oder?) und dass ich trotz dieser Einsicht den Absprung nicht schaffte, kannst Du sicherlich erkennen, dass das wohl kaum der wahre Grund war.
Letztlich lag das Problem wohl in dem, was man in der Psychoanalyse „Übertragung“ nennt. Bei mir war es vor allem ein großes und noch aus der Kindheit stammendes Bedürfnis nach Sicherheit und Bestätigung, das ich auf diesen mir doch eigentlich ziemlich unbekannten Menschen warf. Weil mir das nicht bewusst war – und schon gar nicht in dem vollen Ausmaß – verliebte ich mich so heftig. Und ich hielt an der um sich selbst kreisenden, unerwiderten Verliebtheit fest, weil es gewissermaßen besser war als nichts.
Vielleicht kannst Du mit meinen Gedanken etwas anfangen!
Wenn es nicht besser wird, sprich mal mit jemandem darüber. Vielleicht gibt es an Deiner Schule eine Vertrauensperson, mit der Du über Möglichkeiten einer psychologischen Beratung reden kannst. Es gibt vielleicht eine Seelsorgerin in einer Kirchgemeinde in deinem Ort (da musst Du nicht kirchlich sein; schau mal im Netz). Es gibt auch online-Beratungen, z.B. von der caritas für Kinder und Jugendliche.
Alles Gute Dir!