Weil Beinbrüche beim Pferd zum Großteil erstens nicht komplikationslos ausheilen, bei fast allen die Funktionalität der Gliedmaße nicht mehr komplett wiederhergestellt werden kann und weil die Auswirkungen auf den restlichen Körper so gravierend sind, dass es tatsächlich in den meisten Fällen die tierliebendere Variante ist, das Pferd zu erlösen.
Wenn ein Pferd zB ein Vorderbein - aus welchem Grund auch immer - über längere Zeit entlastet, wird die andere Gliedmaße überlastet. Man kann keine Struktur schonen, ohne eine andere vermehrt zu belasten. Das kann so weit gehen, dass das Pferd zB am anderen Huf eine Belastungsrehe bekommt - dann tut der Linke wegen dem Bruch weh, der Rechte wegen der Hufrehe. Belasten kann es dann keins mehr richtig, also versucht es, das Gewicht nach hinten zu verlagern, was innerhalb kurzer Zeit zu gewaltigen Kreuzschmerzen und Muskelkater führt. Also stellt es sich doch vorne auch drauf, was für den Bruch nicht gut ist, für die Rehe genausowenig, und das Kreuzweh wird auch nicht besser, weil es als ganzes verkrampft.
Dazu kommt noch der psychologische Faktor, denn für ein Fluchttier ist es eine wahnsinnige psychische Belastung, in dem Wissen zu leben "wenn jetzt ein Säbelzahntiger kommt, bin ich sein Mittagessen". Also steht das Tier die ganze Zeit über sowohl unter psychischem (kann nicht laufen) als auch physischem (alles tut weh) Stress, dazu kommen meist noch genug Medikamente, was dann insgesamt dazu führt, dass das Verdauungssystem auch noch die Segel streicht...
Bei einer Verletzung, die in der Wildnis dazu führen würde, dass das Pferd zur Beute wird, ist man in meinen Augen als Besitzer immer in der Pflicht, sich das sehr gut zu überlegen, was man dem Pferd mit der Behandlung antut. Auch wenn man heute schon vieles mehr oder weniger erfolgreich wieder zusammenflicken kann, halte ich das nicht immer für sinnvoll. Manchmal ist die Euthanasie tatsächlich die tierschonendere Variante.