Weniger Müll, weniger Bürokratie! Endlich Schluss mit ausgedruckten Kassenbons?

In Bayern wird derzeit überlegt, der Kassenbonpflicht ein Ende zu setzen. Während viele Händler die massive Bürokratie hinter den Bons beklagen, bedeuten die Kassenbons für die meisten Kunden vor allem eines - unnötig viel Müll. Doch auch mit Blick auf unsere Gesundheit sowie die Umwelt sind die Kassenzettel nicht ganz unbedenklich... Wir haben die gutefrage Community einmal gefragt, wie sie zu einem mögliche Ende der Bonpflicht stehen würden.

gutefrage-Redaktion
9.7.2024
Kassiererin an Kasse

Ein alltäglicher Begleiter...

Vermutlich kommt auch Dir das jetzt geschilderte Szenario nicht gänzlich unbekannt vor: Man schlendert beim wöchentlichen Einkauf gemütlich durch die Abteilungen, packt Waschmittel, Käse, Konserven, Spülmittel und eine Menge Süßkram, den man doch eigentlich gar nicht kaufen wollte, in den Einkaufswagen und begibt sich irgendwann in Richtung Kasse. Unmittelbar nach Bezahlung der Einkäufe wird der eben ausgehändigte Kassenzettel dann zunächst einmal mit detektivisch-akkurater Präzision überprüft. "Wieso habe ich denn wieder so viel Geld ausgegeben? Die Kassiererin muss sich vertan haben; ich gucke lieber noch einmal genauer nach....".

Glück gehabt! Dieses Mal ist offenbar alles in Ordnung. Die gekennzeichneten Rabatte wurden an der Kasse automatisch abgezogen und auch die Anzahl der über den Scanner beförderten Artikel scheint zu stimmen.

Nachdem das nun geklärt wäre, geht's in Richtung Auto, um die eben gekauften Waren zu verstauen. Ach ja - und der Kassenbon wird selbstverständlich noch vor Verlassen des Supermarkts in den Mülleimer geworfen. Da der Betrag korrekt ist und wir nicht vorhaben, einen der gekauften Artikel umzutauschen, hat das gute Stück seinen Zweck mehr als erfüllt.

Einen Kassenbon ausgehändigt zu bekommen, ist für die Meisten von uns mittlerweile vermutlich etwas völlig Alltägliches. Egal, ob in der Drogerie, im Supermarkt, im Klamottengeschäft oder beim Elektronikhändler; nach jedem Einkauf werden wir gefragt, ob wir einen Kassenzettel benötigen würden.

Doch egal, wie unsere Antwort dabei ausfallen mag - gedruckt wird er auf jeden Fall...

Kasse

In Bayern plädiert man für ein Ende der Bonpflicht

Während man den Kassenbon früher lediglich bei Interesse ausgehändigt bekommen hat, herrscht seit dem 01. Januar 2020 in Deutschland eine Kassenbonpflicht. Das sog. "Gesetz zum Schutz vor Manipulation an digitalen Grundaufzeichnungen" oder kurz "Kassengesetz 2020" regelt, dass seit Beginn des Jahres 2020 jeder Kunde zwingend einen Bon erhalten muss. Doch wieso das Ganze? Das primäre Ziel des Gesetzes liegt darin, die Steuerehrlichkeit zu erhöhen, d.h.: Die lückenlose elektronische Dokumentation soll der Steuerbehörde dazu dienen, etwaigen Steuerbetrug besser erkennen und Geldströme, die am Finanzamt vorbeifließen, unterbinden zu können.

Der ausgedruckte Bon enthält i.d.R. eine Vielzahl an Informationen, so u.a. den Namen sowie die Anschrift des Ausstellers, das (Kauf-)Datum, die Uhrzeit, die Menge der gekauften Artikel, die Rechnungsnummer, den Betrag und den jeweiligen Steueranteil.

Wenn's nach der bayerischen Staatsregierung jedoch geht, soll mit den unnötigen Zetteln recht bald Schluss sein. Die Forderung eines Stopps der Kassenbonpflicht ist Teil einer Bundesinitiative, die im bayerischen Kabinett kürzlich beschlossen worden ist.

Die bayerische Staatsregierung kritisiert das Gesetz in erster Linie, da es für Händler und Unternehmer, die in Deutschland ohnehin mit einer Menge bürokratischer Hürden zu kämpfen haben, eine unnötige Mehrbelastung bedeutet. Elektronische Kassensysteme, wie sie heute in fast allen Läden zu finden sind, ermöglichen eine adäquate steuerliche Erfassung bereits komplett ohne Bonpflicht.

Darüber hinaus sind die Folgen für Umwelt und Gesundheit ebenfalls nicht ganz unbedenklich...

Mülltonnen

Unnötiger Abfall und gesundheitliche Bedenken

Wie eingangs erwähnt, landen vermutlich die allermeisten der Kassenzettel unmittelbar nach dem Einkauf in der Tonne. Dabei ist es völlig unerheblich, ob wir selbst oder die Kassiererin den Bon in unserem Auftrag in den Abfalleimer schmeißt; tagein-tagaus werden die - ohnehin bereits immensen - Müllberge durch nicht gewollte Kassenbons erweitert.

Experten gehen davon aus, dass mit der Menge der jährlich ausgedruckten und entsorgten Kassenbons umgerechnet 43 Fußballfelder bedeckt werden könnten. Das Abstruse an der Situation: Unternehmen und Kunden setzen inzwischen auf mehr Nachhaltigkeit und weniger Verpackungsmüll. Während also Einwegstrohhalme oder To-Go-Becher also sukzessive aus dem Alltag verbannt werden, bleibt der - für viele verzichtbare - Kassenzettel als massives Umweltproblem bestehen.

Aus Sicht des Umweltbundesamtes allerdings ist viel weniger die Menge des Papiers, sondern eher dessen chemische Zusammensetzung das eigentliche Problem hinter der ganzen Misere. Obgleich die sogenannten "Thermopapiere", die das als "besorgniserregenden Stoff" bezeichnete Bisphenol A enthalten, seit dem 02. Januar 2020 nicht mehr erlaubt sind, warnt das Amt auch vor dem inzwischen gängigeren Bisphenol S, das für die Beschichtung des Papiers verwendet wird.

Bisphenol S ist als reproduktionstoxisch Kategorie 1B eingestuft und unter der europäischen Chemiekalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend identifiziert. Kritisch wäre hierbei vor allem der Umstand, dass BPA eine endokrine Wirkung auf Mensch und Umwelt haben kann. Was das konkret bedeutet? Durch den möglichen Eingriff in das Hormonsystem kann der Stoff die Gesundheit von Mensch und Tier massiv schädigen. Forscher fanden zudem heraus, dass die reproduktionstoxische Eigenschaft im schlimmsten Fall durchaus Auswirkungen auf die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit von Mann und Frau haben kann.

Hinsichtlich der etwaigen negativen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur plädiert auch das Umweltbundesamt für rein elektronische Belegsysteme, die ihren Kunden - ähnlich wie in vielen skandinavischen Ländern - die Belege direkt nach dem Einkauf auf das Handy oder an das elektronische Postfach verschicken.

Leute diskutieren

Brauchen wir ein Ende der Bonpflicht? Die gutefrage Community diskutiert

Dadurch, dass das Thema für uns alle im Alltag mehr als relevant ist, wollten wir von unseren Nutzern einmal genauer erfahren, wie sie zu einem möglichen Ende der Bonpflicht stehen würden.

Die Nutzer Meandor, Nachtmensch0711 und SamaMoldo sprechen sich klar für ein Ende der Bonpflicht aus:

Das mit der Bonpflicht ein Wettkampf zwischen Kugel und Schutzweste.

Die Bonpflicht sorgt dafür, dass alle Einkäufe boniert werden müssen. Dann wird die Kasse halt hinterher manipuliert.

Oder die Kasse wird gar nicht manipuliert, sondern es wandern manipulierte Kassenberichte in die Buchhaltung.

Das kann bei einer Kassennachschau auffallen. Oder auch nicht.

Wer Geld hinterziehen will, findet immer einen Weg und genauso finden Betriebsprüfung und Steuerfahndung auch immer wieder Wege das aufzudecken.

Mir ist es lieber, die Leute manipulieren lieber gleich das Vorsystem, dass lässt sich leichter aufdecken.

Man könnte wie in anderen Ländern die Manipuliererei zwischen Vorsystem und Buchhaltung einfach dadurch umgehen, indem die Vorsystem die Daten einfach direkt an die Steuerverwaltung übermitteln. Aber dafür bräuchte man in Deutschland ja erstmal flächendeckendes Internet.

Zur Antwort

Die Bonpflicht ist eine gigantische Papierverschwendung. In einem Betrieb für den ich arbeite steht an der Kasse für den Eintritt eine Mülltonne direkt unter dem Bondrucker in den alle Bons direkt reinlaufen, weil kein Gast den Bon haben möchte.

Zur Antwort

In der Schweiz gibt es die Bonpflicht so nicht und ich beziehe usschliesslich elektronische Bons bei Coop und Migros in der App und in anderen Läden verneinen ich die Frage nach dem Bon. Angeschaut habe ich die elektronichen - wie auch Papierbons - noch so gut wie nie.

Man soll dem Kunden die Wahl lassen - gerade bei kleinen Einkäufen muss man ja auch nicht kontrollieren und für jedes Brötchen einen Bon zu bekommen ist ziemlich Überflüssig.

Zur Antwort

Froox, Andy7754 und General229man hingegen sind eindeutig dafür, dass die Bonpflicht auch weiterhin bestehen sollte:

Jeder braucht einen Nachweis. Ein Kassenbon ist rechtlich gesehen ein Minivertrag über das was man gerade gekauft hatte. Man könnte das evtl. digitalisieren, aber wo bleiben die wirklich älteren Leute. Die kommen damit nicht klar und ich kenne jüngere Leute, die sich digital nicht auskennen.

Zur Antwort

Bon muss sein, wenn ich was vergessen habe und muss noch mal schnell in den Laden, wie sollte ich sonst nachweisen können, dass ich das Zeug schon bezahlt habe? Auch ist mir schon vorgekommen, dass zb. Brot gleich am nächsten Tag schimmlig war, ohne Bon kann ich das Teil nicht wieder zurück bringen. Ähnliches auch mit Orangen, oder anderen Produkten, was nach dem Kauf schlecht ist oder vergammelt bring ich konsequent zurück. Ohne Bon wär das aber nicht machbar. Und jedes mal drum betteln darauf hab ich auch keine Lust, man vergisst es dann, da es ja bisher selbstverständlich war.

Zur Antwort

Sollte da zu einem technischem Versagen kommen, wie kann man dann nachweisen können, dass der Transaktion statt gefunden hat und wie soll man denn für die wichtige Dokumente bereitstellen, wenn man wegen eine Wartungsarbeiten oder technischen Probleme nicht zugreifen kann. Da ist es in der Schule ein oder anderen Mal schon mal passiert, wo man z.B. Krankschreibung oder Hausaufgaben nicht mehr hochladen kann, weil das Programm spinnt und deswegen eine schlechte Note bekommt. Eine Ausrede wegen technischen Versagen, weshalb Hausaufgaben nicht gemacht werden, interessieren Beamten eben nicht und das ist für Schüler eine Katastrophe. Daher ist es bei Kassenbon schwierig, wenn man alles auf elektronisch umstellt und das spart Ärger mit Behörden für einen Nachweis als auch für die Steuererklärung

Zur Antwort

Unsere Nutzer critter, Topflappen555 und Birgitmarion haben eine etwas andere Meinung zum Thema, und zwar:

Ich bin für die Abschaffung der generellen Bonpflicht, aber ich selbst möchte gern einen Bon haben, egal, über welchen Betrag, denn ich kontrolliere noch im Laden die berechneten Mengen und Preise. Wenn etwas nicht stimmt, kann ich sofort reklamieren. Ohne Bon hätte ich keine Chance. Außerdem verwende ich die Bons für die Einträge meiner Ausgaben zu Hause, getrennt nach Food und Nonfood, um einen Überblick über mein Kaufverhalten zu haben und evtl. künftig gegenzusteuern.

Herstellung der Belegrollen und das Entsorgen verbrauchen leider viele Ressourcen, aber weiß man, wie hoch die Umweltverschmutzung durch die elektronische Übertragung von der Geschäftskasse auf das Kundenhandy sein wird, falls diese Möglichkeit mal Usus ist? Bei Mails ist die immense Menge ja bekannt.

Zur Antwort

Ich wäre dafür das nur noch dann eine Kassenbonpflicht besteht wenn der Kunde ausdrücklich danach verlangt oder der Einkauf mehr als hundert Euro beträgt.

Zur Antwort

Ich hebe die Bons auf, wenn ich womöglich einen Umtausch vornehmen oder eine Garantie haben will.

Zudem führe ich schon viele Jahre ein Haushaltsbuch, wofür ich die Bons bis zum Eintrag aufhebe.

Zur Antwort

Wie Du siehst, gibt es in unserer Community viele verschiedene Standpunkte zum Thema Kassenbonpflicht. Hast auch Du eine bestimmte Meinung zum Thema, die Du mit den gutefrage Nutzern teilen möchtest? Dann wirf doch gerne einen Blick auf unsere Meinung des Tages und diskutiere mit!

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