Wusste die normale Bevölkerung während der NS Zeit was genau in den KZ Lagern passiert?

9 Antworten

Es gab ja verschiedene Formen von KZs. In den ersten KZs bis ca. 1936 wurden hauptsächlich Oppositionelle gefangen gehallten, vorwiegend Spoialdemokraten und Kommunisten. Viele kamen um, aber der größere Teil wurde irgendwann wieder entassen. Diese Leute konnten natürlich von ihrer Haft erzählen.

Was die Vernichtungslager angeht, war das Wissen geteilt. Natürlich waren zigtausende schon rein organisatorisch daran beteiligt: Als KZ.Mannschaften, als Wachmannschaften, als Bahnhofs- und Zugpersonal, als KZ-Ärzte, als Gaslieferanten usw. usw. Aber es gab auch Menschen, die völlig ahnungslos waren. Die allermeisten Menschen wussten zwar nichts Genaues, wollten aber lieber auch gar nichts wissen.

Es gab irgendwo in Süddeutschland ein KZ, das lag am Fiße eines Berges. Die Menschen, die Sonntags am Berg spazieren gingen, konnten von oben in das KZ schauen. Deshalb hat die SS irgendwann verboten, dort zu wandern. Da konnte sich doch jeder, wenn er wollte, seinen Teil denken.

Das Hab und Gut der deportierten oder ausgewanderten Juden wurde auf Flohmärkten verkauft. Da freuten sich zigtausende Deutsche, billige Teppiche, Möbel, Haushaltswaren usw. zu erwerben. Sie wussten genau, dass es Hinterlassenschaften von Juden waren, aber deren Schicksal war ihnen egal. Das ist das Grausame: Was aus den Nachbarn wurde, mit denen man jahrelang oder länger zusammen gelebt hatte, mit denen man vielleicht gefeiert hatte, deren Kinder mit den eigenen Kindern die gleiche Schule besuchten usw., was mit denen geschah war den allermeisten Deutschen piepegal.

Vielleicht haben manche es nicht mitbekommen aber ich kann mir nicht vorstellen das niemand das wusste. Glaub die reden sich nur raus

Hier muß man wohl zwischen den Vernichtungslagern und den "normalen" KZs unterscheiden. Hier haben Sperling und Bentheim die entsprechenden Antworten schon gegeben.

Woher ich das weiß:Hobby

Es gab auf jeden Fall Gerüchte, die KZs waren ja auch Flächendeckend im Reich verteilt und da sind auch normale Leute wie Handwerker oder Lieferanten ein und aus gegangen.

Und wenn die Wachleute im nächsten Dorf einen Saufen oder auf Heimaturlaub waren hat da wahrscheinlich auch der ein oder andere nicht immer die Klappe gehalten.

Es war sicher nicht in allen Details bekannt, aber dass dort massenhaft Leute geschunden und umgebracht werden, war sicher bekannt.

dazu eine Geschichte von meinem Großvater, die das illustriert:

(Vorgeschichte: die Sache spielt um ca 1944 etwa 20km entfernt von einem Konzentrationslager. es hieß dort damals immer, dass die Bauern am Ort des KZ die größten Krautköpfe hätten, weil di Asche der verbrannten KZ-Insassen auf die Felder gekarrt wurde...)

Mein Großvater arbeitete damals in einem Betrieb, in dem auch Zwangsarbeiter aus dem Osten beschäftigt waren. als er sich mal über die Scheißbehandlung dieser Leute lautstark aufregte (sie bekamen kaum was zu essen, hatten aber enormen Leistungsdruck), rief ihn sein Vorgesetzter zu einem Vieraugengespräch zu sich und sagte ihm: "reiß dich ein Bisschen zusammen! Ich kann dich nicht ewig schützen, und wenn das der Falsche hört, bist du auch bald ein Krauthäupl!"

So eine Anspielung wäre sicher nicht verstanden worden, wenn die Geschehnisse in den Konzentrationslagern nicht allgemein bekannt gewesen wären!