Wurde die Bibel verändert?

44 Antworten

"Die Bibel" - schon falsch
Die Schriften des Judentums, die wir Christen (in einer anderen Ordnung als die jüdische Bibel) das Alte Testament nennen, entstand in einem Prozess von vielen hundert Jahren und war im Wesentliche im Jahrhundert vor Christus fertig.
Allerdings ist die hebräische Bibel von heute nicht identisch mit der hebräischen Bibel zur Zeit Jesu, weil sie nach der Katastrophe des jüdischen Krieges neu überarbeitet und für die jüdische Gemeinde herausgegeben wurde.
Die Schriften von Qumran sind Beleg für die nachchristliche Überarbeitung der hebräischen Bibel
Die christliche Bibel verwendet im Alten Testament die ältere Variante der Bibel, allerdings in der griechischen Übersetzung, die in vorchristlicher Zeit der hebräischen Ausgabe gleichgestellt war. - Das neue Testament stellt Schriften zusammen, die zur Zeit der Zusammenstellung als "apostolisch" galten. Diese Zusammenstellung hat eine Geschichte von etwa 100 Jahren, die mit der (vielleicht schon von Paulus selbst veranlassten) Herausgabe (und damit auch die Redaktion) der Paulusbriefe begann und die um 150 herum beendet war. Ob Markion die schon fertig herausgegebene Bibel gekürzt hat, oder ob er der Erfinder eines Neuen Testamentes war, das von den Gemeinden in Rom und in Kleinasien abgelehnt wurde und so die Enstehung des christlichen Neuen Testamentes veranlasst hat, ist nicht sicher (letzteres ist eher wahrschenlich).
Diese Bibel wurde dann sehr oft abgeschrieben. Nicht immer ist 100% sicher, welche Version die ältere ist. Aus christlicher und aus jüdischer Sicht ist dieser Sachverhalt unproblematisch, weil sich darin das gegenwärtige Wirken Gottes ausdrückt.
Das gleiche gilt übrigens für die Koranische Theologie zu: Der Gott, der im Koran gesprochen hat, ist der gleiche, der durch die Taten des Mohammed verehrt wird, und die deshalb für sunnitische Theologen als Rechtsquelle herangezogen werden können, während für den schiitischen Islam heute noch aktuelles Gottesrecht gesprochen werden kann (Fatwa)
Letztlich steuert die Frage eher auf ein antihistorisches Motiv zu: Ein Gott der ein für alle Mal festgefügtes Wort hinterlassen hat, kann recht leicht als Prügel gegen Leute verwendet werden, die anders denken.

Man könnte noch auf viele Dinge im AT eingehen, wie dazu, dass die alten Schriften verbrannt waren durch Kriege und aus dem Gedächtnis niedergeschrieben wurden, also bereits zu dem frühen Zeitpunkt keine Originale mehr waren. Belege kann ich später nachreichen, denn heute will ich auf das

Neue Testament eingehen. Gibt es ein Evangelium von 'Isa (Jesus, Friede sei auf ihm)? Leider liegt uns keines vor. Sondern wir haben diverse Evangelien, die von nicht mit Bestimmtheit bestimmbaren Personen verschiedener Zeiten und Gesellschaftsschichten unter heute nicht mehr nachvollziehbaren Lebensumständen niedergeschrieben wurden. Aber nicht von `Isa selber, und nicht unter seinen Augen, sondern dann, als er schon nicht mehr unter den Menschen war. Es entstanden im Laufe der Zeit daher unzählige Versionen der Stationen seiner vielen Wanderungen. Zuverlässige und unzuverlässige Berichte, so dass die späteren Generationen die weitergereichten Berichte und Geschichten prüften und gezwungen waren, auszuwählen: "Sintemal sich's viele unterwunden haben, Bericht zu geben von den Geschichten, so unter uns ergangen sind, wie uns das gegeben haben, die es von Anfang an selbst gesehen ... haben ... ich alles von Anbeginn mit Fleiß erkundet, ... auf dass ich's dir ... in Ordnung schreibe" (Lukas 1, 1-3).

Es gibt viele außerbiblische Geschichten, die zusätzliches Material enthalten. Es gibt Evangelien, die sogar von Aposteln selber aufgeschrieben worden sein sollen. Seltsamerweise aber ist uns keine Schrift zugänglich, die in ihrer eigenen semitischen Muttersprache erhalten wäre! So fand man zwar ein Exemplar des spirituell sehr tiefen Barnabasevangelium, das von Barnabas direkt geschrieben wurde und in einem Grabgewölbe auf Zypern gefunden wurde. Davon ist heute nur eine italienssprachige Übersetzung (die wiederrum auf Deutsch übersetzt wurde und in Buchhandlungen bestellbar ist) vorhanden, die ein Priester aus dem Vatikan schmuggelte. Zwar fand man in der Türkei auch eine syrische Version, die wurde jedoch nicht für Publikum geöffnet (offensichtlich gibt es hier Stellen, die in der italiensichen Version in der Übersetzung unterschlagen wurden, und die laut Verträgen nicht veröffentlicht werden dürfen!). Siehe "barnabas.net" dort komplett auf englisch, mit allen Erkärungen.

Über die Funde von Nag Hammadi (Ägypten), Thomas-Evangelium (ebenfalls Dialoge mit `Isa, Friede sei auf ihm):

http://www.gnosis.org/naghamm/gthlamb.html

Dann gibt es noch den Schäfer von Hermas etc.

Die Bibel von heute ist also eine Auswahl an Material, die Menschen lange nach `Isa getroffen haben!

Kopisten schrieben gegen Geld für zahlende Kunden (nach Zeilen oder Seiten bezahlt) Versionen der Schriften ab. Es ist unbestritten, dass die Schriften des NT in einem Zeitraum von 50-200 n. Chr. auf Griechisch aufgeschrieben wurden, und dass oft Randbemerkungen mit in den Text aufgenommen wurden. Als Kopisten-Abschreibfehler sind Satz- oder Wortverdopplungen gleich hintereinander in diversen Manuskripten bekannt. Man weiß von Sammlungen biblischer Texte um 100 n. Chr. Der freigelassene Sklave Onesimus (siehe Brief des Paulus an Philemon) sammelte mehere Paulusbriefe (darunter den Philemonbrief, dem er seine Freiheit verdankte). Auch der Bischof Ignatius von Loyola von Antiochia (heutiges Antakya, Türkei) kannte eine Textsammlung. In den 130er Jahren stellte der Prediger Marcion eine von ihm überarbeitete Version des Lukasevangeliums und zehn Briefe des Paulus zusammen. Doch verwarf Marcion das Alte Testament wodurch er eine Spaltung der Gläubigen bewirkte. Man diskuttierte so stark darüber, welche Schriften denn nun gelten sollten und welche nicht. 1740 fand der Bibliothekar Muratori in Mailand ein auf lateinisch geschriebenes, 85 Zeilen langes Fragment eines längeren (vermutlich ursprünglich auf griechisch verfaßten) Verzeichnisses, in dem die als heilig geltenden "Schriften" aufgeführt sind. Der sog. "Kanon Muratori", wie das Fragment genannt wird, stammt etwa aus der Zeit um 200 u.Z. Es nennt als heilig - die vier heute bekannten Evangelien, - die Apostelgeschichte, die Offenbarung des Johannes und eine (heute nicht gültige) "Petrusapokalypse" - die heutigen 13 Briefe des Paulus, zwei der drei (heutigen) Johannesbriefe, einen der beiden (heutigen) Petrusbriefe und den Brief des Judas; - die "Weisheit Salomos" und eine Schrift "Hirt des Hermas", letztere aber mit Einschränkungen. Der Hebräerbrief und Jakobusbrief sind nicht dabei.

Die ältesten heute der Forschung vorliegenden Bibeltexte des NT sind (außer einem kleinen Bruchstück) die Papyri P66 (Papyrus Bodmer II) und P75 (Papyrus Bodmer XV), die um 200 n.Chr. datiert werden. Die ältesten Niederschriften von Teilen des AT hat man in Qumran gefunden - sie werden ca 150-100 v.Chr. datiert. Es gibt aber textanalytische und historische Argumente, dass die Schriften, die später zu den Büchern des Pentateuch (Bücher "Mosis") zusammengefaßt wurden, ab 900 v.Chr. verfaßt wurden, die jüngsten Teile in Babylon im Exil. Einige der Psalmen könnten tatsächlich von David verfaßt sein.

Die beiden (unabhängigen) Schöpfungsmythen der Genesis (1. Mos. 1.1 ff und 1.Mos. 2.4 ff) ähneln sehr stark Berichten aus Ägypten (Memphis, Theben, Hieropolis, Hermopolis), Sumer, Akkad, Babylon (z.B. das "enuma elish" ca 1000 v.Ch. und das jüngere "Gilgamesh-Epos"), Ugarit (Vorläufer der späteren Kanaanäer) und aus Quellen der Hurriter und der Hethiter. (1. Teil zum NT)


Glaubenslicht  07.08.2010, 10:18

Ein Bild des Papyrus Bodmer

http://www.earlham.edu/~seidti/iam/tc_pap66.html

Mit interessanten Anmerkungen - es fehlen Worte an der rechten Seite wegen dem Alter der Schiften, d.h. es ist zerstäubt - es gibt Problemen mit dem Inhalt, mit der Deutung. Ein Beispiel das dort angegeben wurde:

P66 enthält das Wort "ouden". In anderen Manuskripten dagegen steht "oude en". Die Frage bleibt, welches eher dem Original entspricht und welches war der Anlass für Kopistenfehler (die sich dann immer weiter fortsetzten)? Und man weiß auch nicht, wie man punktieren soll: nach "ouden"/"oude en", oder nach "o gegonen" (es gibt keine Punkte und Kommas in semitischen Sprachen!). P66 ist unter den Schriften ohne jegliche Punktierung. Nach dem "n" gibt es aber einen größeren Freiraum, und ein kleiner Punkt steht zwischen dem "E" und dem "N", dessen Bedeutung heute völlig unbekannt ist!

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Es gibt Schriftrollen, die Texte der Bibel überliefern. Diese Schriftrollen sind schon über 2000 Jahre alt. Diese Funde zeigen, dass die Bibel gut und zuverlässig überliefert wurde. Einen Beweis, dass sie verfälscht wurde, gibt es jedoch nicht. Hier ist ein Link dazu:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Jesajarolle

Die das sagen, denen fällt halt nichts anderes ein, wie sie schlecht über die Kirche reden können.

Wenn sie das sagen, müssen sie es erst mal beweisen, nicht umgekehrt. Alle Funde deuten darauf hin, dass die Bibel das am besten tradierte Schriftstück ist, das die Welt je gesehen hat.

Natürlich. Schon im Laufe der Zeit, als wir sie noch gar nicht kannten, wurde sie schon verändert. Teile hinzugefügt, andere herausgenommen.