Woher sollen denn die "Arier" kommen -- aus Indien oder aus Norwegen?

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Die Genmutation die für blonde Haare und blaue Augen sorgte, also verminderte Pigmentierung, soll laut Forschung vor ungefähr 10.000 Jahren zum erstenmal aufgetreten sein, aber irgendwo in der Region Naher Osten/Kaukasus. Von dort aus hat sie sich in der Kaukasus-Region verbreitet und auch Richtung Norden, sobald da nach Ende der letzten Eiszeit bewohnbare Regionen entstanden. Da diese Genmutation aber rezessiv ist, das heißt nur wenn beide Elternteile sie tragen wird sie an die Kinder weitervererbt, hat sie sich nur dort verbreiten können wo genetische Flaschenhälse für häufige Inzucht sorgte, wo also sehr kleine Populationen siedelten die sich zwangsläufig immer wieder miteinander vermehren mußten, weil es kaum genetischen Zugang von außen gab. Deshalb hat sich dieses Erbgut im hohen Norden mit seinen kleinen Populationen halten und vermehren können und kommen heute die meisten blauäugigen Blonden aus nördlichen Ländern. (Bei den Rothaarigen heißt es daß sich da vielleicht Neandertaler verewigt haben, denn von denen soll das Gen für die roten Haare stammen.)


Daoga  05.05.2023, 13:22

In Indien findet man Farbabstufungen, je weiter man nach Süden kommt um so dunkler wird die natürliche Hautfarbe wegen der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung, die eingeborenen Südinder sind so dunkel wie Afrikaner aber haben europäische Gesichtszüge dazu (Stichwort Indoeuropäisch.). Indien ist mal von den hellhäutigen und manchmal sogar blonden "Ariern" aus dem Norden (die selber aus der Kaukasus-Region stammten!) erobert worden, weshalb die obersten Kasten, die Brahmanen, als Abkömmlinge dieser Eroberer immer noch ziemlich hell sind, im Unterschied zu den untersten Kasten und Kastenlosen, weil es da aus kulturellen Gründen über Jahrtausende kaum Vermischung gegeben hat.

Avatarez2  11.05.2023, 12:38

Ich würde eher sagen, dass die Blondheit und Bläugigkeit ein Selektionsfaktor im Rahmen der z.B. sexuellen Selektion war und infolgedessen diese Merkmale bevorzugt wurden, während Braunäugige und schwarzhaarige eher verschmäht wurden. So wurde dann intuitiv Fortpflanzungsbarrieren festgelegt, welche schlussendlich zur Unterartbildung führten.

Die Idee mit der Inzucht ist hanebüchen, weil niemals alle braunhaarigen oder schwarzhaarigen, respektive ihr Erbgut in einer Population erloschen wären, gäbe es keine Selektion auf die rezessiven Merkmale.

Außerdem war der Genfluss nie unterbrochen, es gab also weiterhin Austausch aus braunhaarigen Gegenden.

Nach der Kurgan-Theorie von Marija Gimbutas haben sich die Indogermanen als rassisch klar definierbare Gruppe zuerst in einem Gebiet herausgebildet, das etwa der heutigen östlichen Ukraine und dem südlichen Russland nördlich des Kaukasus entspricht. Durch die Domestizierung, die den Indogermanen in diesen flachen Steppengegenden gelang, erreichten sie bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. eine hohe Mobilität. Damals war die Erde allgemein noch äußerst dünn besiedelt. Die Erdbevölkerung lag unter 100 Millionen. Die großen Ebenen Eurasiens waren teilweise annähernd menschenleer.

Die patrilinear organisierten Indogermanen haben sich seit dieser Zeit in alle Himmelsrichtungen ausgebreitet. In Europa haben sie die alten matrilinear organisierten nichtarischen Alteuropäer unterworfen und überschichtet. Nach Überwindung des Kaukasus haben sie sich auch im Zweistromland niedergelassen und die Herrenschicht der dortigen alpinen, von Getreide lebenden Bevölkerung gelegt. Aus dieser Symbiose ging die Kultur der alten Sumerer hervor. Die Expansion nach Südasien erfolgte wohl erst später, im 2. Jahrtausend v. Chr.. Auch hier wurden Vorbevölkerungen unterworfen und neue Staaten und Kulturen begründet.

Daß man die Indogermanen im 19. Jh. zunächst als Arier bezeichnete folgt aus dem damals beliebten Prinzip des pars pro toto, d. h. man bezeichnet eine größere Stammesgruppe nach einem einzelnen Stamm. Die eigentlichen Arier (H’ari) waren die indogermanische Gruppe, die in der Bronzezeit den Hindukusch überquerte, die dunkelhäutige Dravida-Bevölkerung im Industal unterwarf und die Grundlagen für die altvedische Kultur schuf. Es waren einfache Bauern und Viehzüchter, klein an Zahl, doch an kriegerischen Fähigkeiten den kulturell bereits entwickelten Dravidas weit überlegen, so daß sie diese unterwerfen und zu deren Herren werden konnten. Nach dem arischen Gott Indra, der im Rigveda mit goldgelbem Haar und goldgelben Bart dargestellt wird und der wohl der vergöttlichte Heerführer der H’ari war, erhielt das Land „Indien“ seinen Namen: Das Land Indras also, des gottähnlichen Herren der Arier.

Die Erforschung dieser Zusammenhänge fing bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh. mit der Sprachwissenschaft an. Man erkannte, dass die germanischen, keltischen, slawischen, baltischen, romanischen Sprachen sowie das persische und indische (Sanskrit) etymologisch zusammenhingen und eine eigene, von den semitischen und anderen Sprachgruppen unterscheidbare Gruppe darstellten. Denker wie der französische Diplomat Arthur Comte de Gobineau haben dann den naheliegenden Gedanken entwickelt, dass die einzelnen nach Kerneuropa und Südasien vordringenden indogermanischen Stämme aus einem relativ einheitlichen Menschenschlag bestanden, der race aryenne (arischen Rasse), wie Gobineau diesen Typus nannte. Gobineau vertrat die Theorie einer körperlichen, moralischen und geistigen Überlegenheit dieses Menschenschlages gegenüber den von diesem unterworfenen Vorbevölkerungen. Diese Theorie passte natürlich gut in die Zeit Mitte des 19. Jh., die ja auch wieder die Ausbreitung weißer, indogermanischer Europäer (Angelsachsen, Franzosen, Niederländer) über alle Welt sah. Gobineau sah nun für die Bronzezeit, das „arische Zeitalter“ wenn man so will, eine ähnliche koloniale Expansion dieser weißen, hellhäutigen Rasse und diese Expansion war seiner Anschauung nach die Grundlage der großen alten Hochkulturen Südasiens, des nahen Ostens sowie Europas.

Das Aussehen der alten Indogermanen können wir uns etwa so vorstellen:

http://humanphenotypes.net/ProtoNordid.html

Also tatsächlich hellhäutige, „nordische“ Leute. Der urindogermanische Typus selbst aber ist aufgrund der Vermischung von der Erde nahezu verschwunden, jedoch gibt es vereinzelt, vor allem in Russland und dem nahen Osten, Individuen, die seinem Erscheinungsbild noch nahe kommen.

Gobineaus Gedanken sind bis heute weder widerlegt noch eigentlich bewiesen. Sie beschreiben recht schlüssig das Geschehen, doch wurde Gobineau bereits zu Lebzeiten dafür kritisiert, dass er eine inhärente Überlegenheit einer Rasse gegenüber den anderen annahm und nicht etwa nur zufällige technologische oder sonstige Überlegenheit (z. B. durch die Pferde) in der Bronzezeit.

In England wurden seine Gedanken verhalten aufgenommen. Hier sah man eher die eigene angebliche Auserwähltheit als einer der Zwölf Stämme Israels als Grundlage der Berechtigung des eigenen Imperialismus. Wohlwollender kam man Gobineaus Anschauung hingegen in Deutschland entgegen, was wohl an Gobineaus Betonung der Tatsache lag, daß der arische Menschenschlag, der in Asien und Südeuropa aufgrund niedrigerer Geburtenraten und längerer Generationenfolgen im Vergleich zu den unterworfenen dunkleren Rassen und vor allem aufgrund der Vermischung mit diesen im Laufe der Jahrtausende nahezu völlig verschwunden war, in den germanischen Ländern noch in relativer Unvermischtheit bestand. Daher gibt es heute so gut wie keine blonden und auch nur selten blau- oder grünäugige Inder. Wenn, dann am ehesten noch bei den Brahmanen, der obersten Kaste, die hellhäutiger sind als die übrigen Inder und wo helle Augen zuweilen vorkommen (z. B. Aishwarya Rai). Deutschland aber war der Mittelpunkt der germanischen Welt. Damit sagte Gobineau Mitte des 19. Jh. den germanischen Ländern die weltbestimmende Rolle für die unmittelbare Zukunft voraus. Er sollte Recht behalten. Deutschland, Großbritannien und die entstehende USA prägten die politische und zivilisatorische Entwicklung des späten 19. sowie des 20. Jahrhunderts, wenngleich diese germanischen Staaten durch ihre Kriege gegeneinander und seit einigen Jahrzehnten auch durch unkluge Einwanderungspolitik auch wieder selbst die Gründe für ihren eigenen Abstieg legten.

Andere Theorien über den Ursprung des Indogermanentums als die von Marija Gimbutas entwickelte, gibt es seit dem 19. Jh. genug. Einige haben den Ursprung der Indogermanen in Skandinavien gesehen, andere in Mitteleuropa (Böhmen). Wiederum andere verlegten ihn nach Kleinasien, in das asiatische Innere (etwa das heutige Kasachstan) oder gar in das Hochland von Tibet. Schließlich gab es noch die fachwissenschaftlich aber eher belächelte Atlantis-Fraktion, die einen Ursprung des Ariertums auf Atlantis im Nordatlantik annahm. Die heutige Haplogruppenforschung aber bestätigt die Theorie von Marija Gimbutas relativ gut. Es sind wohl Derivationen der patrilinearen Haplogruppe R1a, die durch die bronzezeitlichen Indogermanen von etwa dem vom Gimbutas angenommenen Gebiet nach Europa und Südasien verbreitet hatten:

https://www.eupedia.com/europe/Haplogroup_R1a_Y-DNA.shtml


Obennixlos  11.05.2023, 12:00

Naja, schön erklärt.

Aber glaubst du ernsthaft, FS liest sich das durch?

Deine Frage am Schluss zeugt scheinbar davon, wo du die Prämisse setzt. Und genau diese ist falsch.
Die blonden und blauäugigen Arier sind eine reine Erfindung.


Dafur 
Beitragsersteller
 11.05.2023, 13:00

du meinst, eine Erfindung der Nazis?

mulan2255  11.05.2023, 13:14
@Dafur

schon im 19. Jh. gab’s diese „Lehre“: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arier

Die Nazis haben die nur noch „verbessert“ und mittels „Arisierung“ usw. in Gesetz und Umsetzung „verwirklicht“. Wie, wissen wir ja. Das „Ariertum“ ist Teil von extremem Rassismus und kommt bis heute hier und da immer wieder mal zum Vorschein.