Wodurch werden Hohlräume in einem Gussstück erzeugt?

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Eine sehr gute Frege die Du da stellst!!!

Bei einfach gehaltenen Gusstücken wie z.B. Formteilen aus Zinkdruckguss kann man Hohlformen in beleibiger Grösse und Form im Gussstück erzeugen indem man einen Stempel in die Metall-Kokillenform integriert. Damit das Ausformen gelingt muss der Stempel sich von der Basis bis zur Spitze jedoch leicht verjüngen, z.B. 6°.

Bei komplexen Formen wie Motorblöcken und Zylinderköpfen mit ihren verwinkelten Kühlwasser-, Ansaug- und Auslasskanälen gelingt dies natürlich nicht.

Luft eignet sich leider nicht. PET-Flaschen, um ein Beispiel aus dem Kunststoffbereich zu nehmen, werden geblasen in erweichtem Zustand, nicht flüssig. Einen solchen Erweichungszustand gibt es bei Metallen nicht, sie sind entweder flüssig oder fest. Diese Methode scheidet also leider aus.

Für die Hohlräume in Metall-Gusstücken müssen daher eigens Kerne aus Sand angefertigt und in die Giessform integriert werden. Der Sand wird hierbei mit duroplastischem Kunststoffharz gebunden. Und hier liegt das Problem: die Kerne müssen mühsam aus den Gusstücken entfernt, d.h. zertrümmert werden. Eine anstrengende, dreckige, vorsintflutliche Arbeit. Giesserei hatte immer schon etwas von "Straflager", daran hat sich bis heute nichts geändert. Weitere Probleme:

  • der Giessereisand muss aufwendig wiederaufbereitet werden um ihn wieder im Produktionsprozess einsetzen zu können.
  • Nach dem ersten Entfernen der Sandkerne sind die inneren Flächen des Gussstücks keineswegs sandfrei. Der Quarzsand löst sich nach und nach durch Vibrationen im Betrieb und kann durch seine hohe Härte dabei empfindliche Bauteile wie Kugellager und Zahnräder beschädigen, der sprichwörtliche "Sand im Getriebe":