Wo wirkt Gift in einer markhaltigen Nervenzelle?

2 Antworten

Moin,

kommt darauf an, welches Gift du meinst... Im Folgenden findest du eine kleine Auswahl.

Tetrodotoxin (Kugelfisch-Gift; Fugu) blockiert die spannungsabhängigen Natriumkanäle eines Axons (Nervenfaser); es werden keine Aktionspotenziale mehr ausgelöst. Die Folge ist eine fortschreitende totale Lähmung. Besonders gruselig an diesem Gift ist, dass es nicht ins Gehirn gelangt, so dass die vergiftete Person bei vollem Bewusstsein, aber ohne jede Chance, Zeichen zu geben oder zu reagieren langsam auf seinen Tod wartet...

Saxitoxin (Gift von Flagellaten in Muscheln) hat im Grunde die gleiche Wirkung wie Tetrodotoxin.

Batrachotoxine (Gifte der Pfeilgiftfrösche) wirken ebenfalls wie Tetrodotoxin oder Saxitoxin...

Conotoxine (Gift der Kegelschnecke) wirken an verschiedenen Orten der Nervenzelle - wenn ich mich richtig erinnere, verhindert zum Beispiel delta-Conotoxin, dass sich die spannungsabhängigen Natriumkanäle in Schnürringen wieder schließen können. Das führt zu einer Dauererregung und somit zu Krämpfen (bis die Natriumionenkonzentration ausgeglichen ist). Dagegen blockiert das kappa-Conotoxin die spannungsabhängigen Kaliumkanäle in Schnürringen. Das verhindert den Kaliumausstrom und somit den Ladungsaussgleich, was die Krampfwirkung verstärkt. Das omega-Conotoxin blockiert dagegen die Calciumkanäle am Endknöpfchen und verhindert somit die Signalweiterleitung in Synapsen. Die Folge ist eine Lähmung.

Überhaupt Synapsen! Hier wirken sehr viele Nervengifte, wie botanicus schon ganz richtig schrieb:
Curare (Gifte von verschiedenen Lianenarten) besetzt zum Beispiel die Rezeptoren der ligandenabhängigen Natriumkanäle in der postsynaptischen Membran in einer Synapse (Konkurrenz zum Acetylcholin), so dass diese nicht mehr geöffnet werden können. Die Folge ist eine Störung der Signalweiterleitung (Lähmung).

Atropin (Alkaloidgift der Tollkirsche) wirkt genau wie Curare, aber nur an speziellen Kanälen (Iris der Augen, Herz...). Bei starker Vergiftung führt das zur Lähmung des Herzens (Herzstillstand).

Nikotin (Gift der Tabak-Pflanze) wirkt zwar auch an den postsynaptischen Natriumkanälen, aber im Gegensatz zu Curare oder Atropin öffnet es die Kanäle dauerhaft. Weil es nicht durch die Cholinesterase unwirksam gemacht werden kann, ist die Folge eine Dauererregung (Muskelkrämpfe).

Muscarin (Gift des Fliegenpilzes) wirkt in gleicher Weise wie Nikotin: es öffnet die postsynaptischen Natriumkanäle, wird jedoch nicht von der Cholinesterase gespalten und führt folglich zu einer Dauererregung (Krämpfen).

Das alpha-Latrotoxin (Gift der Schwarzen Witwe, einer Spinnenart) bewirkt, dass im Endknöpfchen zusätzliche Calciumkanäle entstehen, die nicht geschlossen werden können. Das führt zu einem ständigen Calciumionen-einstrom und somit zu einer andauernden Ausschüttung des Neurotransmitters Acetylcholin. Die resultierende Dauererregung führt zu Krämpfen.

Botulinumtoxin (Gift einer Bakterienart) ist eines der allerstärksten bekannten Nervengifte. Seine Wirkung beruht letztlich darauf, dass die Verschmelzung der mit Neurotransmittern gefüllten Vesikel mit der Zellmembran verhindert wird, so dass keine Ausschüttung in den synaptischen Spalt erfolgen kann. Das führt zu Lähmungen.

Alkylphosphate (wie Sarin oder E605) hemmen die Tätigkeit der Cholinesterase in der postsynaptischen Membran. Dadurch wird der Neurotransmitter Acetylcholin nicht mehr gespalten und kann folglich eine Dauererregung in der Synapse auslösen.

Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Nervengifte, aber ich denke, danach kannst du nun selbst auf die Suche gehen.... Allen gemeinsam ist wohl, dass sie letztlich entweder zu Verkrampfungen oder zu Lähmungen führen, die dann am Ende tödlich sein können, wenn sie den Herzmuskel oder die Atemmuskulatur befallen.

Interessant ist vielleicht noch, dass manche der Gifte antagonistisch wirken, das heißt, die eine Giftwirkung hebt eine andere Giftwirkung auf. Dadurch kann man bei bestimmten Vergiftungen solche Gifte als Gegengifte verabreichen.

Lieber Gruß von der Waterkant.

Die meisten Gift wirken an Synapsen.