Wo hört Familie auf?
Ich m/48 habe mit meiner Frau streit gehabt und bin ausgezogen mit meinem nötigsten Hab und Gut. Mein Bruder hat mir, nachdem ich ihm meine Situation erzählt habe angeboten, bei ihm und seiner im 7ten oder 8ten Monat schwangeren Frau zu wohnen bis ich eine Wohnung finde. Abgemachte Zeit war 2-6w bei ihm. Mein jüngerer Bruder wird das erste mal Vater. Sie haben ein einstöckiges Haus mit 4Zr. und ich habe mich in seinem Bürozimmer eingenistet.
Ich hatte mein Leben lang immer ein gutes Verhältnis mit ihm. Seine Frau, die er dieses Jahr geheiratet hat war immer sehr nett und hat mich herzlich willkommen geheissen, wir sind eine Familie und füreinander da sagte sie vor 4 Tagen.
Ich habe mich wenn immer möglich versucht keine Spuren von mir zu hinterlassen, weder im WC noch in der Küche, alles nach dem benutzen immer geputzt oder gewaschen, sogar meine eigene Wäsche sepparat gesammelt. Habe mich nicht bedienen lassen und auch gekocht und dachte immer, ich kommt gut aus mit ihr und habe wirklich eine zweite Familie gespürt.
Gestern Nachmittag bin ich nach der Arbeit zum Bruder, beide waren im Garten und haben zusammen den Garten gemacht. Als ich sie beide begrüsste spürte ich eine Kälte von ihr. Nach ein paar netten Sätzen habe ich mich zurückgezogen, dachte, dass sie beide Streit haben. Bin in die Küche und habe für uns Kochen begonnen.
Mein Bruder war irgendwann mit ihr im Schlafzimmer für eine längere Zeit, als er rauskam, sagte er, er versteht es nicht was jetzt los ist....darauf sagte ich ihm, dass es sicher wegen mir ist.....er: ja....aber wir können nach dem Essen darüber sprechen.....ich fragte ihn, ob sie will dass ich gehen soll, was er bejahte, aber dieses WE kann ich schon noch bleiben......wir können nach dem Essen reden sagte er.....
Ich habe weiter gekocht, aber auch Tränen in den Augen bekommen weil ich tatsächlich 4 Tage gedacht habe, dass ich wirklich noch eine Familie habe....
Er weiss, dass ich nirgends sonst hinkann und im Auto schlafen werde.....bei Freunden/Kolleggen geht es nicht, denn die arbeiten alle mit mir zusammen und ich möchte nicht, dass im G herumgeht, dass ich Stress habe mit meiner Frau.....
Ich habe Ihnen gesagt, dass ich morgen früh, wenn ich zur Arbeit gehe alles mitnehme und wieder gehe.....seine Frau hat sich entschuldigt und gesagt, sie will halt noch die letzten Wochen mit meinem Bruder geniessen solange kein Kind da ist....
Nun frage ich mich aber: wie soll ich zukünftig mich noch als Teil seiner Familie fühlen, was soll ich für ein Onkel werden für ihren Sohn, wenn ich, als ich wirklich Hilfe brauchte....die Türe vor der Nase zugemacht wurde....soll ich weiterhin freundlich sein und so tun als ob nichts gewesen wäre oder soll ich die Konsequenzen ziehen und da ich mich nicht auf "diese" Familie verlassen kann zurückziehen von Ihnen?
Sehe ich das zu eng, oder habe ich der Wahrheit ins Gesicht geschaut?
Wahrscheinlich beides :-(
7 Antworten
Deine Schwägerin hat Bedenken, dass Du gar nicht mehr gehst. Das macht ihr Angst. Ob nun Familie oder nicht- es ist ihr zu eng, zu nah mit Dir. Denn bedenke, sie gehört nicht zu Deiner Kernfamilie, sondern nur Dein Bruder! Zumal sie schwanger ist und damit emotional sensibler.
Ich würde an Deiner Stelle mich nicht rauswerfen lassen, da Du ja anfangs sozusagen eine Zusage erhalten hast, erstmal bleiben zu können. Andererseits ist es auch in Deinem eigenen Interesse sicher nicht verkehrt, mit Deiner Frau zu sprechen. Gibt es für Euch eine Zukunft oder geht Ihr getrennte Wege? Danach richtet sich dann Dein weiteres Vorgehen. In letzterem Fall also am besten eine eigene Wohnung.
Alles Gute und viel Glück!
Hallo Rollgabelmann
Nach deiner Schilderung befindest du dich in einer Umbruchsituation deines Lebens.
Deine Frage zeigt deine Sehnsucht nach "Familie". Allerdings verdrängst du zur Zeit deine vorhandenen Konflikte auf mehreren Ebenen.
Du schreibst, ... habe mich in seinem Bürozimmer eingenistet ..., und wenn dein allgemeines Verhalten auch in diese Richtung geht, zeigst du wenig Mut, deine eigenen Probleme in Zukunft anzupacken. Sogar dein Gefühl ... und habe wirklich eine zweite Familie gespürt ... zeigt nichts Gutes für die Zukunft, sondern die Gefahr, dass du dich in deine "zweite" Familie einnistest und damit zufrieden bist.
Die werdenden Eltern sind von deiner plötzlichen Anwesenheit stark betroffen. Ihre persönlichen und intimen Gespräche konnten sie bisher im ganzen Haus ohne Einschränkung führen, nun müssen sie sich für ein Gespräch zurück ziehen. Nur alleine deine Anwesenheit wirkt sich also schon negativ auf ihr Privatleben aus.
Wenn du jetzt keine Aktivitäten zeigst, die auf einen baldigen Auszug zielen, dann würde auch ich Bedenken bekommen, ob und wann du wieder ausziehst. Als Frau kurz vor der Geburt möchte ich sicher nicht noch eine zusätzliche Person mit einem Berg von Problemen im Haus haben.
Damit du deine Lage einschätzen und dein Leben wieder in den Griff bekommen kannst, brauchst du fachgerechte Hilfe.
Mach so schnell wie möglich einen Gesprächstermin bei einem Coaching oder einer psychologischen Beratungsstelle mit Schwerpunkt Systemische Beratung / Gesprächstherapie in deiner Nähe. Beispiele:
http://www.psychotherapie-beratung.de/loesung.html
https://www.iflw.de/blog/systemische-beratung/was-ist-systemische-beratung/
Damit du auf deinen eignen Beinen stehen kannst und aus einer selbständigen Position die Entscheidungen für deine Zukunft treffen kannst, musst du selber mehr tun, als du bisher gedacht hast.
Wünsche dir viel Mut und Kraft beim Wachsen.
mary
Müsst mehr miteinander reden, sachlich. Es scheint, dass es unter dem Teppich gekehrt wurde und dann zur Explosion kam.
Sag nichts. Zieh aus und fertig, auch wenn du dann im Auto schläfst.
Und ja, das hinterlässt Spuren, daran kannst aber nichts ändern.
Sei aber nicht nachtragend, nimm es wie es kommt. Vllt waren sie, wegen etwas anderem angespannt/gestresst/etc. , brauchen einen größeren Raum um sich oder sind nervös/angespannt bezüglich der bevorstehenden Geburt. Vllt ist die Beziehung unter euch nicht eng oder dergleichen oder sie haben ein anderes Verständnis bezüglich der Familie - dann ist das eben so.
Blick nach vorne - vermeintlich ein dummer Spruch, vllt hilfts wenn man von Dingen etwas Abstand einnimmt und quasi aus der Vogelperspektive betrachtet.
Wir alle sind nur Menschen, die Fehler machen.
das ist ein klassisches dilemma: du hast vollkommen recht und andererseits ist es verständlich, dass sie sich in ihrer situation durch dich bisserl gestört fühlt. schade, dass sie es dir nicht selber sagen konnte. mein tipp: REDE ERGEBNISOFFEN MIT IHR. wär doch schade, wenn es zum bruch käme
Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich deinen Bruder und seine Frau hier schon verstehen kann. Eine Schwangerschaft, das erst Kind, die letzte Zeit zu zweit...das ist eine besondere Zeit und sie haben trotzdem versucht dir zu helfen, das solltest du ihnen erstmal hoch anrechnen. Ich an ihrer Stelle hätte dir gleich Geld für ein Hotelzimmer gegeben, aber gut...jetzt ist es eben wichtig eine andere Lösung zu finden. Was spricht gegen ein airbnb oder ein Zimmer in einer Pension? Eine Zwischenmiete? Ich finde es total wichtig, dass man sich in der Familie unterstützt, aber ich finde es auch wichtig, dass man die Grenzen der andren akzeptiert und Rücksicht auf sie nimmt.