Wirtschaftsfachwirt oder Bilanzbuchhalter - Erfahrungen?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich hab mich nach meiner Ausbildung zum Industriekaufmann zum Wirtschaftsfachwirt (WFW) weitergebildet. Am besten wendest du dich an deine IHK. Diese führen Vorbereitungskurse und die Prüfungen durch. Es gibt aber auch andere private Bildungsträger, die auf die IHK-Prüfung vorbereiten.

Das Wirtschaftsfachwirt ist in zwei "Bereiche" aufgeteilt. Zum einen gibt es die wirtschaftsbezogenen Qualifiktionen (WBQ). Das sind sozusagen die Basics, die du größtenteils schon von deiner Ausbildung kennen wirst (VWL/BWL, Rechnungswesen, Recht & Steuern und Unternehmensführung). Darüber wird dann auch die erste Teilprüfung geschrieben. 

Der zweite Bereich sind die Handlungsspezifischen Qualifiktionen (HSQ). Um den Teil gut bewältigen zu können, solltest du auf jeden Fall den die WBQ gut beherrschen, da es auf dem Wissen aufbaut und viele neue Sachen hinzukommen werden. Die HSQ behandeln die Themen Logistik, Investition & Finanzierung, Marketing & Vertrieb, Betriebliches Management und Führung & Zusammenarbeit. 

Der WFW ist zwar eher allgemeiner gehalten, trotzdem zu einem großen Teil auf Industrie ausgelegt. Ich persönlich hatte wenig Probleme damit, aber andere Teilnehmer in meinem Kurs, die wie du keine direkte Ausbildung in der Industrie gemacht haben, taten sich schwerer. Es war nicht unmöglich, aber man sollte auch neben dem Kurs noch Zeit investieren um nicht den Anschluss zu verlieren. 

Der Bilanzbuchhalter ist spezifischer. Dazu kann Ich aber nicht viel sagen, meine Sache wäre es nicht. Wenn einem der Bereich gefällt und man in Zukunft dort arbeiten möchte, ist es nicht verkehrt. Bilanzbuchhalter sind - ähnlich wie Wirtschaftsfachleute - gefragte Leute.

Unabhängig davon wofür du dich entscheidest, mach es. Weiterbildung in jungen Jahren ist die beste Investition die man machen kann. Man hat bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, bessere Aufstiegschancen und auch ein besseres Gehalt. 


Dorado2 
Beitragsersteller
 19.08.2017, 10:40

Auch dir Danke ich für deine ausführliche und hilfreiche Antwort! wieviel hat es bei dir gekostet? hat dein Betrieb die kosten übernommen? hast du in der zeit Bafög beantragt? wie lange hat das bei dir gedauert? ich weiß noch nicht, wofür ich mich entscheiden werde aber ich denke, ich werde schon die richtige Wahl wählen. :-)

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Klife1  19.08.2017, 10:47
@Dorado2

Der Kurs bei der IHK hat 3.200€ gekostet plus 400€ Prüfungsgebühren. Ist aber schon ein paar Jahre her, mittlerweile wird es wahrscheinlich etwas teurer sein. Ich habe eine Förderung vom Landkreis beantragt, der 30% der Kosten übernommen hat. Ich glaube, das ist deutschlandweit möglich - bin mir aber nicht 100% sicher.

Zusätzlich habe Ich Meister-Bafög beantragt. Da gab es dann von der KfW ein zinsloses Darlehen über den Restbetrag, das zwar zurückgezahlt werden musste, allerdings hat man bei bestandener Prüfung 25% erlassen bekommen. Mittlerweile heißt das ganze Aufstiegsbafög, aber die Konditionen sollten ähnlich geblieben sein.

Wenn man in Bayern lebt/arbeitet bekommt man mit bestandener Prüfung noch einen Meister-Bonus von 1.000€.

Ich wollte nicht, dass mein Betrieb die Kosten übernimmt und er hätte es wahrscheinlich auch nicht getan. Ich hatte vor nach der Weiterbildung den Arbeitgeber zu wechseln und hab das dann auch getan.

Der Kurs war berufsbegleitend über 2,5 Jahre bei der IHK.

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Dorado2 
Beitragsersteller
 19.08.2017, 10:50

Vielen lieben Dank für all diese hilfreichen Informationen! ich werde mich demnächst bei der IHK informieren. 😊

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Hallo,

 

ich bildete mich zum Wirtschaftsfachwirt weiter. Es ist breit angelegt. Du lernst von allem ein wenig. Einkauf, Zoll, Marketing, Finanzbuchhaltung, Logistik usw. Wenn du dich breiter orientieren willst, weil du vielleicht später in einer anderen Branche arbeiten willst, ist dieser Lehrgang besser geeignet. Ein Prüfungsfach ist Finanzbuchhaltung.

 

Wenn du aber ganz genau weisst, dass du im Finanzwesen bleiben willst, würde ich dir zum Bilanzbuchhalter raten. Dieser Lehrgang ist Spezialisiert auf die Finanzbuchhaltung.

 

Aus Statistiken denke ich mir, dass die Prüfung zum Bilanzbuchhalter bedeutend anspruchsvoller ist als beim Wirtschaftsfachwirt, aber machbar. Ich denke aber, dass gerade als Bilanzbuchhalter die Jobaussichten bedeutend rosiger sind. Auch der Verdienst ist dort im Regelfalle besser.

 

Ich machte die Weiterbildung bei Carriere & More. Der Lehrgang ging über neun Monate. Ich fand, dass der Lehrgang, die Skripte, sehr gut durchdacht wurden. Mir hat das super viel Spaß gemacht.

 

Du kannst Bafög beantragen.

 


Dorado2 
Beitragsersteller
 19.08.2017, 10:33

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Diese hilft mir sehr weiter. :-) was genau ist carriere und More? War das dann eine Art Fernstudium oder wo befand sich dieser Lehrgang? cool, dann hat dein Betrieb die Kosten übernommen? das finde ich super! welche Art von Bafög wäre das denn? und muss ich das Bafög zurück zahlen? du siehst, fragen über fragen 😀

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MarcoAH  19.08.2017, 11:07
@Dorado2

Gerne:-)

 

Carriere & more, auch unter www.schneller-schlau.de ist eine Präsenzschule, die meist am Samstag oder Sonntag stattfindet. Die Schulen befinden sich in einigen Großstädten, bestimmt an 15 Standorten, in Deutschland. Ich habe den Lehrgang in Frankfurt gemacht.

 

Bei dem BaföG wurde die hälfte des Lehrgangsgeldes bezahlt, die andere hälfte musste ich bezahlen. Ich musste nichts zurückzahlen. Das heisst, wenn der Lehrgang 3400 Euro kostet, musste ich 1700 Euro aus eigener Tasche bezahlen. Ob du das von der Steuer absetzen kannst, würde ich mich lieber mal beim Finanzamt in Verbindung setzen. Welche BaföG das war, weiss ich leider nicht mehr. Ist bei mir einige Jahre her. Ich weiss nur, dass man dieses BaföG nur einmal in Anspruch nehmen kann.

 

Eine Kollegin hat zeitgleich denselben Lehrgang gemacht und sie bekam die Hälfte der Lehrgangsgebühren vom Betrieb erstattet.

 

Kurz zu Carriere & more: Die Durchfallquote ist ganz gering, aufgrund der Aufbereitung des Unterrichtes. Sollte ein Teilnehmer wiedererwarten den Kurs nicht schaffen, bekommt er die Lehrgangsgebühren erstattet. Das steht so auf der Internetseite und m.E. würden sie das sogar schriftlich geben.

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Dorado2 
Beitragsersteller
 19.08.2017, 11:11

Vielen Dank für diese hilfreichen Informationen! werde mich die tage mal schlau machen. wie hoch ist denn im schnitt der Verdienst monatlich von einem wirtschaftsfachwirten?

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MarcoAH  19.08.2017, 16:06
@Dorado2

Das ist ganz unterschiedlich, in welchem Bereich, welcher Position  und in welcher Region du tätig bist. Wenn ein Vollzeitbürokaufmann im Frankfurter Raum, Klasse 1, durchschnittlich ca. 1700 Euro Netto rausbekommt, denke ich, dass man als Wirtschaftsfachwirt schätzungsweise 2000 Euro Netto raus hat.

 

Ich arbeitete in verschiedenen Bereichen. Im Verkauf und im Lager (mit Ausnahmen) ist der Verdienst am geringsten.Ich arbeitete in der Buchhaltung und merkte, dass das nicht mein Fall ist. Auch in weiteren reinen Büroberufen. Jetzt arbeite ich in der Logistik, im Gewerblich-Kaufmännischen Bereich. Da passe ich auch rein. Ich habe die Stelle bekommen, weil ich mich gerne weiterbilde. Neben dem Wirtschaftsfachwirt, wo auch die Logistik ein prüfungsrelevantes Fach ist, machte ich noch den SAP-Finanzbuchhalter (Vorbereitungskurs SGD, Prüfung SAP), was da gebraucht wird. Auch habe ich noch andere Weiterbildungen gemacht, um, wenn es hart auf hart kommt (wie Mobbing), ich die Firma verlassen kann und abgesichert bin, damit ich schnell was neues finde.

 

Der Wirtschaftsfachwirt kommt bei Arbeitgebern im Normalfall gut an. Wenn du aber eine bestimmte Richtung bevorzugst, wo du gerne arbeiten möchtest, würde ich mich nach dem Fachwirt in diese Richtung bewerben. Ich habe mich in den Bereichen Buchhaltung und Logistik weitergebildet. Vor Jahren hatte ich das Probem gehabt, dass ich, trotz BWL-Studium (was ich vor zehn Jahren studierte), keinen gescheiten Job fand. Nach dem Wirtschaftsfachwirt vor vier Jahren begann ich, mich im MS-Office-Bereich zu qualifizieren, Buchhaltungskurse zu machen, den Staplerschein habe ich gemacht, einen zweite Ausbildung. Jetzt ist der umgekehrte Fall da: Man will mir keinen Job mehr im Lager oder im Verkauf geben, weil ich die Scheine habe. Daher, wenn ich mich für eine Stelle bewerbe, die unter diesen Qualifikationen ist, erwähne ich diese Weiterbildungen einfach nicht in den Bewerbungen.

 

Vor einigen Wochen sagte ich einer guten Freundin: Bilde dich weiter, wenn dich ein Gebiet interessiert. Wenn du dich auf eine Stelle bewirbst, wo du diese Anforderungen gebraucht hättest, aber du hast keine Weiterbidlung, ist das nicht so gut, wenn du dich aber eine Stelle bewirbst, wo du diese Qualifikation nicht brauchst, lässt du sie einfach weg.

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Dorado2 
Beitragsersteller
 20.08.2017, 07:15

Vielen Dank nochmals für deine ausführliche Antwort und nützlichen tipps! Ich werde mir das ganze nochmal in ruhe durch den Kopf gehen lassen. zunächst werde ich mich jetzt auf meine Prüfungen konzentrieren. danach kann ich ja immer noch schauen :-)

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MarcoAH  20.08.2017, 08:00
@Dorado2

Das würde ich auf jeden Fall so machen. Du brauchst ja, um den Wirtschaftsfachwirt oder den Bilanzbuchhalter zu machen, bis zur ersten Prüfung, Berufserfahrung. Beim Wirtschaftsfachwirt sind es, wenn es sich nicht geändert hat, ein Jahr, beim Bilanzbuchhalter drei Jahre. Das heisst, wenn du die Prüfung zum Kaurmann für Büromanagement erfolgreich bestanden hast, brauchst du beim Wirtschaftsfachwirt nur wenige Monate zu warten, beim Bilanzbuchhalter sind es knapp zwei Jahre. Ich würde mir das reiflich überlegen, was dir mehr liegt, wo du lieber arbeitest usw.

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Von dem Fachwirt würde ich eher abraten, da man damit in Konkurenz zu der grossen Masse der Bachelor-Betriebswirte steht. Das ist auch eher eine Breitbandausbildung, aber eben nicht auf Hochschulniveau.

Der Bilanzbuchhalter ist aber auch nicht gerade für jeden etwas. Die Buchhaltung perfekt zu beherrschen ist wohl nicht die Kunst. Aber hier muss man sich ständig mit den neuesten Steuergesetzen auskennen, d.h. das Studium des Bilanzrechts ist das A und O. Das Ganze spielt dann auch noch in die steuerliche Firmen- und Gewinnpolitik mit hinein.

Das ist etwas jemanden, der gerne sehr genau und penibel arbeitet, der bereit ist sich ständig weiterzubilden und der vor komplexen Sachverhalten keine Angst hat!

Für den Bilanzbuchhalter brauchst du neben der kaufmännischen Ausbildung, auch 3 Jahre Berufserfahrung. Die Berufserfahrung musst du aber erst zum Beginn des ersten Prüfungsteils erreicht haben. Du kannst also schon vorher beginnen.

Ich kenne es nur berufsbegleitend, also normal Arbeiten und Abends dann noch mal Schule, der Unterricht war 2-mal die Woche und auch samstags (jedoch nicht jeden Samstag). Dauer 2 Jahre. Es geht auch schneller, da kenne ich aber nicht die Voraussetzungen und wie oft du Unterricht hast.

Inhalte waren z. B.Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzwirtschaftliches Management, erstellen von Zwischen- und Jahresabschlüssen und einiges mehr.

Es ist ziemlich anstrengend, du musst dich sehr gut organisieren können und sehr fleißig sein, neben der Arbeit, auch noch Schule und dann auch noch lernen, sehr viel Freizeit bleibt einem da nicht mehr. Vor allem wenn es auf die Prüfungen zugeht. Bei mir haben damals nicht mal die Hälfte bestanden.

Prüfung ist in drei Teilen aufgeteilt, A, B und C.

Das Ganze lief bei mir, über die IHK - da kannst du dich auch beraten lassen.

Und billig ist es nicht ca. 4.000,- € hat meine Arbeitgeberin damals für mich bezahlt.


Dorado2 
Beitragsersteller
 19.08.2017, 10:18

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! du hast mir sehr weitergeholfen. ich werde mich demnächst mal bei meiner IHK schlau machen :-)

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wenn dir rechnungswesen oder buchhaltung spass mache würde ich nur beilazbuchhalter machen? der ist aber sehr schwer?

denn darauf kannst alles im rechungswesen machen bist weiterbidlung zum steuerberater?

aber es muss spass machen? und job hast auch immer der gut bezahlt ist?


Dorado2 
Beitragsersteller
 19.08.2017, 09:51

Ich liebe Rechnungswesen und mein Interesse ist in dem Bereich sehr stark. bietet denn sowas die IHK beispielsweise an? Und wieviel würde das kosten?

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robi187  19.08.2017, 09:53
@Dorado2

ja klar ihk hat sowas aber zum teil auch vhs?

es führt zu externenprüfung immer?

und danach hast auch das sogn. meister abi? in der regel?

bekannte war bankkauffrau und nach baby in die buchhaltung eines grossen betrieb?

sie hatte damals bat 7 und nach bilanzbuchhalter schnell eine stelle bekommen mit bat 3!

also es lohnt sich?


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