Wird bei einem Kritikgespräch nicht die Meinung des Arbeitnehmers gefragt?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

tut mir leid, dass deine Arbeitssituation so schlecht ist. Leider ist es häufig so, dass die Meinungen von Arbeitnehmern nicht gehört werden. Arbeitgeber befinden sich fast immer in einer stärkeren Position und sind nicht oft darauf angewiesen, wirklich darauf zu achten, was ihnen von ihren Beschäftigten gesagt wird.

Ich denke aber, dass du mit dieser Argumentationslinie die du aufgezählt hast auch nicht sehr weit kommen wirst. Alles was bei einem Arbeitgeber so ankommt ist: "Ich bin überfordert und kann meinen Job nicht." Das mag vielleicht nicht stimmen und die Gründe, wie z.B. dass deine Kollegen ständig krank sind, mögen vielleicht auch valide sein, aber schon in dem du für die Kritik deines Arbeitgebers "gute Gründe" findest, stimmst du implizit zu, dass er recht hat.

Dein Ziel sollte es also nicht sein für das was er sagt gute Erklärungen zu liefern, sondern seiner Darstellung grundsätzlich zu widersprechen. Wenn er sagt, dass du schlechte Arbeit machst, dann musst du herausstellen, dass du gute Arbeit machst. Dazu kannst du einige dieser Argumente vielleicht umformulieren. z.B. in dem du sagst:

  • "Kollegen sind ständig krank": Mein Verhalten ist stets Kollegial, denn bei Krankheit springe ich ein und erledige Arbeit die dadurch zusätzlich anfällt.
  • "seit 8 Monaten kein Urlaub": Ich zeige seit 8 Monaten ununterbrochen eine hohe Leistungsbereitschaft, was daran zu sehen ist, dass ich in dieser Zeit keinen Urlaub genommen habe.
  • "Doppelt so viel Arbeit": Im Vergleich zu anderen Kollegen, bin ich bereit ein deutlich höheres Arbeitspensum zu erfüllen.

Du solltest du zudem überlegen, anhand welcher handfesten Beweise wie Erfüllungszahlen oder Einhaltung von Vorgaben, usw. usf. du deine gute Arbeit erläutern kannst.

Es mag vielleicht wie ein kleiner Unterschied wirken, aber in der Kommunikation haben selbst so kleine Unterschiede oft eine große Wirkung. Allerdings ist auch damit nicht garantiert, dass du von deinem Arbeitgeber gehört wirst.

Ich denke, wenn du ein guter Mitarbeiter bist und er schon mit dir so umspringt, du mit dieser Behandlung durch deinen Arbeitgeber nicht allein bist. Hier wäre also der Gang zum Betriebsrat oder die Gründung eines solchen Betriebsrates ratsam.

Letztlich bleibt sonst nur noch die Stelle wirklich zu wechseln.

Ich wünsche viel Glück!

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Denke viel nach.

seizegott  22.05.2023, 12:48

P.S.: Es kann auch ratsam sein zu verlangen, dass die Gespräche protokolliert werden.

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Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 13:14

Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde mich gut auf das Gespräch vorbereiten. Was mir aber eh nicht viel helfen wird.

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Also bei uns gibt es regelmäßige Mitarbeitergespräche, und es ist üblich, sich zuerst die Mitarbeitenden anzuhören.

Außerdem sollen sie zu angesprochenen Punkten Stellung nehmen.

Es ist von unserer Führungsebene her nicht so, dass Vorwürfe gemacht werden, jedenfalls nicht so.

Z.B. mussten wir mit einer Mitarbeiterin reden, die man landläufig als "faul" bezeichnen würde.

Die Fragestellung war dann etwa:

"Woran liegt es, dass Sie diese Aufgaben nicht schaffen ? Evtl.sollten Sie sich Tipps bei ihren Kollegen einholen, die es ja regelmäßig schaffen. Oder brauchen Sie noch Training beim Bewältigen der Aufgaben ?"

Ihre zaghafte Antwort war:

"Ich will keine Fehler machen, und denke immer, dass die anderen MA es besser können"

Die Lösung war dann, dass sie nochmal eine Woche lang immer wieder einige Trainingsstunden erhielt. Dies durfte ich dann machen.

Ergebnis war, dass sie dann einige Monate später von sich aus kündigte, weil sie keine Ausreden mehr finden konnte.

Aber in deinem Fall solltest du gut vorbereitet die einzelnen Punkte ansprechen, faktische Beweise dafür haben, und darauf bestehen, dass man dir zuhört, und etwas dazu sagt.


Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 13:18

Danke für deine Antwort. Bei mir lief das komplett anders. Ich sagte: Ich gehe nicht am Wochenende arbeiten (darf man bei uns nicht), er sagte: Doch Sie gehen am Wochenende arbeiten. Woher er diese Informationen hatte, weiß ich nicht. Er wollte dann noch den Chip auslesen lassen. Hätte er machen können. Er schaute irritiert, als ich ihm das sagte, hat es aber dann doch sein lassen. Er will mich ersetzen durch einen Mitarbeiter, der besser laufen kann als ich.

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Jogi57L  22.05.2023, 13:22
@Chrissi35de
Er will mich ersetzen durch einen Mitarbeiter, der besser laufen kann als ich.

Wenn das der Fall ist, und er dich quasi rausekeln will, helfen vernünftige Argumente nicht weiter.

Da magst du noch sehr im Recht sein.

Schade, aber ist so.

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Jogi57L  22.05.2023, 14:59
@Chrissi35de

Vielleicht denselben Beruf, nur bei einem anderen Arbeitgeber ?

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Das sind auch keine Argumente. Das klingt eher nach Mimimi von einem zu faulen Arbeitnehmer, der seine Arbeit auf die Kollegen abwälzen will.

Zumindest wird das bei den Chefs so ankommen.


Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 12:38

Was denn für Arbeitskollegen? Etwa die, die ständig krank sind. Das war auch nicht meine Frage. Lies mal was da steht.

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ErsterSchnee  22.05.2023, 12:59
@Chrissi35de

Ich habe gelesen. Du fragst, ob die Meinung des AN nicht gefragt ist, um am Schluss darüber zu klagen, dass deine Argumente "unter den Teppich" gekehrt werden.

Also WIRD doch nach deiner Meinung gefragt. Die interessiert nur nicht, weil es sich nach Mimimi von einem zu faulen Arbeitnehmer anhört, der seine Arbeit auf die Kollegen abwälzen will.

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Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 13:20
@ErsterSchnee

Nein, du warst bei den Gesprächen nicht dabei. Vielleicht bist du ja mein Chef, der hat auch nicht zugehört. Ich sagte, ich geh am Wochenende Nichten, er sagte, doch sie gehen. Das ist bei uns nicht erlaubt.

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ErsterSchnee  22.05.2023, 13:30
@Chrissi35de

Ich brauche bei den Gesprächen auch nicht dabei zu sein, um festzustellen, dass sich deine Aussagen hier widersprechen.

Zu welchen Nichten gehst du am Wochenende?

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Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 14:54
@ErsterSchnee

Autokorrektur. Es heißt: Ich gehe am Wochenende nicht arbeiten. Ist nicht erlaubt. Und der Chef meinte das so, dass ich heimlich ins Büro gehe. Was auch immer. Ich hab hier ganz gute Antworten bekommen.

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Wenn du eh nicht dazu aufgefordert wirst deine Sicht darzulegen, brauchst du dir auch keine Argumente ausdenken. Dann ist es eben auch kein Gespräch sondern nutzloses runtermachen.

Warum genau bist du noch dort? Man kann sich zur Zeit doch wirklich aussuchen wo man arbeiten möchte. Überall sind massig Stellen ausgeschrieben.


seizegott  22.05.2023, 12:56
  1. Trifft das nicht auf alle Regionen in Deutschland zu.
  2. Bezahlt nicht jede dieser Stellen so gut, dass man einfach wechseln kann, ohne gleich seinen ganzen Lebensstil überdenken zu müssen.
  3. Ist auch nicht für alle Abschlüsse gleich viel ausgeschrieben.
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Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 13:22

Weil ich das Geld brauche und meine Arbeit seit 34 Jahren mache. Aber wer kann schon 6 Leute vertreten?

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MaryLynn87  22.05.2023, 13:24
@Chrissi35de

Nach Jahrzehnten im Job sollte man souveräner auftreten und sich nicht mehr wie ein Lehrling benehmen. Du weiß was du kannst! Also hör doch auf dich so behandeln zu lassen!

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Chrissi35de 
Fragesteller
 22.05.2023, 14:56

Auszudenken? Mit 57 noch was anderes machen? Ne, da bleib ich lieber hier.

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