Wir wollen artige Kinder, aber selbstbewusste und durchsetzungsstarke Erwachsene. Wie passt das zusammen?
Neulich habe ich erst wieder eine genervte Mutter im Bus gehört: "Wenn ich etwas sage, dann ist das so und du redest gefälligst nicht zurück."
Gerade im Punkt Zurückreden sollten doch Eltern froh sein, wenn sich ihre Kinder das trauen. Die Aufgabe der Eltern ist, eine "gute" Kultur des Zurückredens zu etablieren, also auf eine sachliche Art und Weise, und es nicht zu unterbinden.
Aber auch sonst sehe ich es kritisch, wenn Kinder intensiv zur Artigkeit erzogen werden. Natürlich sollten immer gewisse Grundsätze des Miteinanders wie beispielsweise ein gewisses Maß an Respekt gegenüber den Mitmenschen und ebenso ein wenig Anpassungsvermögen erlernt werden. Leider kann man es eben mit der Artigkeit auch furchtbar übertreiben und "züchtet" dann einen immer kuschenden Erwachsenen mit all seinen Folgen heran.
Obwohl ich mich ungern einmische habe ich genau dies der Mutter ans Herz gelegt. Ob es was gebracht hat ist ein anderes Thema, aber meine Frage ist nun, warum die Erziehung in vielen Fällen immer noch in so eine (meines Erachtens) falsche Richtung verläuft?
10 Antworten
Wie du schon gesagt hast der Mittelweg ist schwer und da sind wir schon beim nächsten Punkt: Schwer = Anstrengend = Unangenhem = Meiden viele Menschen.
Aber auch die richtige Mischung zu finden ist nicht einfach...weil man nach außen hin auch immer dass richtige machen will und auch der Gesellschaft zeigen will dass man der Angelegenheit Kindeserziehung gewachsen ist.
Alles im allen sollten die Eltern ihr handeln immer reflektieren um zu sehen ob es momentan doch nicht aus dem Ruder läuft!
Artige Kinder, aus denen selbstbewusste Erwachsene werden sollen, passt für mich nicht zusammen.
Warum den Kinder ihr Selbstbewusstsein erst nehmen, um es dann mühselig wieder ihnen (vielleicht mittels Psychiater) zurückzugeben?
Kinder sollten auch - und erst recht dann - geliebt und respektiert werden, wenn sie sich anders benehmen als von den Eltern gewünscht.
Das ist einer der schwierigsten Punkte.
Unter anderem, weil wir Erwachsenen zum Großteil mit "wenn du nicht, dann" (im Sinne einer Drohung bzw. Bestrafung) erzogen wurden.
Sich davon zu lösen, bedeutet sehr viel Selbstreflexion.
Zum Glück gibt es Erwachsene, die ein respektvolles Miteinander mit (ihren) Kindern pflegen und es werden mehr.
Schon Cat Stevens sang Anfang der 70er Jahre: ...as soon as I could talk, I was ordered to listen...
Natürlich müssen Kinder erst mal lernen. Dazu gehört auch das Zuhören, der Verzicht und viele andere unerfreuliche Dinge.
Später lernt man dann, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu äussern und durchzusetzen.
Würde man Kinder nicht zurechtweisen, würden sie wahrscheinlich gar nichts begreifen.
Wir leben in sehr grossen, gemischten Gemeinschaften, dazu braucht man unbedingt Regeln, an die sich möglichst viele halten.
Das Stichwort ist autoritative Erziehung. Erziehung mit Grenzen und regeln, in denen sich die Kinder frei bewegen können. Es gibt Dinge, die vorher gemeinsam vereinbart werden aber eben auch Dinge, die die Eltern entscheiden weil sie die Eltern sind und trotz liebevollem Umgang einfach die älteren erfahrenen und eben nicht die Freunde des Kindes.
Aber die Kinder werden wertgeschätzt, ohne Strafen und Liebesentzug erzogen.
So hast du Kinder die hören, aber ebenso selbstständig sind.
Ein rein demokratischer erziehungsstil, ist eher umstritten. Wir hatten vorkurzem eine nette Karikatur, als der Lehrer mit einem demokratischen Führungsstil, die Klasse abstimmen lies, ob der Elefant nun grau ist oder pink. Die Mehrheit entschied sich für pink (obwohl er grau war) und so wurde ab da gelernt das alle Elefanten nunmal Pink sind. Es gibt nunmal Sachen die so sind, und die keiner Demokratie in der Erziehung sinnvoll stand halten.
Das schwierige an der (guten) Erziehung ist, ganau den richtigen Mittelweg zu finden.
Manchmal müssen kinder einfach "artig" sein, auch mit Druck, weil sie das Wort "anstand" noch nicht kennen. Dabei ist es ein Unterschied ob ein zweijahriger zur Oma sagt du bist doof. Oder ein 7jähriger.
Wenn ich dem kleinen das nicht verbiete wird es der dann inzwichen älter gewordene auch nicht einsehen.
An der stark befahrenen Straße hat der 3 jährige einfach an der Hand zu gehen - es geht ums Leben.
Machmal kann einfach nicht diskutiert werden.
Auf der anderen Seite sollte man sich wenn möglich natürlich schon die Argumente der Kinder anhören. Immer dann wenn es nicht um Sicherheit geht und das Kind den Sinn der dann folgenden Diskussion begreifen kann.