Wieviel Chemie, Physik und Mathe im Biologiestudium?

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An der TU Kasierslautern ist Mathe für die Biologen der Siebschein. Also einer der schwersten Scheine im ganzen Studium überhaupt. Aber ohne Mathe kommt eigentlich durch fast kein Studium (Jura und Sprachen, etc.) In Chemie, vor allem in Organik wird das Grundpraktikum mit theoretischem Hintergrund auch von den Biologen verlangt. Überlege dir vor allem auch, was du damit machen willst. Bei uns an der Uni wurde immer gelästert, ein Bio-diplom sei Hartz-IV mit Abschluss. Ist zwar nciht ganz so krass, aber wenn man sich nicht in ein mikrobiologisches oder eher pharmazeutisches Gebiet vertieft hat UND richtig gute Noten hatte, war das oft für die Katz. Eine Freundin von mir hat das Bio-Doktorat abgebrochen um dann Pharmazie zu studieren (nochmal komplett von vorne) weil sie da wenigestens hinterher einen Job bekommt.


Eichhoernchen2 
Beitragsersteller
 02.06.2014, 18:52

Das heißt also, dass es im Bereich Ökologie, Genetik oder Evolution eher düstere Aussichten gibt?

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mgausmann  11.06.2014, 23:12
@Eichhoernchen2

genetik nicht... bei den beiden anderen Gebieten ist die Gefahr aber wahrscheinlich groß, keinen Job zu bekommen :-/

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Ok, ich geb hier mal meinen Senf dazu...

Zuerst mal, wird das an jeder Uni extrem unterschiedlich sein.. in der einen werden die Biologen möglicherweise zu Beginn bei den Chemikern mit drin sitzen (wo der Stoff natürlich viel tiefer geht), bei den anderen nicht.

In Köln haben Biologen und Chemiker zusammen Mathe (nur Mathematik I, Mathematik II haben biologen und chemiker dann getrennt) und Physik zusammen. Physik sind wirklcih nur die Basics, da geht man einmal die wichtigsten Dinge durch (Optik, Wärme, Mechanik, Elektrik ), macht 2 Semester lang jeweils 5 Versuche und muss die auswerten... das ist keine große Sache, wäre mir jedenfalls neu, dass daran viele scheitern.

Mathe ist da schon etwas anders. Mathematik I mit den Biologen waren noch "Grundlagen", wobei an der Uni Mathegrundlagen bereits weit über den LK-Stoff an der Schule hinausgehen... ist halt viel Integral-, Differentialrechnung, sowie Differentialgleichungen. Besonders letztere werden soweit ich weiß in der Mathematik II für Biologen vertieft, weil ihr das ja für Ökologie und so braucht... da kommt wohl noch etwas mathe zu, aber nicht so krass wie bei Chemikern oder Physikern... sollte machbar sein ;)

Chemie, besonders Biochemie kommt natürlich schon ordentlich vor... ohne das gehts in Bio nicht....allerdings nicht bis ins kleinste Detail, das machen dann die Chemiker und Biochemiker ;)

Die beiden anderen, die sich hier geäussert haben, haben ja schon das Wesentliche gesagt.

Im Prinzip ist es ungefähr so: Die Leute, die Bio studieren, haben von der Schule sehr, sehr unterschiedliche Kenntnisse in Chemie, Physik und Mathe. Leute, die diese Fächer schon in der Oberstufe gehabt haben, z. B. in leistungskurden, machen das mit links.

Die anderen sollen auf das Niveau gehoben werden, mit dem sie dem Lehrstoff in Bio ohne Probleme folgen können. Das ist nicht soo schwer, dazu ist der Unterricht ja da. Das Tempo ist bedeutend schneller, als am Gymnasium, dafür ist der Untericht aber auch intensiver und Du hast mehr Gelegenheiten und mehr Zeit, eigene Versuche zu machen, und schon allein dadurch lernst Du besser..

Mich wundert allerdings, dass hier jemand von insgesamt 10 Physik-Versuchen in zwei Semestern schreibt - wir haben eigentlich jede Woche einen gemacht, und das sind in zwei Semestern so um die 35 Versuche samt Versuchsprotokoll; in Chemie nochmal das gleiche. Aber vielleicht hat sich da der Lehrplan geändert oder es ist von Uni zu Uni verschieden.

Zu Mathe kann ich leider nicht viel sagen, da ich zwei Semester Mathe auf Diplom studiert und dann das Handtuch geworfen habe. Die Scheine von dort wurden mir in Bio angerechnet, das brauchte ich also nicht nochmal zu machen.

Ansonsten halte ich persönlich Bio für das am breitesten angelegte Fach überhaupt - und zwar genau wg der Chemie- und Physikkenntnisse. Ein Chemiker hat von Bio keine Ahnung, ein Physiker keine von Bio und Chemie. Dazu kommt noch, das Bio schon an sich unglaublich umfassend ist. Der Biologe ist sozusagen ein Universalist, das hat er den meisten anderen Fächern voraus - natürlich um den Preis, dass es nicht so in die Tiefe geht, als wenn er diese Fächer im Hauptfach studiert hätte. Außerdem macht das Fach sehr viel Spaß.

Das Bio eine Art Hartz IV mit Diplom sei, halte ich für ein Gerücht. Was allerdings zutrifft, ist: In der biologischen Forschung, und das heißt im wesentlichen an der Uni oder in Forschungsinstituten, werden nur sehr wenige Biologen unterkommen, obwohl es viele möchten. Und ja, ich weiß, es ist nicht jedermanns Sache (meine auch nicht), aber in den höheren Etagen des Pharmamarketinmg z. B. findet man ausgesprochen viele Biologen mit Einkommen, die - leider - in der Forschung nicht erreicht werden.

Also an der LMU in München ist es so:

Du hast 2 Semester Mathe, viele hatten Probleme (mich inklusive, und ich war in Mathe in der Schule nie schlecht)

Physik ist etwas mehr als Mathe, aber dafür deutlich einfacher mit weniger hohen Durchfallraten.

Chemie ist viel, solltest ein Drittel deiner Lernzeit dafür einplanen, über die ersten 4 Semester. Daher sollte dir das Fach schon ein mindest Maß an Freude bringen, sonst ist es echt ne harte Zeit..