Wieso verstehen "normal" Gesunde Menschen oft psychisch Kranke nicht?

8 Antworten

Menschen, die nie an einer psychischen Erkrankung gelitten haben, können sich in die Situation eines psychisch Kranken einfach nicht so leicht hineinversetzen. Dazu kommt dann auch noch, dass eine psychische Erkrankung von außen nicht sichtbar ist und keine körperlichen Symptome wie Husten, Heiserkeit, Rötungen, Schwellungen, etc. zeigt wie es viele körperliche Erkrankungen tun.

Psychische Erkrankungen sind unsichtbar, man kann sie objektiv in der Regel an nichts festmachen. Sie spielen sich im Inneren des Körpers ab, niemand sieht sie, nur der Betroffene spürt sie. Das ist übrigens auch, was es aus Ärztesicht so schwierig macht, eine psychische Erkrankung eindeutig zu diagnostizieren. Letztendlich bleiben nur das eigene Empfinden und die Erzählungen des Patienten.

Hinzu kommt leider auch, dass psychische Erkrankungen in der Gesellschaft noch nicht vollständig anerkannt sind.

Der hat einfach nur einen schlechten Tag.
Der soll sich mal nicht so anstellen.
Das ist doch nur Einbildung.

Das hören Betroffene leider häufig - als ginge es ihnen nicht schon schlecht genug, wird noch Salz in die Wunde gestreut und die Erkrankung bagatellisiert. Das ist Horror.

Es herrscht leider einfach noch viel zu viel Unwissen im Bereich psychischer Erkrankungen. Kaum jemand weiß, dass psychischen Erkrankungen körperliche Ursachen zugrunde liegen, etwa eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Oder eine Schilddrüsenfehlfunktion, woraus ein hormonelles Ungleichgewicht entsteht. Psyche ist eben nicht nur Einbildung wie es viele denken. Aber das werden viele wohl nur verstehen können, wenn sie es selbst erlebt haben - das wünscht man allerdings niemandem.

Weiterhin kommt natürlich noch dazu, dass nicht jeder psychisch krank ist, der das von sich behauptet. "Ich war gestern mal wieder voll depressiv." ist genauso Quatsch wie "Ich hatte gestern mal wieder voll AIDS. Aber heute geht es wieder.". Das ist einfach Schwachsinn, eine Depression ist eine Krankheit.

Oder Aussagen wie "Frank ist mit Sicherheit ein Psychopath.". In aller Regel treffen diese Aussagen eben nicht zu. Psychopathie, eine schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung, ist nicht mal eben so diagnostiziert wegen wenig Empathie und Sympathie.

Das sind eben alles psychische Erkrankungen - jemanden schizophren, psychopathisch, depressiv, narzisstisch oder nymphomanisch zu nennen, entspricht in 99% der Fälle nicht der Wahrheit.

Und das trägt dann auch zu der Bagatellisierung bei, die ich vorhin kurz angemerkt habe. Wenn man selbst manchmal vermeintlich depressiv ist und dann jemanden sieht, der sein ganzes Leben mit der Depression nicht mehr so fortführen kann, ist ja offensichtlich, dass es für einen selbst so scheint, als würde der tatsächlich Depressive maßlos übertreiben.

Man diagnostiziert sich selbst nicht mal schnell eine Lungenentzündung. Und genauso ist es bei psychischen Erkrankungen auch. Das sollte sich wirklich jeder mal in einer ruhigen Minute durch den Kopf gehen lassen.

Ich wünsche Dir alles Gute und noch erholsame Festtage.


SoulandMind  25.12.2017, 13:26

Zudem herrscht in der allgem.Bevölkerung immer noch ein völlig abstruses Bild von psych. Erkrankungen.

Das Schlagwort "Psychopath" oder "Narzisst" wird sehr oft benutzt,ebenso wird sehr oft Schizophrenie als multiple PS angesehen.

Hier fehlt es sehr oft einfach an Wissen und Aufklärung der Leute, die sich aber durchweg als Küchenpsychologen fühlen.

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Willibergi  25.12.2017, 13:40
@SoulandMind

Absolut. Du hast es schon gesagt - Küchentischpsychologie. Es ist klar, dass nicht jeder alles wissen kann, aber die Begriffe, mit denen man um sich wirft, sollte man schon kennen.

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Naja, Leute, die nie eine psychische Erkrankung hatten oder keine Menschen mit psychischen Erkrankungen im Umfeld haben, haben eben nicht ein so großes Verständnis für sowas, da es sich ja nicht direkt äußert, wie z.B. andere (körperliche) Krankheiten wie - ganz drastisches Beispiel - Krebs. Der Hauptgrund ist, dass es solche Menschen nicht direkt nachvollziehen können, wie einen eine psychische Erkrankung so einschränken kann.

LG

Davon kann Ich Arien schreiben. Kurz zusammengefasst war es so das Ich immer sehr starke Oberbauch schmerzen hatte die auch unter Medikamente nicht besser wurden. Wurde als Faul beschimpft was über viele Jahre so ging. Nur durch ein Umzug in ein anderes Bundesland bin Ich noch am leben. Mein neuer Schmerz Therapeut merkte sofort das hier was faul war kurzum Ich war Todkrank und musste sofort unters Messer. OP ging schief das Ich nach 3 Tagen nochmal Not operiert werden musste. Es konnte nur noch Schadensbegrenzung betrieben werden. Schmerzen sind geblieben und kann den Tag nur mit Morphinen durchstehen. Schmerzen brechen ein Menschen und machen ihn zum Frack.Menschen die so was durchmachen werden nicht verstanden und abgestempelt als faule Schweine . Weil Leute sich so was im Ansatz nicht vorstellen können. Wenn ihr so was gerade erlebt dann lasst diese Leute einfach stehen. Von diesen Menschen habe Ich mich schon lange gelöst und lebe in einer anderen Stadt. Das ist sehr traurig finde Ich aber die Dummheit und Ignoranz der Menschen ist grenzenlos.Das war wirklich kurz und knapp gefasst.

Eine psychische Erkrankung oder Depressionen ( richtige Depressionen, nicht mal so eine Schlechte-Laune -Stimmung) haben nach Ansicht von "gesunden" Menschen in der Gesellschaft nichts zu suchen.

Sie sind zu kompliziert, nicht zu verstehen,eben anders. Und das macht denen, die keine Ahnung von solch einer Erkrankung haben, Angst. Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Das wiederum führt zur Folge, daß sie eben diese erkrankten Menschen ausgrenzen.

Liegt doch auf der Hand: sie kennen es selber nicht und niemand hat ihnen beigebracht, was es bedeutet. Also Unerfahrenheit und Unwissenheit.