Wieso spielt Keith Richards die Gitarre nur auf 5 Saiten

3 Antworten

Das ist keine Mär. Allerdings geht es nicht um die D-Saite, sondern um die tiefe E-Saite, die ihn manchmal stört.

Man muß sowieso wissen, daß er bei Aufnahmen und Auftritten ständig die Gitarren und Stimmungen wechselt. Er spielt die 5-saitige Gitarre auch nicht immer,sondern zu bestimmten Songs.

Am besten erklärt er es selbst in seiner Autobiographie Life. Hier der entscheidende Absatz in dem Buch:

Ende 1968 oder Anfang’69 machte ich eine ungeheure Entdeckung, als ich mit der offenen Stimmung mit fünf Saiten zu spielen begann. Das hat mein Leben verändert. Mit Open Tuning spiele ich die Riffs und die Songs, für die die Stones vor allem bekannt sind - »Honky Tonk Women«, »Brown Sugar«, »Tumbling Dice«, »Happy«, »All Down the Line«, »Start Me Up« und »Satisfaction«. »Flash« gehört auch dazu.

Ich war in einer Sackgasse gelandet. Lange dachte ich, dass ich mit der normalen Konzertstimmung nicht mehr weiterkommen würde. Ich lernte nichts mehr dazu, und ich bekam einfach nicht die Sounds, die ich haben wollte. Ich hatte bereits eine ganze Zeit mit verschiedenen Stimmungen herumexperimentiert. Ich veränderte sie immer dann, wenn ich an einem Song arbeitete, den ich bereits in meinem Kopf hören konnte, den ich aber beim besten Willen mit der konventionellen Stimmung nicht hinbekam.

Außerdem orientierte ich mich zurück: Ich wollte das nutzen, was viele alte Blues-Gitarristen spielten, und es auf die E-Gitarre übertragen. Dabei wollte ich deren Einfachheit und Direktheit bewahren - diesen pumpenden, vorwärtstreibenden Rhythmus, den man bei den akustischen Blues-Gitarristen hört. Diesen reduzierten, eindringlichen, kraftvollen Sound.

Und dann entdeckte ich das Banjo. Das Spiel auf fünf Saiten hatte viel mit dem Versandhandel Sears, Roebuck and Company zu tun, der eine Gibson-Gitarre ganz am Anfang der Zwanziger sagenhaft günstig anbot. Davor verkaufte sich unter den Instrumenten das Banjo am besten. Gibson brachte eine wirklich günstige Gitarre raus, die außerdem noch sehr gut war, und da die Jungs alle auf dem Banjo gelernt hatten, stimmten sie die Gitarre wie das fünfsaitige Banjo. Außerdem sparte man sich so das Geld für die sechste Saite, die dicke. Oder man hob sie sich für den Fall auf, dass man seine Alte aufknüpfen wollte oder dergleichen. In Amerika kauften sie auf dem flachen Land alle aus dem Katalog von Sears. In den großen Städten konnte man sich alles vor Ort ansehen und die Preise vergleichen. Im Bibelgürtel, im ländlichen Amerika, im Süden, in Texas und im Mittleren Westen gab es dafür den Katalog von Sears, wo man alles bestellen konnte. Auf diese Weise kam auch Lee Harvey Oswald zu seiner Knarre. Normalerweise wurde diese Banjo-Stimmung fürs Slide- oder Bottleneck-Spiel benutzt.

»Offene Stimmung« bedeutet einfach nur, dass die Gitarre auf einen vorgegebenen Dur-Akkord gestimmt wird - aber natürlich gibt es da einige gravierende Unterschiede. Ich hatte mit offenem D und offenem E gearbeitet. Dann hörte ich, dass Don Everly, einer der besten Rhythmusgitarristen überhaupt, für »Wake Up Little Susie« und »Bye Bye Love« eine offene Stimmung benutzte. Er machte einfach einen Barré-Griff mit einem Finger quer über die Saiten. Ry Cooder war der Erste, den ich tatsächlich den offenen G-Akkord spielen sah - vor ihm ziehe ich meinen Hut. Er hat mir die Stimmung zum offenen G gezeigt. Aber er benutzte sie nur für Slide und hatte immer noch die tiefste Saite zur Verfügung.

Die meisten Bluesmusiker verwenden offene Stimmungen ausschließlich dafür. Für mich war das eine zu große Einschränkung. Ich fand, dass die tiefste Saite störte. Nach einer Weile bekam ich raus, dass ich sie gar nicht brauchte; sie verstimmte sich bloß dauernd und passte nie zu dem, was ich spielen wollte. Also nahm ich sie ab und benutzte die fünfte Saite, die A-Saite, als Grundton. Jetzt brauchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen, dass ich aus Versehen die sechste Saite mit anschlug und dann Töne entstanden, die ich gar nicht haben wollte.

Ich fing an, Akkorde in offener Stimmung zu spielen - für mich ein völlig unbekanntes Terrain. Man ändert eine Saite, und plötzlich hat man ein komplett neues Universum unter den Fingern. Alles, was man zu können glaubte, ist mit einem Schlag für die Katz. Niemand hatte daran gedacht, Moll-Akkorde bei offener Dur-Stimmung zu spielen, weil man da wirklich erst mal ziemlich mit den Fingern tricksen muss.

Du musst alles neu durchdenken, als wäre dein Klavier verkehrt herum gestimmt und die schwarzen Noten wären weiß und die weißen schwarz. Du musst also nicht nur die Gitarre neu stimmen, sondern auch den Kopf und die Finger. Sobald du eine Gitarre oder irgendein anderes Instrument auf einen Akkord gestimmt hast, musst du dir alles Weitere selbst ertasten. Du hast das Reich der normalen Musik verlassen. Jetzt bist du auf dich selbst gestellt.


Archaeopterrex  28.10.2014, 12:47

Zu Deiner Frage nach dem Buch:

Als Taschenbuch im Heyne-Verlag.

"LIfe" von Keith Richards.

Kannst Du in jeder Buchhandlung bestellen oder von Amazon schicken lassen. Kostet 12,99 €.

Als E-Book noch etwas billiger, etwa 9,99 für Kindle Reader bei Amazon oder als E-Pub bei allen anderen E-Book-Versendern, z.B. buch.de etc.

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Es ist nicht die D-Saite, sondern die üblicherweise als E-Saite bezeichnete unterste Saite, die Keith weglässt. Den Rest stimmt er auf GDGBD

Keith hat halt seinen eigenen Gitarrenstil erfunden, sich an die Stimmung gewöhnt und als Rhyhmusgitarrist braucht er die hohen Töne halt nicht so oft, sondern nur seine seit Jahrzehnten erprobten Griffe.

Das wird natürlich auch viel mit zur Schau gestelltem Individualismus und Coolness zu tun haben. "Hey, ich spiel ganz anders Gitarre als andere Gitarristen und ich brauch eine Saite weniger"

Der kann damit eigentlich auch nichts anderes spielen als seine eigenen Rolling-Stones-Stücke und bekäme beim Covern anderer Stücke arge Probleme.

Letztendlich find ich das als Gitarrist vom musikalischen Standpunkt her reichlich albern. Er schränkt sich damit eigentlich nur ein. Der einzige Vorteil einer fehlenden Saite besteht darin, dass man sie nie Abdämpfen muss. Aber damit sollte eigentlich kein Gitarrist ernsthafte Schwierigkeiten haben.

Wo hast Du denn diese Mär her :((((( Wie soll man das ohne D-Saite spielen :((((( http://www.youtube.com/watch?v=oeYsSSZ_8NE Übrigens Elvis lebt :)))))


werna  28.10.2014, 10:39

Doch, das stimmt schon. Keith ist für seine fünfsaitige Gitarren bekannt. Es ist allerdings die unterste (also eigentlich E-Saite) die er weglässt. (Die wäre allerdings bei seiner Open-G-Stimmung auf D gestimmt)

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schillibilli  28.10.2014, 12:59
@werna

"Es ist allerdings die unterste (also eigentlich E-Saite) " Dann sieht die Sache natürlich anders aus. So wie Du das schreibst macht das Sinn. Mir ist nie aufgefallen, das er ohne E-Saite spielt. Bin aber auch kein ausgesprochen Stones Fan. Irgendwann ab den '70ern hat mich ihre Musik nicht mehr interessiert.

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