Wieso fällt es mir schwer in Gruppen zu reden?

1 Antwort

Das liegt an den Bedingungen funktionierender Kommunikation.

Man braucht zuerst Zeit, um abzuklären, wie ein Gegenüber tickt und welche Tageslaune vorhanden ist. Das ist etwas recht komplexes, das man nicht durch Abfragen herausfindet, sondern durch gute (unbewußte) Beobachtung während des Austauschs divererser "Höflichkeitsfloskeln". Dies ist notwendig, weil jedwede Kommunikation den Sinn verfolgt, auch korrekt zu verstehen und verstanden zu werden. Obwohl solches Abtasten sehr oft nur eingeschränkt erfolgreich ist, ist es dennoch eine wertvolle Hilfe. Je mehr man sich Gründlichkeit angewöhnt hat, desto länger dauert diese Abtastphase und desto länger fühlt man sich etwas unsicher.

Bei Gruppen sieht die Sache anders aus. Da hat jedes einzelne Mitglied sein individuelles Wesen, und die Gruppe als Ganzes hat ihren Gruppengeist, der nicht mit dem der einzelnen Mitglieder übereinstimmen muß, und insbesondere dann nicht, wenn jemand dabei ist, der sich noch nicht dem Gruppengeist vollständig untergeordnet hat. Gleichzeitig gibt es eine Kennenlernphase bei Gruppen (den Gruppengeist als Einzelwesen betrachtet) nur sehr eingeschränkt. Will man als Einzelperson (noch als Privatperson emfindend) eine Gruppe ansprechen, so spricht man dabei den Gruppengeist an, sofern die Gruppe bereits in feste Strukturen eingebettet ist. Das fehlende vorhergehende Abtasten verunsichert dann, weil erst während der Ansprache herausgefunden kann (durch Beobachten der Mitglieder), welches die richtige Methode ist, um verstanden und akzeptiert zu werden.