Wie würdet ihr das Gedicht "Geheimnis" von Heinrich Heine interpretieren?
Zum Anfang erst mal das Gedicht:
Wir seufzen nicht, das Aug' ist trocken, Wir lächeln oft, wir lachen gar! In keinem Blick, in keiner Miene, Wird das Geheimnis offenbar.
Mit seinen stummen Qualen hegt es In unsrer Seele blut'gem Grund; Wird es auch laut im wilden Herzen, Krampfhaft verschlossen bleibt der Mund.
Frag du den Säugling in der Wiege, Frag du die Toten in dem Grab, Vielleicht daß diese dir entdecken, Was ich dir stets verschwiegen hab.
Was ich mir schon denken kann: Es geht darum, dass Leute lieber alles in sich hineinfressen, anstatt dass sie mit der Sprache herausrücken. Meine Frage wäre aber, mit was denkt ihr, hat er es verbunden? Wieso hat er darüber geschrieben? Ich finde überhaupt keine Interpretationen über dieses Gedicht im Internet, würde mich also echt sehr freuen, wenn mir jemand hilfreiche Antworten geben könnte.
Liebe Grüße.
1 Antwort
Vordergründig geht es um "ein Geheimnis", das der Schreiben dem Adressaten nicht mitteilt. Dieses "Geheimnis", also seine Gedanken, quält ihn, wühlt ihn auf, aber er kann es nicht verraten. Eher könnten diejenigen, die nicht sprechen können (Babys und Tote) das "Geheimnis" verraten, als der Dichter. Wir wissen, dass Heine ein politisch denkender Mensch war und in einer Zeit lebte, da die Zensur viele literarische Werke betraf. Betrachte das "Geheimnis" auch unter diesem Aspekt.: "Ich weiß mehr als ich sagen darf und das quält mich, aber trotz meiner Schmerzen darf ich es nicht sagen."
Er unterstreicht damit seine Verschwiegenheit. Eher würden Säuglinge oder Tote (die das Geheimnis gar nicht kennen) es verraten als er. Im Klartext: Dies Geheimnis ist nicht herauszubekommen. Niemend kennt es - nur er. Und er schweigt.
Dankeschön :) Eins verstehe ich leider nicht so gut, wie meint man das, dass die Babys und Toten es erzählen können? Ich meine, die können nicht reden und woher sollten sie das Geheimnis kennen?