Wie weit können wir mit dem Teleskop sehen?

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Gibt es da eine Grenze?

Jain. Es gibt aufgrund des Alters des Universums eine Zeitliche Grenze. D.h. es gibt möglicherweise Objekte, die man nicht sehen kann, weil sie so weit weg sind, das uns Ihr Licht noch nicht erreicht hat.

Außerdem ergibt sich bei jeder Entfernung natürlich die Frage was man sehen kann. Je weiter ein Objekt von uns entfernt ist, um so geringer erscheint uns dessen Helligkeit und um so kleiner erscheinen Abstände.

So kann man z.B. Planeten mit derzeit verfügbaren Teleskopen nur innerhalb unseres Sonnensystems direkt sehen. 

Jedes Teleskop hat natürlich nur eine begrenzte Auflösung und Lichtemfindlichkeit. Eine theoretische Obergrenze gibt es da nicht, sondern eher technische Machbarkeit und Kostgrenzen. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Größe des Hauptspiegels. Bei erdgebunden Teleskopen spielt noch die Luftunruhe, das sogenannte Seeking eine entscheidende Rolle.

Und gibt es Fotos im Netz, wo man so weit wie möglich " " "reingezoomt " hat und es dann abfotografiert hat?

https://de.wikipedia.org/wiki/Hubble_Extreme_Deep_Field

Hallo,

das am weitesten entfernte Objekt, das wir mit bloßem Auge sehen können, ist die Andromeda-Galaxie - und die ist über 2 Mio. Lichtjahre von uns entfernt.

Letztlich entscheidet sich die Frage, wie weit (und wie lange in der Zeit zurück) Du sehen kannst, ob von dem Objekt, das wir betrachten wollen, noch soviel Licht bei us ankommt, daß wir es - wenn auch mit technischen Hilfsmitteln - noch wahrnehmen können.

Quasare, also sternartige Objekte, die die Helligkeit ganzer Galaxien erreichen können, sind für uns noch in einer Entfernung (und in einem zeitlichen Abstand) von etlichen Milliarden Lichtjahren auszumachen.

Herzliche Grüße,

Willy

Hallo blackoutd9,

das Universum ist erschreckend leer. Deshalb kann sich das Licht auch entferntester Objekte zu uns ungehindert ausbreiten und dann hier in unsere Messgeräte fallen. Deswegen ist die Grenze, die wir für unsere Beobachtungsmöglichkeiten haben letztlich durch die Größe des beobachtbaren Universums vorgegeben.

Das Hubble Ultra Deep Field hat Dir @Reptiloid schon verlinkt. Solche Aufnahmen mit dem Hubble Teleskop kommen zustande, indem man sehr, sehr lange Belichtungszeiten benutzt. So knapp zwei Wochen muss das Hubble-Teleskop für eine solche Aufnahme auf einen Punkt am Himmel "starren", an dem möglichst kein Stern der Milchstraße im Vordergrund ist. Die wirklich am tiefsten blickende Aufnahme ist dabei das "Extreme Deep Field"

http://hubblesite.org/images/news/release/2012-37

https://youtube.com/watch?v=7mBOQ3KrbjE

(Nach Hubble Deep Field, Hubble Ultra Deep Field und Hubble Extreme Deep Field bin ich gespannt, wie die Namensgebung weitergeht, sollte es mal eine noch tiefer blickende Aufnahme geben.... ;-D)

Von den ältesten Galaxien, die man in dieser Aufnahme entdecken kann, ist das Licht zu uns 13,2 Milliarden Jahre unterwegs - wir sehen sie also in einem Zustand nur rund eine halbe Milliarde Jahre nach dem Urknall.

Nicht mit dem Hubble Teleskop, aber mit den WMAP und PLANCK Sonden kann man aber NOCH weiter blicken:

Etwa 400 000 Jahre nach dem Urknall wird das junge Universum überhaupt erst "durchsichtig". Vorher ist es zu heiß und die Materie liegt ionisiert vor. Die freien Elektronen verhindern aber dass das Licht sich ausbreiten kann. Erst etwa 380 000... 400 000 Jahre nach dem Urknall ist es im jungen Universum kühl genug und die Materiedichte gering genug, damit die Elektronen an die Atomkerne gebunden werden.

Das Urknallmodell hat deshalb vorausgesagt, dass das älteste und weit entfernteste Licht, das man überhaupt beobachten kann, das erste Licht, das sich im Universum ausbreiten konnte, eine Art Nachleuchten des Urknalls ist: Eine gleichmäßig von überall herkommende Strahlung im Wellenlängenbereich der Mikrowellen - was einer Temperatur von rund 3 Kelvin entspricht.

Diese Strahlung wurde 1965 von Penzias und Wilson entdeckt und ist seitdem von mehreren Sonden untersucht worden. Aus ihr lernen wir sehr viel wertvolle Daten über das ganz junge Universum. Und sie ist wirklich das Entfernteste, was man an elektromagnetischer Strahlung einfangen kann.

http://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Planck/Planck_and_the_cosmic_microwave_background

Mit anderen Techniken hofft man dereinst noch weiter zurückblicken zu können. Mit "Gravitationswellenastronomie" zum Beispiel. Das ist aber im Moment reinste Zukunftsmusik. Im Moment stammen alle Messdaten über die ersten Minuten nach dem Urknall von den Teilchenphysikern. Denn die untersuchen im Labor genau den Zustand, von dem Kosmologen vermuten, dass er im sehr jungen Universum herrschte.

Über deren Experimente haben wir Daten, die die Modelle bis ins wenige Sekunden alte Universum bestätigen.

https://profmattstrassler.com/2014/03/26/which-parts-of-the-big-bang-theory-are-reliable/

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU