Wie verhalten sich Asbestfasern in Innenräumen auf Dauer? (Frage an Asbestexperten)

1 Antwort

Da die Dinger nicht leuchten, ist das schlecht zu beantworten. Aber wenn die Fasern vorhanden sind, wirbeln diese bei der geringsten Bewegung, auch Luftbewegung, wieder auf. Einzig mit Restfaserbindemittel kann man die Fasern so weit zusammenkleben, das sie so groß werden, dass sie nicht mehr Lubgengängig sind.

Vorher muss allerdings eine Feinreinigung mittels Industriesauger klasse H durchgeführt werden (alle Oberflächen, in Ritzen und Spalten). Auch Möbel müssen gereinigt werden, Textilien gewaschen bzw. Entsorgt.. Anschließend wird ALLES feucht abgewischt. Dann wird eine Luftwäsche mittels Unterdruckhaltegerät durchgeführt. Danach kommt die Restfasrbindung mittels Vernebelung. Nach 8 h Trocknung wird die Raumluftmessung durchgeführt.


TStyler 
Beitragsersteller
 12.01.2013, 00:44

Hallo IGEL999, danke erstmal für die Antwort. Was Du beschreibst ist wohl die Vorgehensweise für eine Säuberung bei nachgewiesen asbestbelasteten Inneräumen wenn eine Schadstofffirma das professionell macht. Ganz schön heftig was da alles gemacht werden muss, nun ist auch klar warum das so teuer ist. Auch wenn eigentlich klar ist, das es eigentlich sowieso keine 100% Reinigung gibt. Zum einen trägt ja jeder tagtäglich Spuren von dem Zeug wieder mit in die Wohnung, dazu tägliches Lüften, etc. und zum anderen muss soweit ich weis eine Sanierungsfirma auch lediglich eine Grenze von 500 Faser/m² nachweisen, na ja.

  • Ich frag mich bloss wie man den alles in einer Wohnung oder einem Haus feucht reinigen soll, z.B. bei Teppich, Tapete, Holzdecke, etc.?
  • Kann man Restfaserbindemittel vorbehaltlos in Inneräumen anwenden, z.B. zur Prävention? Könnte mir vorstellen dass das Zeug so einiges, z.B. Teppichböden ordentlich verklebt oder kann man das später in Trockenzustand einfach wieder absaugen? Und wozu noch per Unterdruckhaltegerät vorher die Luft reinigen, kann man doch gleich alles mit Restfaserbindemittel vollsprühen, oder?

  • Was mich aber immer noch interessiert ist, wie lange solche Fasern nach Aufwirbelung umherfliegen? Sind die ständig in der Luft oder lagern die sich nach einer bestimmten Zeit ab? Mal angenommen die lagern sich im Teppichboden oder hinter Möbeln ab, würde eine Luftmessung dann nicht zu einem falschnegativen Ergebnis führen? Ist die Anahme eines entstehenden Verdünnungseffekltes durch normale (also nicht asbestspezifische) Reinigungetätigkeiten, Textilwäsche, Saugen, Staub wischen, etc. realistisch?

Ich weis, Fragen über Fragen, aber hab mich in letzter Zeit eben etwas intensiver mit dem Thema Asbest befasst und ich finde zu bestimmten Fragen gibt es so gut wie keine Antworten.

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IGEL999  13.01.2013, 21:47
@TStyler

Hallo TStyler,

kein Problem, frag ruhig! Es sind 500 Faser /m3 nicht m2. das ist das erklärte Sanierungsziel. Es ist allerdings so, das wir in unserer Aussenluft ca. 150 Fasern/m3 haben. das kommt durch alte Dächer, Fassaden etc. An der Ziugspitze liegen diese Werte noch deutlich höher, da es ein natürlicher Bestandteil des Gesteins dort ist. In anderen Ländern liegen die Werte noch viel höher!

zu 1)

Ich frag mich bloss wie man den alles in einer Wohnung oder einem Haus feucht reinigen soll, z.B. bei Teppich, Tapete, Holzdecke, etc.?

Teppich kannst du nicht reinigen, fliegt raus. Tapeten, Holzdecken etc. können feucht gereinigt werden.

zu 2: Grundsätzlich ja, jedoch nicht zu emphelen, da es sein kann, das du z.Bsp. mit dem Streichen nachher Probleme hast. Die Farbe hält nicht so gut auf der Restfaser. Wie gesagt, Teppiche fliegen raus, normale Textilien kann man waschen. Bei einer Couch ist es auch schwierig! Läufer können in einerSpezialreinigung gereinigt werden.

zu 3) Natürlich setzen sich Fasern ab. Aber: Jeder Fachingenieur der die Konzentration der Raumluft misst, hat seine Möchlichkeiten. Du musst immer vor der Messung für eine Verwirbelung sorgen, sonst ist das Messergebnis nicht nach VDI-Tabelle. In der steht auch, wie lange eine Messung laufen muss. In einer Abstellkammer z.Bsp. kann man die Messzeit, die regulär 8 Std. beträgt auch veringern, da in der Zeit nicht ga notwendige Luftvolumen durch den Goldfilter gezogen werden kann. Das wird dann hochgerechnet. Wir haben z.Bsp. vor Messbeginn im Raum ein paar Min. Fussball gespielt. Oder mann nimmt eine Art Fächer und läuft viel duch den Raum.

Das Gerät ist nicht groß, und hat einen kleinen Goldfilter als Aufsatz. (Der ist auch teuer!) Nach der Messung kommt der Filter unter ein Raster-Elektronenmikroskop und die Fasern werden am Bildschirm per Hand (Auge) gezählt. Meistens liegen 2-3 Fasern auf dem Filter. Darüber ist das umgerechnet auf den durchgeführten Luftdurchlass 500 Faser/m3! Das beschreibt der Fachingenieur anhand seines Berichtes genau.

Du reinigst keine Räume in denen sich Möbel etc. befinden. bzw. die werden gereinigt und dann abgelebt oder aus dem Raum in einen seperaten Bereich gebracht. Wenn es z.Bsp. zu einem Havarieschaden kommt (ich erinnere mich an ein Büro) dann wird jedes Buch, jeder Ordner etc. gereinigt! Das wird dann aber normalerweisse in einen separaten Schwarzbereich gebracht, dort gereinigt und mittels Abklatschproben kontrolliert. Ist das in Ordnung und der Raum auch Freigegebne, dann wird es zurückgebracht. Eine Wahnsinns-Arbeit! Blumenerde kann man nicht reinigen oder alte Schreibmaschinen. Das fliegt dann raus als wirtschaftlicher Totalschaden, da die Reinigungskosten einfach den Zeitwert übersteigt!

Zu der Lufwäsche: Währen der Arbeiten läuft das Unterdruckhaltegerät zusammen mit einem Unterdruckhaltemessgerät. Dabei wird der herrschende Unterdruck im Raum protokolliert. Wenn also die Tür der Schleuse aufgeht (je nach Arbeiten brauchst du eine 1-Kammer, 3-Kammer oder sogar 4-Kammer-Schleuse, die jeweils auch seperat einen Unterdruck hat), kann theoretisch nichts aus dem Raum raus, da Unterdruck herrscht. Bzw. kommt nicht weiter als in den nächsten Raum, sprich die erste Schleusenkammer!

Nach Abschluss der Reinigungsarbeiten wird das Gerät hochgefahren. Also der Luftaustausch durch die Spezialfilter noch erhöht, um die Luft zureinigen. Das passiert 8 Stunden lang. DANN erfolgt für die evtl. noch vorhandenen Fasern die Restfaserung. Nach deren Abtrocknung kommt erst die Messung.

Natürlich kannst du die vorhandenen duch feuchtes Reinigen reduzieren. NIE vorher mit einem haushaltsüblichen Staubsauer saugen. Du verteilst beim nächsten Einsatz des Saugers alles im neuen Raum / Rest des Hauses! Man muss IMMER Filter der Klasse H verwenden.

Fiktiv nenne ich dir mal ein Beispiel: Du hast aus Unwissenheit den Nachtspeicherofen im Wohnzimmer zerlegt. Nun bist du zu der Erkenntnis gekommen, der könnte A (Asbest) enthalten haben. Dann schließt du das Zimmer, klebst am besten rundrum am Rahmen alles ab, bittest eine Fachfirma oder einen Fachingenieur um Probeentnahme. Mittels Klebeproben werden an versch. Stellen Staubproben aufgenommen. Ist einen belastung vorhanden, kann man sich überlegen, ob eine Raumluftmessung sinnvoll ist. Meistens ist es das nicht, sondern es MUSS ein Fachfirma ran, die die Sanierung übernimmt.

Oder: Du willst ein Haus kaufen, aber es sind Nachtspeicheröfen vorhanden. Bei der Schlüsselübergabe sind die Dinger nicht mehr da und der Verkäufer versichert dir, dass er die Arbeiten durch eine Fachfirma hat ausbauen lassen. Aber er kann dir keine Rechnung vorlegen. Das Gewerbeaufsichtamt weiß auch nichts von A-Arbeiten (diese müssen ja angemeldet werden). Also hast du einen Verdacht.

Also Klebeproben nehmen lassen. Falls eine Belastung vorliegt, hat der Verkäufer eine Straftat begangen und muß die die Sanierung bezahlen! Und sich vor der Staatsanwaltschaft verantworten!

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IGEL999  13.01.2013, 21:56
@IGEL999

Ja, Asbestsanierungen sind teuer. Aber ist ist ein Wahnsinnsaufwand. Es sieht auch niemand, das z.Bsp. allein der Staubsaugerbeutel bei einem gängigen Sauger 280 € kostet. Netto.

Und alles passiert mit Schutzanzug, Maske, usw.

Bei schwachgebundenem Asbest sogar mit Vollmaske und Gebläseunterstützung.

Ich habe den allergrößten Respekt vor den Jungs, die diese Dreckarbeit erledigen. Mir reicht es schon, in PSA (Persönliche Schutzausrüstung, also Anzug, Maske, Überschuhe, etc..) durch die Bereiche zu gehen udn die Arbeiten zu überwachen. Du tust nichts und bist schweißgebadet. Alle 2 Stunden ist Zwangspause mit Duschen und allem. Geh mal im Winter mit nassen Haaren in deinen Aufenthaltscontainer. Und das 4-5 Mal am Tag. Oder im Hochsommer, wenn es draussen 30 ° hat und hinter den Fensterscheiben noch wärmer ist, dann PSA trägst und dann noch schwer körperlich arbeitest!

Ich schweife von deiner Frage ab, sorry, aber jeder sagt nur: Wie teuer, dass mache ich selbst und verbuddle es im Garten. Keiner macht sich Gedanken, das er die Fasern mit sich rumträgt, sein Kind auf den Arm nimmt, etc.

Ich habe den größten Respekt vor den Jungs, die den Jab machen!

(Du kannst mir auch gerne eine PN schicken.)

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