Wie sollte man als Christ zu Schwulen und Lesben stehen?

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Den Christen ist geboten: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Mk. 12, 31) Da steht keine Einschränkung dabei, wie z.B. "...sofern er ohne
Sünde ist." oder "...vorausgesetzt, er ist hererosexuell." oder dergleichen.

Es heißt auch: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet." (Mt. 7, 1). Das heißt ganz klar: Wir sollen unsere Mitmenschen nicht verurteilen, weder aufgrund ihrer sexuellen Identität oder Ausrichtung noch aufgrund von irgend etwas anderem.

Zum Thema Transgender/Transsexualität kenne ich bisher nur eine einzige Stelle im Alten Testament, und zwar: "Eine Frau soll nicht Männersachen tragen und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel." (5. Mose, 22, 5) Man könnte hier argumentieren, dass ein Transjunge ja ein Junge

ist

- wenngleich mit weiblichen Geschlechtsorganen ;) - und dass ein Transmädchen ja ein Mädchen

ist

- wenngleich mit männlichen Geschlechtsorganen ;).

Ob diese Argumentation zu Moses Zeiten so möglich gewesen wäre, bezweifle ich. Aber man weiß heute, dass Transgender, denen ein Leben in dem Geschlecht, das sie empfinden, versagt wird, sehr unglücklich werden und zuweilen sogar Suizidversuche unternehmen. Man weiß zudem, dass irgendwelche "Umerziehungstherapien" für Transgender wirkungslos sind.

Zum Thema Homosexualität gibt es eine sehr bekannte Stelle, und zwar: "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben..." (3. Mose 20, 13). Die zugegeben sehr drastische Strafe hier bezieht sich ganz konkret auf den vollzogenen Beischlaf, nicht auf die homosexuelle Veranlagung.

Gelebte Sexualität, die nicht zum Zwecke der Kinderzeugung, sondern zum Lustgewinn und zur Befriedigung praktiziert wird, kommt in der Bibel insgesamt nicht gut weg, auch nicht in heterosexuellen Zusammenhängen. Dasselbe gilt offenbar auch für Empfängnisverhütung. (1. Mose 38, 9: "Aber da Onan wusste, dass die Kinder nicht sein Eigen sein sollten, ließ er's auf die Erde fallen und verderben, wenn er einging zu seines Bruders Frau, auf dass er seinem Bruder nicht Nachkommen schaffe.") Onan wollte nicht, dass die Witwe seines Bruders von ihm schwanger würde. Dann hätte er nämlich für die Kinder zahlen müssen, doch offiziell hätten die Kinder als Kinder seines verstorbenen Bruders gegolten. Ich denke daher, auch heterosexuell veranlagte Menschen haben viele Möglichkeiten, auf sexuellem Gebiet zu sündigen.

Als Christen, meine ich, sollen wir

allen Menschen mit Liebe begegnen

und

niemanden in Gedanken moralisch verurteilen

. Wir sollen das geschlechtliche Selbstverständnis und die sexuelle Ausrichtung unserer Mitmenschen

akzeptieren

und

gleichgeschlechtlich liebende Menschen ebenso wenig über ihre sexuellen Gewohnheiten befragen wie alle anderen

.

Wir dürfen und sollen aber gleichzeitig für unsere Mitmenschen beten, auch im Hinblick auf ihr sexuelles Erleben, um Liebe, um Erfüllung und um Bewahrung vor Sünde. Um so zu beten, müssen wir gar nicht genau wissen, was eine wie große Sünde ist vor dem Herrn und was keine Sünde ist vor Ihm. Dies zu beurteilen und über die Vergebung zu entscheiden, können wir getrost Gott, dem Vater und Schöpfer alles Lebendigen, überlassen.


schmerberg  12.01.2017, 14:15

3. mose 20,13 ist super! passt wie die faust aufs auge!

war damals analverkehr mit frauen schon im trend oder hatten die gays eine vagina (evtl. später eingebohrt), damit der schwule wie bei einer frau liegen konnte? sex im stehen war auch kein thema im at, oder fehlt mir da gerade was?

na ja, und lesben sind ja da fein raus, was mich selbst enorm beruhigt

das soll jetzt keine ketzerei sein, sonder nur mal klar machen, dass man manches, insbesondere in einer übersetzung, vielleicht nicht so wörtlich anwenden kann/darf.
ich kene auch keine bibelstelle, die das selbständige denken beim lesen ausdrücklich verbietet

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Ich bin christ aber nicht (streng) gläubig. Meine Familie ist streng gläubig, haben aber keine Probleme mit homosexualität. Jeder ist wie er ist. Meine Familie ist sogar der Meinung das man niemanden hassen/nicht mögen etc. soll/darf. 

"immer nur blabla" gilt auch für manche "heilige schriften". vieles ist interessant zu lesen, vieles auch lehrreich und manches als gesetz tauglich.

aber ist es tatsächlich eine exakte dokumentation? eher eine sache des glaubens und der versuch, das unerklärliche etwas zu umschreiben und somit verständlcher zu machen. sicher auch ein kodex, um das zusammenleben in damaliger zeit zu regulieren.

was für einen bestimmten kulturkreis zu einer bestimmten zeit sitte und moral war, für sie ratsam oder gar verbindlich, muss nicht für alle zeit und bis in die ewigkeit gesetz sein. viele gesetze passen nicht mehr in unsere zeit und unsere aktuellen gesetze hätten damals vermutlich das perfekte chaos verursacht kriege ausgelöst.

zudem ist es üblich geworden, alte regeln nur so weit zu übernehmen, wie es den "lehrern" gerade in den kram passt. da wurden auch genug gesetze aus dem at, die vielleicht für juden noch bindend sind, im nt "korrigiert". dazu kommen noch diverse veränderungen, die sich aus der zeitdifferenz zwischen ereignis und schriftlicher  dokumentation ergaben (stichpunkt "stille post")
letztendlich wurden auch die übersetzungen der originaltexte sehr oft "kosmetisch überarbeitet", um sie den vorstellungen der mächtigen anzupassen

das in der "heiligen schrift" einige "wahrheiten" schlicht falsch sind, ist auch erwiesen. eva wurde nicht aus einer rippe und lehm gemacht, der verbotene apfel wird auch im kölner supermarkt neben dem dom ohne gewissensbisse verkauft usw. viele der "himmlichen gesetze" belächeln wir heute, aber was als schöne geschichte und was als "tatsache" (= verbindliche regel) zu gelten hat, bestimmen die "regierenden" -- gerade so, wie es in den kram passt und nützlich zum eigenen machterhalt ist

so gesehen kann man bibelzitate als leitlinie betrachten, aber nicht als verbindliche zwangsvorschrift.
einige wichtige kernsätze werden von uns täglich ohne gewissensbisse missachtet, aber an anderen kleinigkeiten hängt man sich auf -- was sagte gott zur schizophrenie? mir fällt gerade keine bibelstelle ein!

Es ist einfach so, dass Jesus die Liebe zwischen Mann und Frau gedacht hat und uns so geschaffen hat. Alles andere ist einfach nicht natürlich und Gott hat keine Freude daran. Denn wenn jemand ein Problem damit hat, kann man ja beten, bei Gott ist nichts unmöglich. Er kann Veränderung schaffen und uns wiederherstellen sozusagen, dass wir nach seinem Willen leben können.

Wenn ich mich recht erinnere, sind Christen Menschen. Menschlichkeit erfordert Toleranz gegenüber den Bedürfnissen anderer. Folglich gibt es m. E. nur eine moralische Antwort: Tolerant.

Wenn Menschen Bedürfnisse haben, deren Befriedigung mir und anderen nicht schaden, warum sollte ich etwas dagegen haben?