Wie nennt man die Ich-Erzählform als Fachbegriff?

5 Antworten

Egoskript ;-)

In der Ich-Erzählsituation ist der Erzähler mit einer Figur der Erzählung meist identisch, er tritt also mit in die Handlung ein. Man spricht hier von der Identität der Seinsbereiche von Erzähler und Figuren. Das „erzählende Ich“ ist jedoch oftmals die erfahrenere und reifere Version des „erlebenden Ichs“. Allerdings ist zu beachten, dass ein Ich-Erzähler unterschiedlich stark am erzählten Geschehen beteiligt sein kann, z. B. in der Rolle eines mehr oder minder beteiligten Beobachters eines Geschehens bzw. als Nebenfigur.

Direkte Rede, auch ohne Kennzeichnung durch besondere Satzzeichen oder redeeinleitende Sätze, Darstellung subjektiver Gefühlszustände, Meinungen und Sichtweisen, all dies sind recht typische, zu erwartende Merkmale einer Ich-Erzählung. Der Ich-Erzähler hat dagegen oft keine kritische Distanz zu seiner Erzählung.

Diese Erzählsituation erscheint natürlich. Wenn jemand erzählt, was ihm passiert ist, spricht er ebenfalls aus der Ich-Perspektive. In der Regel ist diese Perspektive besonders geeignet, ein Identitätsgefühl mit dem Erzähler beim Leser zu wecken. Das Gefühl also, der Leser erlebe selbst, was dem Erzähler als Figur des Textes geschieht.

„Wir starteten in La Guardia, New York, mit dreistündiger Verspätung infolge von Schneestürmen. Unsere Maschine war, wie üblich auf dieser Strecke, eine Super-Constellation. Ich richtete mich sofort zum Schlafen, es war Nacht.“

– Max Frisch in Homo faber 1957

„Ich war zwar ganz allein und auf mich selbst angewiesen; aber ich hatte gute Waffen und ein ausgezeichnetes Pferd, auf welches ich mich verlassen konnte. Auch kannte ich die Gegend oder die Gegenden genau, die ich zu durchreiten hatte, und sagte mir, daß es für einen erfahrenen Westmann leichter sei, allein durchzukommen, als in Begleitung von Leuten, auf die er sich nicht vollständig verlassen kann.“

– Karl May in Old Surehand I 1894

Eine weitere Sonderform der Ich-Erzählung ist ein „Innerer Monolog“, in dem die Bewusstseinsinhalte einer Figur (scheinbar) ohne Distanz vermittelt werden. (s. Schnitzlers Lieutenant Gustl (1901) oder Fräulein Else (1924)) Eine Sonderform des inneren Monologs ist der Bewusstseinsstrom (stream of consciousness), in dem der Gedankenfluss in Reinform dargestellt werden soll, was bis zur Auflösung grammatikalischer Formen führen kann. (s. dazu den Monolog der Molly Bloom in Joyce’ Ulysses (1922). Eine – sehr seltene – Abart des inneren Monologs ist eine Art Selbstgespräch in der Du-Form (Michel Butor: La modification (1957))


MoinMoin. Bei Gedichtinterpretationen nennt man es das "Lyrische Ich". Wofür brauchst du den Fachbegriff denn?


camera111 
Beitragsersteller
 29.05.2012, 11:46

Für eine Buchvorstellung

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GenomX  29.05.2012, 11:50
@camera111

Hmmm, das ist weder mein Spezialgebiet, noch fällt mir ein richtiger Fachbegriff dazu ein, aber ich würde es als "aus der Egoperspektive geschrieben" bezeichnen. Wobei das eher zu einem Ego-Shooter passen würde... ^^

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Das ist entweder Homodiegetisch (Erzähler ist eine Figur im Text) oder Autodiegetisch (Erzähler ist Protagonist)


camera111 
Beitragsersteller
 29.05.2012, 12:58

Beste Antwort

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monolog


camera111 
Beitragsersteller
 29.05.2012, 11:43

Danke!

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Exupery  29.05.2012, 11:44
@camera111

Leider falsch. Ein Monolog ist ein Reden nur von einer Person, egal in WELCHER Form! Wenn ich einen Vortrag halte über welches Thema auch immer, dann ist dies ein MONOLOG.

Beweis:

Der Monolog (gr. μόνος mónos „allein“ und -log; lat. Soliloquium) ist im Gegensatz zum Dialog ein Selbstgespräch und findet vor allem im Drama Verwendung. Er richtet sich nicht direkt an einen Zuhörer, sondern an eine imaginäre Person. Faktisch ist das Publikum Adressat des Monologisierenden. Eine Sonderform des Monologs ist der Innere Monolog in der Erzählprosa.

Der Ausdruck Monolog bezeichnet auch eine Rede, die so formuliert ist, als sei sie nicht an einen Zuhörer oder Gesprächspartner gerichtet.

Meistens wird damit nicht das alltägliche Selbstgespräch bezeichnet, sondern der bewusste Einsatz des alleinigen Redens, in der Kunst, vor allem im Theater und in der Literatur, zusammen mit Gesten. Dort dient der Monolog häufig dazu, Gedanken und seelische Vorgänge einer Person hörbar oder lesbar nach außen zu tragen und damit für Zuschauer oder Leser deutlich werden zu lassen.

In vielen Theaterstücken bilden Monologe einen dramatischen Höhepunkt oder bezeichnen einen Wendepunkt der Handlung. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Hamlet-Monolog von Shakespeare.

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