Wie "medizinisch" ist eine Pflegeausbildung?
Hallo,
es ist ja so, dass viele Medizinstudenten vor dem Studium eine Pflegeausbildung gemacht haben. Aber hat eine Pflegeausbildung wirklich viel mit Medizin zu tun? Oder kommt das erst mit der Berufserfahrung?
Und wenn ja, wie schwer ist eine solche Ausbildung dann?
7 Antworten
Also meine Tochter ist seit Oktober in der Ausbildung zur Pflegefachfrau - ihr absoluter Traumjob. Hat in Ihrer Schulzeit ihr Pflichtpraktikum im KH gemacht und in den Ferien andere KH angeschaut.
Zur Ausbildung: heftig. Sehr viel Stoff, sehr hohe Anforderung an die Azubis. Sie ist von 33 Azubis die Einzige die direkt von der Schule kommt und mit ihren 16 Jahre das Küken. Die meisten der anderen Azubis wechseln in die Pflege oder hatten schon ein FSJ.
Sie ist zielstrebig und lernt und macht bis jetzt ihre Sache gut. Krass finde ich, dass vor Ende der Probezeit eine Prüfung abgelegt werden muss in Theorie und Praxis, wenn sie diese nicht besteht ist da erstmal Ende. Ich bin selbst Ausbilderin in einer anderen Branche und kenne das so nicht.
Wer gefordert werden möchte und sich dafür interessiert ist glaube ich da genau richtig.
Die Pflegeausbildung ist mitnichten ein halbes Medizinstudium. Es ist eine Ausbildung. Es gibt auch medizinische Themen, die unterrichtet werden - natürlich werden auch Anatomie und Physiologie unterrichtet. Auch Krankheitslehre. Aber nicht in dem Ausmaß wie beim Medizinstudium.
Das geht auch gar nicht, weil auch noch pflegerische Themen gelehrt werden: pflegewissenschaftliche Themen (wie plane ich die Pflege, wie organisiere ich die Pflege, wie führe ich die Pflege durch, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es, usw.).
Ich finde es ehrlich gesagt auch kein Kompliment, wenn man mir sagt, ich sei eine "halbe Ärztin". Das sagen Patienten und Angehörige, wenn ich meine Arbeit gut mache - meine Arbeit als Pflegefachfrau, weil sie keine Ahnung haben, das Pflege nicht ein Teil der Medizin ist.
Wer "nur" Pflege sagt, der hat einfach keine Ahnung davon, was gute Pflege ausmacht. Und wenn man sowas als Pflegekraft selber sagt, dann muss man sich nicht wundern, wenn andere Leute auch so denken.
Ich finde meine Arbeit sehr anspruchsvoll. Ich war direkt nach der Ausbildung für fast 40 Menschen alleine verantwortlich (Nachts, am Tag natürlich weniger Menschen). Menschen unterschiedlichstem Alter und verschiedenen Erkrankungen, die darauf angewiesen waren, das ich meine Arbeit gut mache.
Inzwischen arbeite ich in der Palliativpflege. Ich begleite ausschließlich schwerkranke und sterbende Menschen und deren An- und Zugehörige. Sachen wie Intimpflege sind da nur ein winziger Teil. Viel wichtiger ist zu wissen, wie ich jemanden mit starken Schmerzen so bewegen kann, das die Schmerzen eben nicht stark sind. Mit Ängsten umzugehen. Mit Angehörigen, die selber extrem belastet sind. Und im Zweifelsfalle mehrere Stunden am Stück.
Neben der Arbeit auf der Palliativstation berate ich aber auch Ärzte und Pflegekräfte der anderen Stationen. Ich entscheide, ob ein Patient auf die Palliativstation kann, ich organisiere ggf. eine Verlegung auf eine andere Palliativstation (wenn jemand von weiter weg kommt), ich plane die weitere Versorgung mit ambulanten Palliativdiensten.
Das sind alles Sachen, da haben die Menschen die sich mit Pflege nicht beschäftigen keine Ahnung, das es überhaupt in meine Kompetenzen fällt.
Um sowas zu machen reicht Erfahrung alleine natürlich nicht aus, da braucht es auch entsprechendes Fachwissen und dafür gibt es entsprechende Fachweiterbildungen, die man machen kann.
Eh die Ausbildung ist ein halbes medizinstudium. Man lernt jede krankheit und die Pflege dazu. Teilweise auch Behandlungsmethoden. Also die pflege Ausbildung hat sehr sehr viel mit Medizin zu tun und ich muss auch ganz ehrlich sagen es ist nicht leicht. Es wird sehr viel von einem verlangt und der Stoff ist wirklich nicht leicht. Man muss sich schon wirklich sehr reinhängen und sich wirklich dafür interessieren.
Lg
Natüich ist sie das. Klar medizinstudium ist viel umfangreicher schon klar. Aber sagt man halt so. Die pflege Ausbildung umfasst jede einzelne krankheit und deren Pflege und Behandlung. Ist eben nur nicht soo umfassend wie das medizinstudium.
Kannst du mir denn weitere gemeinsamkeiten nennen zwischen der Ausbildung und dem Studium?
Das Studium konzentriert sich nämlich nur zu einem SEHR kleinen Teil auf spezielle Krankheiten.
Allgemein ist die pflegeausbildung deutlich praxisorientierter.
Ja das ist richtig. Die Frage war aber auch ob die pflege Ausbildung medizinisch ist und ja saß ist sie. Und wir und auch alles anderen klassen sagen das es ein halbes medizinstudium ist, so eben als Redewendung. Die pflege Ausbildung ist sehr anspruchsvoll eben weil es sehr viel Medizin beinhaltet.
Das beantwortet meine Frage nicht im geringsten, was genau jetzt themen sind, die sowohl im studium, als auch in der Ausbildung dran kommen 🤷🏾♀️
Wenn du so genau weißt das die pflege Ausbildung kein halbes medizinstudium sind dann musst ud ja selbstg die Ausbildung gemacht haben und es somit auch selbst wissen.
Aber als beispiel jegliche anatomie jedes einzelnen Organs, jede einzige Funktion im Körper, jede krankheit die es gibt und deren Pflege und Medikamente lernen wir. Bis auf die Pflege von diesen krankheiten und Beschwerden wird das auch im medizinstudium behandelt natürlich etwas genauer und mit anderen Prioritäten. Die Aussage Ach pflege Ausbildung ist doch langweilig und easy ihr lernt doch eh nur wie man ärsche abwischt stimmt also absulut nicht
Ich habe nie gesagt, das man in der Pflege nur ärsche abwischt.
Ich schrieb nur, dass es kein halbes medizinstudium ist. Und das ist nun so.
Deckend Themen waren doch anatomie, Physiologie und Krankheitslehre. Aber eben nur zu einem sehr geringen teil im Vergleich zum medstudium.
Lernt ihr auch : ärztliche Gesprächsführung? Ökologie? Biochemie? Psychologie? Wie man Ops durchführt? Gesundheits - und Krankenuntersuchung? Und das hier waren jetzt nur Themen aus dem ersten Jahr.
Wir lernen dafür nichts bzw kaum von der Pflege.
Ein pfleger ist kein halber Arzt und das ist auch gut und wichtig so. Das sind 2 komplett unterschiedliche Berufe, die einige Themen gleich haben, allerdings nicht im gleichen Umfang. Außerdem ist - wie gesagt - die Pflege viel Praxisorientierter.
Ich habe nicht gesagt das du das geschrieben hättest aber das ssgen sehr viele.
Naja so gering isg der Anteil absulut nicht. Wir lernen jede krankheit und die Behandlung dazu recht ausführlich. Kann sein das es in anderen Schulen anders ist aber bei usn istf es so, die schule soll Abef auhch eine der schwersten im Umkreis sein. Nein wir lernen keine ärztliche Gesprächsführung aber wir lernen die pflegerischen gespräche und nein natürlich auch nicht wie man operiert, das müssen wir nunmal nicht tun. Allerdings ist es bei uns so das wir teilweise die diagnosen stellen müssen, bzw dem Arzt den Hinweis dazu geben, weil es die Ärzte nicht auf did Reihe kriegen und den Patienten so oder so den ganzen Tag nicht sehen. Was krankheiten angeht sind wir schon sehr gut geschult und ich kann nciht von anderen Schulen reden aber bei uns ist das so und auch Schüler von anderen Schulen die ich kennengelernt habe sagen dasselbe.
Ja eben. Du bestätigst nochmal gut was ich sage. Ihr seid sehr gut informiert was Krankheiten angeht, allerdings ist das nur ein sehr geringer Anteil vom medizinstudium. Alles andere lernt ihr eben nicht. Wegen einem kleinen deckenden Abschnitt zu sagen, es wäre ein halbes medizinstudium ist schlichtweg falsch.
Mein Gott man sagt das eben so. Damit ist nicht gemeint das es wir genau died Hälfte von einem medizinstudium lernen. Die flegeausbildung ist Aber nunmal auch sehr anspruchsvoll. Und ja vielleicht ist der Begriff nicht richtig gewählt. Dennoch kommen shcin sehr viele an ihre Grenzen bei dieser Ausbildung weil sie sehr medizinisch und anspruchsvoll ist.
Die Frage war aber nicht, was man sagt, sondern wie es ist. Ich glaube dir auch, dass die Ausbildung sehr anspruchsvoll ist. Aber eben nicht mit einem medizinstudium zu vergleichen, da man kaum deckungsgleiche Themen hat.
Hallo! Danke, das ist gut zu hören. Ich interessiere mich nämlich sehr für die Ausbildung, habe aber schon von einigen (auch Pflegern) gehört, dass die Ausbildung wohl eher weniger mit Medizin zu tun hat?
Das hat mich auch erstmal gewundert, weil schließlich lernt man ja über alles, was du grad geschrieben hast. Deshalb habe ich nochmal gefragt, ob andere das auch so sehen.
Danke!
Ja ich bin grade mitten in der ausbildung und es ist nicht leicht. Aber es macht sehr viel Spaß. Man lernt sehr viel über die Pflege von krankheiten aber auch alles über die Organe und deren krankheiten, vielleicht nicht so intensiv wie Ärzte aber aufjedenfall mehr als genug. Wie die neue generalisierte Ausbildung ist weiß ich nicht genau aber mit sicherheit auch sehr medizinisch.
Ich weiß es nicht, komme nicht aus dem Pflegebereich. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Ausbildungsgesetze so etwa alle zwanzig bis dreißig Jahre ändern und somit natürlich auch die Ausbildungsziele und dementsprechend auch die Ausbildungsinhalte. Erst im Januar 2020, sind das neue "Pflegeberufegesetz" und die dazugehörige "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Pflegeberufe" in Kraft getreten und haben das bisherige Krankenpflegegesetz abgelöst. Sich mit fertig ausgebildetem Pflegepersonal über die Ausbildung auszutauschen, macht also nur bedingt Sinn. Auch ein Pflegestudium ist mit dem neuen Pflegeberufegesetz jetzt möglich. Primäre Ausbildungsziele nach dem Pflegeberufegesetz, sind:
https://www.gesetze-im-internet.de/pflbg/__5.html
Nach der APrV, sind 2100 Stunden theoretische und praktische Ausbildung an der staatlich anerkannten Schule und 2500 Stunden praktische Ausbildung.
Mfg
In meiner Ausbildung war es damals so, dass wir im dritten Lehrjahr Krankheitslehre dazu bekommen haben. Da gab es etwas mehr Anatomie, aber nicht sehr viel. Relativ oberflächlich. Im Examen kamen vielleicht 2-3 anatomische Fragen dran. Also ich finde das ist wenig. Wenn du mit Medizin Anatomie meinst. Was für dich ist denn ‚Medizin‘?
Darf ich fragen wie lange das her isg und in welchen Bundesland du gelernt hast. Ich komme jetzt ins 3te Jahr der Ausbildung und wir haben in der ersten Woche im ersten ausbildingsjahr schon krankheitslehre und anatomie gehabt. Und das begleitet uns seit dem jede einzelne schulwoche mindestens 9 Stunden pro Woche. Wir behandeln das sehr ausführlich und genau, lernen jede einzelne krankheit und jedes organ sehr ausführlich. Und auch andere pflege Schulen in der umgebung mschen das so.
Lg
6 Jahre ist das her. Der Unterricht und der Inhalt ist ja überall etwas unterschiedlich. Sowas wie Herzinfarkt, Nierenversagen etc. hatten wir eben erst im 3. da im ersten und zweiten Lehrjahr Kranken- & Kinderkrankenpflege gemeinsam war. Und im dritten wurden wir getrennt und jeder hat spezifische Erkrankungen gelernt. Auch erst im dritten Lehrjahr kamen Ärzte zum Unterricht zu uns.
Ach okay also hast du so eine Art generalistische Ausbildung gemacht?
Ja klar das ist natürlich überall anders geregelt.
Bei uns kommen immer wieder Ärzte in den Unterricht und das von Anfang an.
Nein. Ich bin Gesundheits- & Krankenpflegerin. Bei uns war es so, dass Krankenpfleger und Kinderkrankenpfleger sich die ersten zwei Jahre geteilt haben. Im dritten Jahr wurden wir getrennt.
Ach okay das hab ich noch garnicht gehört. Aber ich hab schon mitbekommen das jede Schule alles ganz anders händelt.
Mhh, schwer zu sagen. Ich möchte einfach eine Ausbildung machen, in der man nachher auch mal 'mitreden' kann, wenn du verstehst? Ich dachte, während der Pflegeausbildung lernt man viel über Krankheitslehre, Anatomie, Behandlungen, Medikamente etc. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man in vielen Ländern Pflege studieren muss. Deshalb wundert es mich immer, wenn die Pflege so runtergemacht wird.
Ja doch, lernt man schon viel find ich. Aber das spezifische kommt später wenn du dich für einen Fachbereich entschieden hast. Ich arbeite zB auf einer Kardiologie und kenne mich da sehr gut aus mittlerweile. Man wird zum ‚Fachidioten‘ - in anderen Bereichen kenne ich mich gar nicht mehr aus. Aber ja - in anderen Ländern ist es intensiver.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass man in vielen Ländern Pflege studieren muss.
Genau da liegt der Unterschied: dort, wo Pflege eine akademische Ausbildung (Studium) voraussetzt, sind auch die Kompetenzen, die dem Pflegepersonal zugemessen werden, breiter angelegt. Man kann ein Studium nicht mit einer 3jährigen Ausbildung vergleichen.
Mh. Ich schwanke momentan so ein bisschen zwischen Kinderkrankenpflege und Hebamme.
Ich dachte immer, Kinderkrankenpfleger müssen doch im Prinzip "mehr drauf haben" als Hebammen (natürlich sind Hebammen auch nicht ohne, nicht falsch verstehen!), schließlich ist das ja ein viel breiterer Tätigkeitsbereich, mit verschiedenen Krankheiten etc.
Und jetzt ist Hebammenkunde aber ein Studium, Pflege eine Ausbildung? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Pflege so anspruchslos ist...
Ne, ist nicht anspruchslos. Die Ausbildung ist absolut nicht ohne. Deshalb auch immer diese hohe Durchfallquote. Ich hab es mir immer schwer vorstellt, aber es war teilweise SO schwer, dass ich dachte ‚Himmel, wo bin ich hier gelandet‘ 😀 Kinderkrankenpflege ist halt etwas breit gefächerter durch die generalisierte Ausbildung. Du hast mehr Möglichkeiten. Hebamme bleibt Hebamme. Aber auch diesen Beruf brauchen wir halt unbedingt.
Dass Hebammenkunde ein Studium ist, ist noch nicht lange so. Früher war das auch eine 'normale' Ausbildung.
Interessant, es mal von dieser Perspektive zu betrachten. Findest du deine Arbeit dennoch anspruchsvoll? Ich höre nämlich immer wieder, dass es ja "nur" Pflege ist und frage mich, ob Pfleger selbst das auch so sehen. Oder findest du einfach, dass man Pfleger nicht mit Ärzten vergleichen kann, weil beides eigenständige Dinge sind?