Wie könnte ein Beobachtungsbogen für folgenden Beobachtung haben?

1 Antwort

Ich finde, Du gehst ein wenig zu voreingenommen an die Beobachtung heran. Klar geistern bestimmt diverse Ideen durch die Einrichtung, warum und wieso dieses Kind ein so starkes Ablehnungsverhalten an den Tag legt, aber Deine Beobachtung soll ja kein existierendes Erklärungsmodell belegen.
Im Gegenteil: Deine möglichst neutrale und wertfreie Beobachtung soll ja erst zur Entwicklung eines Erklärungsmodells beitragen.

Als These finde ich in Ordnung, das Verhalten des männlichen Erzieher führe in bestimmten Situationen zu einer besonders starken Reaktion bei dem Jungen. Daraus bildet sich ja fast zwangsläufig die Gegenthese, bei weiblichen Kolleginnen zeige der Junge in vergleichbaren Situationen seltener sein Ablehnungsverhalten und auch weniger intensiv.

Daraus ergibt sich dann Deine Vorgehensweise: Angenommen, der Junge verhält sich häufig ablehnend, wenn er sein Spielzeug aufräumen soll. Dann hast Du die Möglichkeit, ihn in der Einzelsituation nach dem Alleinspiel zu beobachten und in der Gruppensituation, wenn er mit anderen Kindern gemeinsam aufräumen soll. Vorher bittest Du entweder den Kollegen oder eine Kollegin aus der Gruppe, auf die jeweils eigene Weise in diese Situation einzutreten, und zwar ohne Unterstützung.
Damit hast Du schon mal mindestens vier Beobachtungen.
Um die Situationen vergleichen zu können, gehört zu Deinen Aufgaben, eine Vergleichbarkeit herzustellen: Die Uhrzeiten und Gesamtsituation sollten sich ähneln, z.B. vor dem Mittagessen. Außerdem solltest Du, soweit es Dir möglich ist, die Tagesform des Jungen berücksichtigen. Wenn er etwa schon den ganzen Morgen in Konflikte verwickelt war, kannst Du mit einer anderen Reaktion rechnen, als wenn er sich in einer zufriedenen und ausgeglichenen Grundstimmung befindet.

Letztendlich besteht Dein Arbeitsauftrag m.M.n. nicht nur in der Beobachtung des Kindes, sondern auch der beteiligten Kolleg*innen...
;o)
Ganz klar steht die Interaktion mit dem beteiligten Erwachsenen im Vordergrund und dabei besonders der entscheidende Moment, in dem die Situation kippt und sich zu einem Konflikt entwickelt - oder eben auch nicht.
Und natürlich alles, was danach passiert.
Und immer wertfrei formulieren und nicht interpretieren!