Wie kann ich meine Eltern überzeugen, dass ich in Norwegen studieren wil?

5 Antworten

Vielleicht versuchst du es mit einem Kompromiss: Beginne dein Studium in Deutschland und wechsel dann für ein Semester oder länger nach Norwegen. Dann kannst du an der deutschen Uni schon nebenbei Norwegisch lernen und hast einen "Rückzugsort" falls es in Norwegen nicht so läuft, wie du dir das vorstellst. Und wenn es doch ganz toll ist, dann kannst du auch problemlos mehrere Semester verlängern oder ganz wechseln.

Denn eins stimmt tatsächlich: Norwegen ist unheimlich teuer, da muss es gar nicht Oslo sein. Die Mieten können vielleicht mit München mithalten, aber liegen deutlich über dem normalen deutschen Schnitt. Aber die Miete ist nicht mal das Problem, sondern dass selbst Grundnahrungsmittel teilweise mehr als doppelt so teuer sein können. Und alles, was auch nur den Hauch von "Luxus" verbreitet (Fleisch, Essen gehen (Pizza? 30€!), Alkohol (ein Bier 8€), Rauchwaren etc.) ist nur in homöopathischen Dosen mit einem deutschen Durchschnittsgehalt zu bezahlen.

Also, informier dich am besten mal beim DAAD dazu. Vielleicht gibt es ja auch Stipendienprogramme, die dir bei der Finanzierung helfen.

Du beherrschst natürlich Norwegisch schon fließend und bist dir darüber im Klaren, dass die Lebenshaltungskosten in Norwegen nicht hoch, sondern sehr hoch sind, egal wo. Und mit einem sehr langen und sehr dunklen und sehr kalten Winter muss man auch klar kommen

Du machst erst 2019 dein Abi, hast also noch ganz viel Zeit, Norwegisch zu lernen.

Es ist nicht nur so, dass Oslo extrem hohe Mieten hat. Alle anderen Universitaetsstaedte haben aehnliche Probleme. Die meisten Lebensmittelpreise sind doppelt bis dreimal so hoch wie in Deutschland. Aber wenn man will, kann man auch sparsam leben.

Bevor du in Norwegen an einer Uni zugelassen wirst, musst du dich bewerben. Als Auslaender werden dir von deinem Abizeugnis Punkte abgezogen. Man wird also schlechter gestellt als einheimische Studenten. Fuer einige Faecher gibt es Zulassungsbeschraenkungen, fuer andere sind bestimmte Qualis vorgeschrieben.

Um die Zulassung zu bekommen, musst du gute Englischkenntnisse (TOEFL- oder IELTS-Test bei Vollstudium) nachweisen und den Bergentest bestehen, das ist ein norwegischer Sprachtest.

Weiterhin musst du einen Finanzierungsnachweis erbringen, dass du dir das Studium ueberhaupt leisten kannst. Erst dann bekommst du eine Aufenthaltsgenehmigung fuer 1 Jahr. Bleibst du laenger, muss man die Genehmigung neu beantragen, erneut mit Finanzierungsnachweis. Ausserdem ist fuer eine Verlaengerung ausschlaggebend, wie deine Leistungen in den Kursen waren. Nur wenn sie gut waren, wird verlaengert.

Ob man es sich als auslaendischer Student tatsaechlich zutrauen kann, einen Job anzunehmen und dennoch gute Leistungen zu bringen? Ich bezweifle das.

Ich wuerde an deiner Stelle den Weg ueber eine deutsche Uni waehlen: in D anfangen zu studieren und waehrend des Studiums 1 oder 2 Auslandssemester in N  verbringen. Wenn du ein guter Student bist, kannst du evtl. finanzielle Unterstuetzung ueber das Erasmus Programm bekommen, wenn dein Prof. dich fuer interessiert und motiviert haelt und du gute Studienleistungen vorweisen kannst. Ausserdem werden an den norwegischen Unis fuer Austauschstudenten immer einige Wohnheimplaetze (wesentlich preiswerter als eine private Unterkunft) freigehalten (fruehzeitig bewerben!), so dass das ganze Unternehmen "Ausland" wesentlich preiswerter wird als das Vollstudium.

Zu dem Argument deiner Mutter, dass Norwegen zu weit ist: es gibt ab Muenchen sehr preiswerte Fluege nach Oslo. In etwas mehr als 2 Stunden ist man dort, schneller als mit dem Auto  nach Hamburg.

Hallo,

auch, wenn deine Frage schon drei Jahre her ist, moechte ich (zufaelligerweise auch aus Muenchen) von meinem gerade begonnenen Vollstudium in Norwegen berichten.

Vor vier Jahren (in der 9. Klasse) hatte ich Lust, selbst eine neue Sprache zu lernen und habe mich spasseshalber fuer Schwedisch entschieden. Im Lauf der Zeit bin ich immer mehr Fan der skandinavischen Laender geworden und habe vor zwei Jahren noch angefangen, Norwegisch zu lernen. Vor eineinhalb Jahren habe ich Abitur gemacht und bin nach dem Abitur auf eine Langstreckenwanderung vom Nordkap aus entlang des skandinavischen Gebirges Richtung Sueden aufgebrochen. Ich habe es zwar nur 6 Wochen lang bis ungefaehr auf die Hoehe von Tromsø geschafft, aber dennoch hat mich Norwegen sehr fasziniert und ich konnte auch meine Sprachkenntnisse vertiefen.

In der darauffolgenden Zeit habe ich mir etwas Geld anverdient und habe dann entschieden, an der Uit in Tromsø "romfysikk", also im Prinzip Physik als Bachelor mit integriertem Master in Richtung Raumtechnologie, Erdobservation zu studieren.

Nun muss ich noch einige Kommentare von trumm richtigstellen:

  • Englischkenntnisse reichen aus, wenn das Fach Englisch auf dem Abiturzeugnis verzeichnet ist
  • Als EU-Auslaender entfaellt die Aufenthaltsgenehmigung, man muss sich nur einmal registrieren lassen und darf dann fuer immer bleiben. Ebenso hat das keine Auswirkungen auf den Studienplatz.
  • Man muss lediglich einen Zettel unterschreiben, dass man sich zu finanzieren weiss
  • Wenn man ca. 12 Stunden pro Woche arbeitet, kann man studelån (bafoeg) beantragen. Wenn alles gut laeuft, muss man nur 60% davon zurueckzahlen. Wenn ich jetzt meine Einkuenfte zusammenzaehle (Arbeit, die sich wirklich lohnt + kleine Zahlung von den Eltern + 40 % des studielån, die man behalten darf), dann kann man davon durchaus gut leben, und hat noch die 60% auf der hohen Kante (die ich unangetastet lassen wuerde, um finanziell frei zu sein).

Warum ich ein Studium in Norwegen dem in Deutschland vorziehe (nach meinen Erfahrungen als Erstsemestler):

  • Kleinere Gruppen, kein Gedraenge im Hoersaal
  • Alles ist sehr digital und praktisch (Deutschland ist in meinen Augen eine haptische Gesellschaft, zu sehr an dem, was man anfassen kann, verhaftet)
  • Keine Anwesenheitspflicht (Skandinavien setzt auf das Prinzip der Eigenverantwortung, viel staerker als Deutschland, wo alles von oben herab kontrolliert wird. Ausserdem kann man den Nebenjob besser mit dem Studienalltag verbinden)
  • Es gibt keine ECTS-credits. Dieses Semester schreibe ich nur drei Klausuren, allerdings muss man auch wirklich waehrend des Semesters kleine Hausarbeiten abliefern, um zu den Klausuren zugelassen zu werden. Dabei ist die Huerde manchmal recht hoch, das heisst, dass man, wenn man eine Aufgabe nicht verstanden hat, sie auch wirklich noch mal machen muss, bis man sie ordentlich kann (Man kann je zweimal abliefern)
  • Sehr kurze Wege (ausser vielleicht in Oslo und Bergen)

Warum das Leben in Norwegen bereits jetzt meine Erwartungen uebertroffen hat:

  • Es gibt einen sehr starken Gemeinschaftssinn. Man kennt sich und ist untereinander gut vernetzt, auch weil die Strukturen kleiner sind als in Deutschland und alles lockerer ist
  • Es gibt viele coole Traditionen (z.B. die lysløypa zu Beginn des Semesters, eine Art Bar-Schnitzeljagd durch das Zentrum, wo man bei jeder Bar stoppen muss und ein Mitglied der Gruppe ein Getraenk zu sich nimmt. Die Gruppenmitglieder sind mit einer Schnur verbunden, sodass es lustig wird.)
  • In Tromsø ist immer was los und es gibt die groesste Dichte an Bars pro Einwohner in Norwegen. 20% der Einwohner sind Studenten.
  • Es werden viele Weihnachtsfeiern mit leckeren traditionellen Gerichten schon im November gefeiert (auch unter Studentengruppen)
  • Die Uni liegt zwischen dem Fjord und einer Berglandschaft, super fuer mich als Outdoor-Verrueckten, ich kann ueber einen kleinen Berggipfel nach Hause gehen
  • Wir im Studiengang sind schon jetzt im ersten Semester eine eingeschweisste Gemeinschaft, da wir nur 20 Leute in genau dieser Studienrichtung sind
  • Wenn du als Deutscher mit 19 nach Norwegen kommst und gut Norwegisch sprichst, findest du sehr schnell Anschluss und viele werden deine Sprachfaehigkeiten und deinen Mut bewundern.
  • Norwegen ist zwar teuer, aber es hat mich Sparsamkeit und Selbststaendigkeit gelehrt und auch, sich ueber kleine Dinge zu freuen. Ausserdem bekommt man in einem reichen Land auch mehr vom Staat zurueck in Form von besserer Infrastruktur an der Uni (z.B. gerade fertiggestellte topmoderne Computerraeume, 24/7 zugaenglich) und natuerlich einem hoeheren Lohn im Nebenjob

Ausserdem muss ich hinzufuegen, dass es nicht das gleiche ist, ein Auslandssemester in Norwegen zu machen und in Norwegen ein Studium anzufangen. Ich habe das Gefuehl, dass die Austauschstudenten eher weniger Anschluss an die norwegischen Studenten finden, vor allem dann, wenn sie nicht oder nur wenig Norwegisch beherrschen. Wer Norwegen wirklich kennenlernen will, sollte schon dort studieren. Ich kann wirklich nur dazu ermutigen. Ich finde es schoen, dass einige meiner Freunde ploetzlich anfangen, ihre alten Deutschkenntnisse in meiner Anwesenheit aus der Mottenkiste holen und sich tatsaechlich ihre Kenntnisse verbessern. Gerade jetzt weiss ich, dass es wichtig ist, den Freizuegigkeit der Europaeischen Union (Norwegen ist zwar nicht Mitglied, wurde aber von der EU in den europaeischen Wirtschaftsraum "genudgt") auszunutzen. Fuer mich ist ganz Europa ein potenzieller Studienort, auch fuer das ganze Studium. Manche Leute ziehen nur Studienstandorte innerhalb Deutschlands in Betracht, was ich im Zuge der Freizuegigkeit ueberhaupt nicht nachvollziehen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

wenn du fließend norwegisch lernst würde mich das als Elternteil überzeugen und das musst du ja dann sowieso