Wie kann es sein, dass man trotz zugehaltenen Ohren trotzdem was hören kann?

6 Antworten

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Schall kann nicht nur "durch Materie hindurch", er bewegt sich in festen Stoffen sogar schneller als in Luft - darum funktioniert z. B. der berühmte Trick im Western, das Ohr auf die Schienen zu legen: Die Geräusche, die der Zug macht, werden über das Gleis viel schneller übertragen als durch die Luft und daher können die Gangster den Zug schon viel früher kommen hören.

Durch Resonanz können feste Körper den Schall sogar noch verstärken, wie man z. B. an vielen Musikinstrumenten oder in Häusern am Problem des "Trittschalls" sieht.

Feste Wände u. ä. dämpfen den Schall nur, weil sie schwerer sind als Luft und es daher wesentlich mehr Energie braucht, um sie zum Schwingen zu bringen.

Wenn Du Dir die Ohren zu hältst, läuft die Schallübertragung so ab:

  • Die Luft schwingt und trifft auf Deine Hand.
  • Die Luftschwingung versetzt Deine Hand in Schwingung (allerdings so schwach, das Deine Hand das nicht wahrnimmt). Dabei geht einerseits viel Energie (d. h. Lautstärke) verloren und auch die Wellenlängen (d. h. die Tonhöhen) können sich verändern.
  • Die Hand versetzt wiederum die Luft in Deinem Gehörgang in Schwingung, auch hierbei gibt es wieder Verluste und Veränderungen.
  • Die Luft in Deinem Gehörgang versetzt Dein Trommelfell in Schwingung, diese Schwingung wird von den Nervenzellen als hörbare Töne interpretiert.

Durch die Energie-Verluste und Wellenlängen-Veränderung bei den Übergängen wird der Ton erheblich leiser und dumpfer als wenn die Schwingung der Luft (ohne diese Übergänge) direkt auf Dein Trommelfell treffen würde.

Und selbst wenn Du Deine Gehörgänge vollkommen schalldicht verschließen könntest, gäbe es immer noch eine minimale Schallübertragung an Dein Trommelfell, denn der Luftschall versetzt auch Deinen gesamten Körper und insbesondere Deinen Schädel in (minimale) Schwingung, und diese überträgt sich dann auch aufs Trommelfell.

Für vollkommen schalldichte Räume braucht man sehr schwere Materialien als Wände und dazu strukturierte und "weiche" Oberflächen. Durch diese Oberflächen werden die Schallwellen gestreut und "abgefedert" und verlieren damit viel Energie. Die restliche Energie reicht dann nicht mehr aus, die schweren Wände zum Schwingen zu bringen.

Ja natürlich.

Feste Materie leitet Schall oft sogar noch besser als Luft. -Wenn sich schon mal über mehrere Etagen durch die Heizungsrohre Klopfzeichen gegeben hat weiß das.


syron17 
Beitragsersteller
 25.01.2015, 16:40

Ah okay, danke!

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Ja, kann er. Beim Hören gerät ein Anteil der Geräusche auch über Knochen u. Hautoberfläche zum Innenohr. Deshalb hörst du dich selbst beim Sprechen ganz anders, als wenn du eine Aufnahme von dir hörst... Bei Räumen wirkt die Wand auch als Resonanzkörper. Deshalb hörst du auch die Nachbarn husten... :)

Schall dringt nicht nur durch den Gehörgang ins Ohr sondern von überall im Kopf auf das Trommelfell ein.

Kann Schall durch Materie hindurch?

Luft ist auch Materie und da geht er sehr gut durch, aber Schall kann auch in Flüssigkeiten und von festen Materialien geleitet werden.

Schallwellen sind mechanische Wellen und sind materiegebunden. Die Auslenkung der Welle nimmt durch Reibung ab, das bedeutet die Schwingung wird bei guter Verdichtung im abgeschlossenem Raum gedämpft. Das bedeutet, ja, sie können (gedämpft) durch Materie hindurch. Nur im Vakuum können sie sich im Gegensatz zu elektromagnetischen Wellen nicht ausbreiten.