Wie ist es in Japan zu arbeiten?

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Wie in Deutschland dahingehend, dass es auch in Japan sehr stark auf das Unternehmen / die Institution ankommt, bei der man arbeitet. Was für die eine Arbeitsstelle gilt, muss noch lange nicht für die andere gelten. Deshalb sind auch die Erfahrungen, die diesbezüglich gemacht werden, unterschiedlich.

Außerdem wie in Deutschland: Arbeit ist in einmal Arbeit, und nicht Freizeitbeschäftigung. Der Anspruch von Arbeit ist nicht, dabei Spaß zu haben, sondern sie halt zu erledigen, und dafür Geld zu bekommen. Weder in Deutschland noch in Japan arbeite ich, weil es die Erfüllung meiner Träume ist.

Und dritter Punkt „wie in Deutschland“, die grundsätzlichen Arbeitsabläufe, Fachvokabular etc. sind tatsächlich auch dieselben. Im Detail macht Japan es dann gerne bewusst anders, oder bildet es sich zumindest gerne ein, aber grundsätzlich wird das Rad auch in Japan nicht neu erfunden. Allerdings spreche ich hier nur für meinen eigenen Beruf; bei Altenpfleger könnte ich mir vorstellen, dass es massive Unterschiede gibt.

Ein negativer Punkt, den ich festgestellt habe und als deutlich anders als in Deutschland empfinde ist die Wahrnehmung darüber, wer in welcher Situation wen anschnauzen darf. „Der Kunde ist König“, und als Europäer hat man gar keine Vorstellung, was das im Einzelfall heißen kann. Zum Beispiel nämlich, dass man alles richtig gemacht haben kann, und trotzdem Ärger bekommt. Und „der Kunde ist König“ gilt noch nicht einmal immer, es gibt sogar ganz seltsame Konstellation, wo es sogar anders herum ist. Dazu muss man wissen, dass bestimmte Berufsgruppen ein besonderes Ansehen haben. Lehrer gehören dazu, und zu speziell meinem Leidwesen auch Zollagenten. Da ist es dann wiederum egal, ob man deren Kunde ist, die dürfen alles.... Ich schmunzle in diesem Zusammenhang auch immer etwas über das Allgemeinplätzchen „Japaner sind immer soooo höflich“ - Japaner können (!!!!!) so richtig herablassend, beleidigend und laut sein.

Als positiven Punkt muss ich anführen, dass ich immer wieder erstaunt darüber bin, wie wenig Japaner (vielleicht mittlerweile?) Probleme damit haben, mit Ausländern zu arbeiten. Ich hatte sehr viel mehr Ablehnung erwartet.

Und was ich immer sage: In meinem Beruf unterscheiden sich die Überstunden gar nicht so drastisch...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Wenn man wenig bis gar nicht mit Japanern zu tun hat, dann geht’s. ; )

Wenn man mal von einem klassischen Bürojob in einer Firma ausgeht, die verpasst hat, dass wir mittlerweile im 21. Jahrhundert sind:

— chaotisch, unorganisiert

— viele, lange Meetings ohne Sinn und Zweck, deren Ausgang am Ende sowieso der Ranghöchste entscheidet

— unnötige Zeitverschwendung durch Begrüßungsreden, philosophischen Kram, E-Mail-Verkehr zwischen Angestellten, Dankesreden, Zwischenmeetings, Meetings über bevorstehende Meetings, usw.

— man arbeitet nicht hart, sondern lediglich lang

— die meisten Mitarbeiter sind nur angelernt; kaum Expertise

— usw., usw.

Ansonsten das Übliche, wie kaum Urlaub, zu lange Arbeitszeiten (ohne Überstunden), Krankheitstage = Urlaubstage, in der Regel zu schlechte Vergütung (auch aufgrund des Systems, das das Gehalt mit dem Alter steigt), usw.

Leute, die direkt am Mann arbeiten (Bauarbeiter, Krankenpfleger, Kellner,...) scheinen effektiver zu arbeiten, die leiden aber auch unter den allgemeinen Problemen.

Aber Salarymans im Büro (oder auch Lehrer in öffentlichen Schulen; die sind fast so wie Salarymans) sind die Looser der Nation. Da könnte man 80% entlassen und dem Rest einer kleinen Effektivitätssteigerung unterziehen und das Land würde wirtschaftlich nen Höhenflug machen..

  • keinen richtigen Urlaub, auch als Ausländer
  • Alltagsrassismus allgegenwärtig, auch in der Arbeit
  • Auf Arbeit bist du afaik nicht krankenversichert o.Ä., alles läuft privat
  • Das "im Büro schlafen ist normal in Japan" ist durchaus üblich
  • permamenter Druck