Wie ist der Beruf Schweißer?

4 Antworten

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Moin, zunächt mal eine kleine Richtigstellung: der Job als schweißer ist KEIN Knochenjob und er ist auch nicht dreckig! Verschiedene Leute sollten da mal von alten Klischees aus dunklen dreckigen Schlossereien des 19. Jahrhunderts weg kommen. Ich betreibe eine Schweißerei und brauche keine Roboter und so. der Schweißer der sieht, was er macht, ist immer noch besser als ein Roboter. Denn der kann nur, was man ihm programmiert! Außerdem gibt es unendlich viele Teile, die ein Roboter nicht kann, oder der dabei unwirtschaftlich ist.

Das bedauerliche bei der ganzen Sache ist  daß der Schweißer an sich kein tatsächlich erlernbarer Ausbildungsberuf ist. Obwohl die Anforderungen im Bereich Werkstoffkunde, dem Handling beim Schweißen, den vielen unterschiedlichen Verfahren.... wahnsinnig umfangreich ist. Leider kann man das Schweißen in einigen Metallberufen nur ansatzweise erlernen und später ggf. selber darauf aufbauen. Verdienstmöglichkeiten sind wie in vielen anderen Berufen sehr weit gefächert. Ein Landmaschinenschlosser, der an einem Pflug oder oder einer Egge mal schweißt, wird dafür keine 20€ Stundenlohn bekommen. Schweißer bei Krauss Maffei zB (Panzerstahl schweißen) fangen für 40€ gar nicht an. Reinstgasschweißer, die zB in Kraftwerkern oder gar Kernreaktoren arbeiten verdienen sich dumm und dusselig. Müssen allerdings ständig Schulungen Lehrgänge und Prüfungen machen. Das müssen übrigens auch andere Schweißer, die zB in der Industrie tätig sind. Schweißprüfungen verfallen in der Regel, nach spätestens 2 Jahren. Ist man in dem geprüften Bereich nicht tätig, bereits nach 6 Monaten! Es gibt vielerlie Gesichtspunkte, die man bei dieser Berufswahl beachten sollte. Zudem sollte man sich grundsätzlich (bei jedem Beruf) Gedanken machen, was man für Möglichkeiten hat.


gutentagoderso 
Beitragsersteller
 26.10.2015, 06:13

Eine sehr hilfreiche Antwort vielen dank dafür.

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Anirahtak04  14.10.2021, 23:17

Mein Vater ist ein IWE (International welding engineer) oder so ist das so ähnlich wie ein Schweißer?

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EddiR  15.10.2021, 07:40
@Anirahtak04

Grundsätzlich ja. Aber bis man so weit ist, dauert eine ganze Weile. Sprich mehrere Jahre. Schweißlehrgänge mit Prüfungen, Ausbildung zum Schweißfachmann, Lehrschweißer und Schweißaufsichtsperson... Meister oder Techniker-Ausbildung... Und für den Ingenieur (engineer) ist, soweit ich weiß, auch noch ein Studiengang erforderlich.

Aber.... für einen guten Schweißer, der lernfähig ist und sich ein bissel mit Werkstoffkunde befasst und auskennt, können ein paar Schweißprüfungen schon ausreichen. Prüfungen für Stahl, Edelstahl und Alu in verschiedenen Ausführungen (Kehlnähte, Stumpfer Stoß...) und Materialstärken, können einem schon ein gutes Einkommen bescheren. Einziger Wehrmutstropfen dabei ist der, daß die Prüfungen inzwischen mehrheitlich alle 3 Jahre wiederholt werden müssen.

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Anirahtak04  15.10.2021, 08:25
@EddiR

Achso okay, ja das stimmt, mein Vater hat Ingenieur Maschinenbau studiert soweit ich weiß.

Was gibt es eigentlich noch so für Titel wie IWE oder SFI und was davon ist das Beste?

Ich hab gesehen, dass er so ein Projekt auf dem PC dokumentiert hat am Abend, dass war ein Projekt wo etwas geschweißt oder gebaut werden soll. Dann hat er auch Schweißer eingetragen usw. also er meinte das Projekt muss erstmal eine Freigabe erhalten oder so. Er kennt auch bei Werkstoffen Nummern auswendig, die es anscheinend geben soll.

Er hat mir auch mal erzählt, dass er nicht so viel körperliche Arbeit macht, sondern halt irgendwie überprüft ob andere etwas richtig machen. Kann es sein, dass er dann diese „Schweißaufsicht“ ist? Weil ich hab gelesen, das Schweißer sowas brauchen.

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EddiR  15.10.2021, 08:35
@Anirahtak04

Dein Dad wird bei diversen Konstruktionen festlegen, wo eine Schweißnaht, wie stark und in welchem Verfahren ausgeführt werden soll. Zudem kommt dann auch noch die Vorbereitung der Naht. Muß man Material anfasen oder muß gegengeschweißt werden? Wie viele Lagen sind nötig um die Stärke der Naht zu erreichen? Welcher Zusatzwerkstoff und welches Gas sind erforderlich. Beim UP-Schweißen zB welches Pulver. Muß man formieren ? Nicht selten wird bei der Schweißerei dem Schweißer tatsächlich "über die Schulter" geschaut. Und wenn die Naht fertig ist, ist da noch lange nicht Ende. Da können zB Prüfungen durch Rißprüfmittel also Farbe und Entwickler, Ultraschall oder auch Röntgenprüfungen... nötig werden.

Taugen die Nähte nichts, taugt das Bauteil nichts!

Wenn dann ein Konstruktionsplan da ist, muß der geprüft werden bevor man los legen kann. Dann wird unter Umständen auch ein anderes verfahren oder stärkere Schweißnähte empfohlen.

Insgesamt ist das ein sehr umfangreiches Themengebiet. Und daher ist die Ausbildung, wie sie zB Dein Dad als IWE hat, sehr langwierig. 10 Jahre sind da mal gar nix.

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Anirahtak04  15.10.2021, 08:48
@EddiR

Ah okay das klingt mega interessant , aber wieso brauchen Schweißer überhaupt eine Schweißaufsicht und können das nicht alleine machen und entscheiden? :)

Ist ein IWE eigentlich dann besser als ein Schweißer und was gibt es noch für unterschiedliche Titel die man haben kann? Kennst du dich damit aus und hast du auch einen?

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EddiR  15.10.2021, 09:08
@Anirahtak04

Männer wie Dein Dad stehen in den seltensten Fällen selber auf einer Baustelle und schweißen. Dafür sind die einfach zu teuer! Aber der Schweißer, der nachher bei der Arbeit ist, hat im Vergleich zu Deinem Dad nur ein sehr begrenztes Wissen. Wie der KFZ-Mechaniker und der Meister. Selbstverständlich ist Dein Dad dann auch der, der die Verantwortung zu tragen hat. Der Schweißer selbst nicht. Oder nur sehr begrenzt. der Schweißer muß zB Bauteile vorwärmen. Dein Dad ist dann der, der die Vorwärmtemperatur überprüft und dokumentiert.

Als IWE hat Dein Dad sicherlich auch mal ganz klein angefangen. Vielleicht war scheißen nur ein Ausbildungsabschnitt in einem Beruf. (zB. KFZ-Mechaniker) Dann ein paar Kurse und Prüfungen und dann irgendwann als Schweißer gearbeitet...

Der kann aber auch mit ABI Maschinenbau studiert haben und dann im Fachbereich Schweißen sich weiter gebildet haben. Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zum Werdegang.

Ich war mal KFZ-Mechaniker. Hab nach der Bundeswehr einen Kurs gemacht und noch eine Weile als KFZler gearbeitet. war dann arbeitslos und hatte keine Aussicht auf einen Job in einer Autowerkstatt. Hab dann mein Hobby (schweißen) zum beruf und meinen beruf (KFZler) zum Hobby gemacht. War dann 9 Jahre in der Industrie als Schweißer tätig und bin nun schon seit 2004 selbstständig. Und dazu natürlich diverse Schweißprüfungen gemacht. Aber selbst ich, darf ohne Zertifizierung zB "Bahnteile" nach DIN 15085 oder Bauteilklasse c2 nicht schweißen.

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Anirahtak04  15.10.2021, 09:29
@EddiR

Genau mein Dad hat dein Abitur gemacht und dann studiert (ich glaub Maschinenbau). Also er war auch immer mal wieder für 3 Wochen von Zuhause weg und nur am Wochenende da. Ich hab gefragt warum und er meinte es ist eine bezahlte Schulung, damit er ein „besserer Ingenieur“ wird.

Denkst du als IWE Ingenieur verdient man gut?

Also wenn man dann die Verantwortung macht und der Schweißer etwas falsch gemacht hat, ist es dann sehr schlecht für die Schweißaufsicht, weil man dann vll Ärger kriegt.

Dein Werdegang klingt auch sehr gut. Freut mich, dass du nicht mehr arbeitslos bist und jetzt selbstständig geworden bist ;)

Hattest du, als du tätig warst als Schweißer auch mal eine Schweißaufsicht? Wenn ja, war es nervig, als jemand zugeschaut hat und dir Anweisungen gegeben hat oder war es hilfreich jemanden an seiner Seite zu haben der sich bischen mehr auskennt.

Darf mein Vater eigentlich alles schweißen oder gibt es da auch Grenzen?

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EddiR  15.10.2021, 16:40
@Anirahtak04

Du darfst das mit der Schweißaufsicht nicht falsch verstehen. Allerdings ist das Thema ungeheuer umfangreich. der Schweißer bekommt in der Regel einen WPS. Das ist eine Schweißanweisung in der alles drin steht. Wie die Naht ausgeführt wird, mit welchem Verfahren....... nach diesem WPS wird gearbeitet. Die Schweißaufsicht muß dazu nicht permanent daneben stehen. Das reicht zB u Anfang und auch mal zwischendurch..... Allerdings muß die Schweißaufsicht auch für die Schweißnaht unterschreiben und quasi haften. Bedingt... Immer zuerst der Betrieb.

Je nachdem, was Dein Dad jetzt genau macht, könnte ich mir vorstellen, daß der so zwischen 15 und 20k im Monat hat.

Und ja... Ich habe ab und an auch eine Schweißaufsicht. Aber wie oben schon genannt nicht permanent an der Backe. ich arbeite auch mal Stundenweise in fremden betrieben. Vor Allem, wenn die keinen eigenen Schweißer mit entsprechenden Prüfungen haben. Auch dann können das mal Schweißbaugruppen der bewertungsgruppe C2 oder nach DIN 15085 sein. Auch ich bekomme dann einen WPS, den ich mit der Schweißaufsichtsperson bespreche. Dann lege ich los und die SA schaut meist nur kurz zu. Wenn alles passt, habe ich meine Ruhe.

Bei vielen teilen die ich so geschweißt habe, wurden dann zerstörungsfreie Prüfungen wie röntgen oder Ultraschall gemacht. es gab aber auch schon bruchprüfungen oder Prüfschnitte mit Makroschliff. Guckst zB hier: https://www.google.com/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fwww.struers.com%2F-%2Fmedia%2FStruers-media-library%2FKnowledge%2FWeld-Inspection%2FAbout-weld-inspection-1600x730-px.jpg%3Fh%3D730%26w%3D1600%26lm%3D20200203T142801Z%26hash%3D43DDFDB9CBBF5829A322839305C52139&imgrefurl=https%3A%2F%2Fwww.struers.com%2Fde-DE%2FKnowledge%2FWeld-inspection&tbnid=WWPxlPLYkQzKIM&vet=12ahUKEwiBtNHvzszzAhV8hP0HHTJWBEoQMygCegUIARCrAQ..i&docid=zEkMrZx9k-POeM&w=1600&h=730&q=Makroschliff%20Schwei%C3%9Fnaht&ved=2ahUKEwiBtNHvzszzAhV8hP0HHTJWBEoQMygCegUIARCrAQ Da sieht man dann, wie so eine Naht innen aussieht. Ob das Material sauber war (Einschlüsse)...

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Leute die als Schweißer " was drauf " haben, sind gefragte Spezialisten.

Dafür braucht man aber jahrelange Erfahrung, den Willen immer besser zu werden und auch sowas wie ein besonderes " Händchen " für den Job.

Arbeiten als Schweißer kann aber auch ziemlich ungemütlich, dreckig und eintönig sein, jeh nachdem wo man arbeitet.

Mir persönlich wäre " nur schweißen " definitiv zu wenig. Ich bin zwar eigentlich ein ganz brauchbarer Schweißer obwohl ich das von meinem Berufsbild her eigentlich nicht sein müßte ( Werkzeugmacher ) und schweiße WIG sogar überdurchschnittlich.

Trotzdem könnte ich mir nicht vorstellen, jahrelang jeden Tag zu schweißen, geschweige denn nur zu schweißen, obwohl ich das ab und an im Job sowie zu Hause ganz gern mache.

Gibt es überhaupt noch diesen Job? Bei dem man nur schweißt?
Heutzutage wird das Schweißen zu 95% von Roboter übernommen!! Sie sind präziser, besser, schneller! Nur noch im Sondermaschinenbau oder in der Instandhaltung wird ab und zu noch was von Hand geschweißt!
Der Verdienst ist mittelmäßig, die Arbeit ist hart und dreckig!

Wähl einen Job bei dem Schweißen vorkommt, aber man noch was anderes macht, Industrie Mechaniker, Kfz-ler,...

Zudem würde ich dir noch Raten, Richtung Elektronik und Software zu gehen! Das ist die Zukunft! Heute geht kaum noch was ohne Elektrik! Man macht keine Ausbildung in einem aussterbenden Beruf, man sollte mit der Zeit gehen!